Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Wellington. jährter Ruhm! Eine Grausamkeit, welche einen tiefenBlick in unsere Zeit werfen läßt! Und doch ist in diesem Falle nicht Alles Egoismus Es gibt eine Anlage zum Ruhm, welche zwar 10 *
Wellington. jaͤhrter Ruhm! Eine Grauſamkeit, welche einen tiefenBlick in unſere Zeit werfen laͤßt! Und doch iſt in dieſem Falle nicht Alles Egoismus Es gibt eine Anlage zum Ruhm, welche zwar 10 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0165" n="147"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Wellington</hi>.<lb/></fw>jaͤhrter Ruhm! Eine Grauſamkeit, welche einen tiefen<lb/> Blick in unſere Zeit werfen laͤßt!</p><lb/> <p>Und doch iſt in dieſem Falle nicht Alles Egoismus<lb/> oder das erhabene Intereſſe der Voͤlkerfreiheit; es iſt<lb/> moͤglich, daß bei der Gleichguͤltigkeit gegen den Herzog<lb/> von Wellington einige andere Triebfedern mit unter¬<lb/> laufen, welche nicht in der Zeit, oder in der Perſon,<lb/> ſondern in ſeinem Ruhme ſelbſt liegen. Es iſt moͤg¬<lb/> lich, daß der Herzog von Wellington in der That kein<lb/> ſo großer Mann iſt, als ſieben Feldmarſchallſtaͤbe und<lb/> drei gluͤckliche Feldzuͤge uns uͤberreden wollen. Waͤre<lb/> dem ſo, ſo verriethen die ruͤckſichtsloſen Anklagen des<lb/> engliſchen Volkes einen feinen Inſtinkt oder eine ſehr<lb/> unterrichtete Kenntniß ihres großen verhaßten Helden.<lb/> Wir wollen ſehen, ob ſich hieruͤber eine feſte Meinung<lb/> faſſen laͤßt.</p><lb/> <p>Es gibt eine Anlage zum Ruhm, welche zwar<lb/> mit uns geboren wird, aber nicht in unſern Talenten<lb/> liegt; ein Privilegium der Unſterblichkeit, welches un¬<lb/> gleich vertheilt, und keineswegs hoffnungsvolle Jugend,<lb/> blitzendes Auge, ein kraniologiſches Symptom iſt, ſon¬<lb/> dern eine Mitgift des Standes, die Laune des Zufalls,<lb/> welche den groͤßten Schwachkopf in hohen Regionen<lb/> geboren werden ließ. Auch hat der Soldat (natuͤrlich<lb/> <fw place="bottom" type="sig">10 *<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [147/0165]
Wellington.
jaͤhrter Ruhm! Eine Grauſamkeit, welche einen tiefen
Blick in unſere Zeit werfen laͤßt!
Und doch iſt in dieſem Falle nicht Alles Egoismus
oder das erhabene Intereſſe der Voͤlkerfreiheit; es iſt
moͤglich, daß bei der Gleichguͤltigkeit gegen den Herzog
von Wellington einige andere Triebfedern mit unter¬
laufen, welche nicht in der Zeit, oder in der Perſon,
ſondern in ſeinem Ruhme ſelbſt liegen. Es iſt moͤg¬
lich, daß der Herzog von Wellington in der That kein
ſo großer Mann iſt, als ſieben Feldmarſchallſtaͤbe und
drei gluͤckliche Feldzuͤge uns uͤberreden wollen. Waͤre
dem ſo, ſo verriethen die ruͤckſichtsloſen Anklagen des
engliſchen Volkes einen feinen Inſtinkt oder eine ſehr
unterrichtete Kenntniß ihres großen verhaßten Helden.
Wir wollen ſehen, ob ſich hieruͤber eine feſte Meinung
faſſen laͤßt.
Es gibt eine Anlage zum Ruhm, welche zwar
mit uns geboren wird, aber nicht in unſern Talenten
liegt; ein Privilegium der Unſterblichkeit, welches un¬
gleich vertheilt, und keineswegs hoffnungsvolle Jugend,
blitzendes Auge, ein kraniologiſches Symptom iſt, ſon¬
dern eine Mitgift des Standes, die Laune des Zufalls,
welche den groͤßten Schwachkopf in hohen Regionen
geboren werden ließ. Auch hat der Soldat (natuͤrlich
10 *
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