Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Daniel O'Connell. stem, der den Einfluß der Gesetzmäßigkeit auf die Massekennt, und davon überzeugt ist, daß man theure und werthe Dinge der Kühnheit nicht opfern dürfe. Selbst seinen Egoismus hat O'Connell verstanden "Ich habe einmal einen Menschen erschossen, den Daniel O'Connell. ſtem, der den Einfluß der Geſetzmaͤßigkeit auf die Maſſekennt, und davon uͤberzeugt iſt, daß man theure und werthe Dinge der Kuͤhnheit nicht opfern duͤrfe. Selbſt ſeinen Egoismus hat O'Connell verſtanden „Ich habe einmal einen Menſchen erſchoſſen, den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0192" n="174"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Daniel O'Connell</hi>.<lb/></fw>ſtem, der den Einfluß der Geſetzmaͤßigkeit auf die Maſſe<lb/> kennt, und davon uͤberzeugt iſt, daß man theure und<lb/> werthe Dinge der Kuͤhnheit nicht opfern duͤrfe.</p><lb/> <p>Selbſt ſeinen Egoismus hat O'Connell verſtanden<lb/> an das Intereſſe der Allgemeinheit zu knuͤpfen. Er<lb/> legte gerade ſo viel Werth auf ſeine Nothwendigkeit<lb/> fuͤr die iriſche Sache, als zugleich hinreichend iſt, ſeine<lb/> eigne Perſon in Sicherheit zu bringen. Waͤhrend ſein<lb/> Mund mit dem Stachel eines feinen und ſpitzen Ac¬<lb/> cents nicht muͤde wird zu verwunden, und er mit ſcho¬<lb/> nungsloſer Haͤrte jenſeits in Irland das wieder erzaͤhlt,<lb/> was er an Perſonen und Begegniſſen in London erfah¬<lb/> ren hat, ſo gibt er nicht einmal die beguͤtigende For¬<lb/> mel hinzu, womit ſo viel untadelhafter Mißbrauch ge¬<lb/> trieben wird, daß er naͤmlich Keinen habe beleidigen<lb/> wollen, ſondern geſteht mit leiſer Stimme zu, daß die<lb/> Ausforderung an der rechten Stelle iſt; zuckt aber dann<lb/> die Achſeln, ſieht gen Himmel und ruft ſchmerz¬<lb/> lich aus:</p><lb/> <p>„Ich habe einmal einen Menſchen erſchoſſen, den<lb/> Squire Deſterre im Jahr 1812; die Kugel ging ihm<lb/> mitten durchs Herz, und ſeitdem hab' ich der heiligen<lb/> Mutter Gottes von Kirkpatrik gelobt, jedes Menſchen¬<lb/> blut zu ſchonen!“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [174/0192]
Daniel O'Connell.
ſtem, der den Einfluß der Geſetzmaͤßigkeit auf die Maſſe
kennt, und davon uͤberzeugt iſt, daß man theure und
werthe Dinge der Kuͤhnheit nicht opfern duͤrfe.
Selbſt ſeinen Egoismus hat O'Connell verſtanden
an das Intereſſe der Allgemeinheit zu knuͤpfen. Er
legte gerade ſo viel Werth auf ſeine Nothwendigkeit
fuͤr die iriſche Sache, als zugleich hinreichend iſt, ſeine
eigne Perſon in Sicherheit zu bringen. Waͤhrend ſein
Mund mit dem Stachel eines feinen und ſpitzen Ac¬
cents nicht muͤde wird zu verwunden, und er mit ſcho¬
nungsloſer Haͤrte jenſeits in Irland das wieder erzaͤhlt,
was er an Perſonen und Begegniſſen in London erfah¬
ren hat, ſo gibt er nicht einmal die beguͤtigende For¬
mel hinzu, womit ſo viel untadelhafter Mißbrauch ge¬
trieben wird, daß er naͤmlich Keinen habe beleidigen
wollen, ſondern geſteht mit leiſer Stimme zu, daß die
Ausforderung an der rechten Stelle iſt; zuckt aber dann
die Achſeln, ſieht gen Himmel und ruft ſchmerz¬
lich aus:
„Ich habe einmal einen Menſchen erſchoſſen, den
Squire Deſterre im Jahr 1812; die Kugel ging ihm
mitten durchs Herz, und ſeitdem hab' ich der heiligen
Mutter Gottes von Kirkpatrik gelobt, jedes Menſchen¬
blut zu ſchonen!“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeAb Oktober 1834 ließ Karl Gutzkow seine als Serie… [mehr] Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |