Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Die Napoleoniden. Lätitia ist keine feudale Fürstin, keine trauernde Das gute Mütterchen wurde auf den Schauplatz Lätitia würde sich in alle die Wunder, welche ihr Glaubt Ihr, daß Madame Mere so unglücklich Die Napoleoniden. Laͤtitia iſt keine feudale Fuͤrſtin, keine trauernde Das gute Muͤtterchen wurde auf den Schauplatz Laͤtitia wuͤrde ſich in alle die Wunder, welche ihr Glaubt Ihr, daß Madame Mère ſo ungluͤcklich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0137" n="119"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Die Napoleoniden</hi>.<lb/></fw> <p>Laͤtitia iſt keine feudale Fuͤrſtin, keine trauernde<lb/> Koͤnigin aus „dem Schloß am Meer,“ ſie gebar nicht,<lb/> um große Erſcheinungen hervorzubringen; Laͤtitia kann<lb/> uns nur als Mutter ruͤhren, als Mutter, wo ſie im<lb/> Vergleich ziemlich gluͤcklich iſt; denn iſt ſie nicht von<lb/> Enkeln und Kindern umgeben?</p><lb/> <p>Das gute Muͤtterchen wurde auf den Schauplatz<lb/> der Welt gebracht, wie in einem Ifflandiſchen Stuͤcke<lb/> zuletzt die alten Vaͤter und Großvaͤter aus ihren Dach¬<lb/> ſtuben kriechen, um das Gluͤck ihrer Kinder zu theilen,<lb/> deren Tugend ſie im Verlauf eines Theaterabends aus<lb/> Juſtizraͤthen zu Praͤſidenten machte.</p><lb/> <p>Laͤtitia wuͤrde ſich in alle die Wunder, welche ihr<lb/> Sohn verrichtete, nicht gefunden haben, wenn Soͤhne,<lb/> Schwiegerkinder und Stiefenkel nicht die Aſſoci<hi rendition="#aq">é</hi>s der<lb/> Weltgeſchaͤfte geworden waͤren, ſo daß ihr Alles in die<lb/> handgreiflichſte Naͤhe geruͤckt wurde. Sie ſah keine Hoff¬<lb/> nungen ſterben, keine Privilegien der Geſchichte, keine<lb/> Berechtigungen, die, wenn ſie nicht eintreffen, zuweilen<lb/> poetiſch ſind; die Fruͤchte ihres Leibes waren groͤßer als<lb/> der Stamm, ſie machten den Schoos vergeſſen, welchem<lb/> die Geſchichte ein ſo großes Ereigniß verdankt.</p><lb/> <p>Glaubt Ihr, daß Madame M<hi rendition="#aq">è</hi>re ſo ungluͤcklich<lb/> iſt? Thorheit! Sie wohnt zu Rom auf der Via San<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [119/0137]
Die Napoleoniden.
Laͤtitia iſt keine feudale Fuͤrſtin, keine trauernde
Koͤnigin aus „dem Schloß am Meer,“ ſie gebar nicht,
um große Erſcheinungen hervorzubringen; Laͤtitia kann
uns nur als Mutter ruͤhren, als Mutter, wo ſie im
Vergleich ziemlich gluͤcklich iſt; denn iſt ſie nicht von
Enkeln und Kindern umgeben?
Das gute Muͤtterchen wurde auf den Schauplatz
der Welt gebracht, wie in einem Ifflandiſchen Stuͤcke
zuletzt die alten Vaͤter und Großvaͤter aus ihren Dach¬
ſtuben kriechen, um das Gluͤck ihrer Kinder zu theilen,
deren Tugend ſie im Verlauf eines Theaterabends aus
Juſtizraͤthen zu Praͤſidenten machte.
Laͤtitia wuͤrde ſich in alle die Wunder, welche ihr
Sohn verrichtete, nicht gefunden haben, wenn Soͤhne,
Schwiegerkinder und Stiefenkel nicht die Aſſociés der
Weltgeſchaͤfte geworden waͤren, ſo daß ihr Alles in die
handgreiflichſte Naͤhe geruͤckt wurde. Sie ſah keine Hoff¬
nungen ſterben, keine Privilegien der Geſchichte, keine
Berechtigungen, die, wenn ſie nicht eintreffen, zuweilen
poetiſch ſind; die Fruͤchte ihres Leibes waren groͤßer als
der Stamm, ſie machten den Schoos vergeſſen, welchem
die Geſchichte ein ſo großes Ereigniß verdankt.
Glaubt Ihr, daß Madame Mère ſo ungluͤcklich
iſt? Thorheit! Sie wohnt zu Rom auf der Via San
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