Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Armand Carrel. College, der plötzlich einen Wechsel von Hause bekom¬men hat, sich mit seinen Kameraden einschließt und einige Tage lang seine Orgien feiert! Es gab eine Zeit, wo Armand Carrel mit Thiers Mignet, ruhig und gesetzt, von ängstlicher Beson¬ Thiers, lebhaft, Räsonneur, Poltron, immer Wi¬ Carrel, vielleicht nicht so unterrichtet wie Mignet, Armand Carrel. Collège, der ploͤtzlich einen Wechſel von Hauſe bekom¬men hat, ſich mit ſeinen Kameraden einſchließt und einige Tage lang ſeine Orgien feiert! Es gab eine Zeit, wo Armand Carrel mit Thiers Mignet, ruhig und geſetzt, von aͤngſtlicher Beſon¬ Thiers, lebhaft, Raͤſonneur, Poltron, immer Wi¬ Carrel, vielleicht nicht ſo unterrichtet wie Mignet, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0240" n="222"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Armand Carrel</hi>.<lb/></fw>Coll<hi rendition="#aq">è</hi>ge, der ploͤtzlich einen Wechſel von Hauſe bekom¬<lb/> men hat, ſich mit ſeinen Kameraden einſchließt und<lb/> einige Tage lang ſeine Orgien feiert!</p><lb/> <p>Es gab eine Zeit, wo Armand Carrel mit Thiers<lb/> und dem blonden Staatsrath Mignet die Namen der<lb/> Freundſchaft austauſchte, wo ihre Schwuͤre gemein¬<lb/> ſchaftlichen Feinden galten, wo ſie zuſammen Luft¬<lb/> ſchloͤſſer bauten, und ſich wechſelsweiſe belauſchten, wie<lb/> mit dem wachſenden Barte die Illuſionen ſchwanden.</p><lb/> <p>Mignet, ruhig und geſetzt, von aͤngſtlicher Beſon¬<lb/> nenheit, der pedantiſche Gegenſtand der Spaͤße des klei¬<lb/> nern Thiers, immer aufgezogen von ſeinen beiden<lb/> Freunden, aber ein Mann von weiſer Vorſicht, ein<lb/> Meiſter des Styls, ganz plaſtiſcher Natur, ein Mann<lb/> zu gut fuͤr die Dinge, denen er ſpaͤter diente.</p><lb/> <p>Thiers, lebhaft, Raͤſonneur, Poltron, immer Wi¬<lb/> derſpruch, heute das Gegentheil von dem, was er ge¬<lb/> ſtern war, nicht ſo tief und ergruͤndend, wie Mignet,<lb/> auch nicht ſo marmorn im Styl, aber empfaͤnglich, ein<lb/> leichter Arbeiter, mit einem genialen Inſtinkt fuͤr das<lb/> Wahre oder auch nur fuͤr das Glaͤnzende.</p><lb/> <p>Carrel, vielleicht nicht ſo unterrichtet wie Mignet,<lb/> nicht ſo geiſtreich wie Thiers, aber conſequent, ein<lb/> Mann der That, energiſch, Meiſter ſeines Ideenkreiſes,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [222/0240]
Armand Carrel.
Collège, der ploͤtzlich einen Wechſel von Hauſe bekom¬
men hat, ſich mit ſeinen Kameraden einſchließt und
einige Tage lang ſeine Orgien feiert!
Es gab eine Zeit, wo Armand Carrel mit Thiers
und dem blonden Staatsrath Mignet die Namen der
Freundſchaft austauſchte, wo ihre Schwuͤre gemein¬
ſchaftlichen Feinden galten, wo ſie zuſammen Luft¬
ſchloͤſſer bauten, und ſich wechſelsweiſe belauſchten, wie
mit dem wachſenden Barte die Illuſionen ſchwanden.
Mignet, ruhig und geſetzt, von aͤngſtlicher Beſon¬
nenheit, der pedantiſche Gegenſtand der Spaͤße des klei¬
nern Thiers, immer aufgezogen von ſeinen beiden
Freunden, aber ein Mann von weiſer Vorſicht, ein
Meiſter des Styls, ganz plaſtiſcher Natur, ein Mann
zu gut fuͤr die Dinge, denen er ſpaͤter diente.
Thiers, lebhaft, Raͤſonneur, Poltron, immer Wi¬
derſpruch, heute das Gegentheil von dem, was er ge¬
ſtern war, nicht ſo tief und ergruͤndend, wie Mignet,
auch nicht ſo marmorn im Styl, aber empfaͤnglich, ein
leichter Arbeiter, mit einem genialen Inſtinkt fuͤr das
Wahre oder auch nur fuͤr das Glaͤnzende.
Carrel, vielleicht nicht ſo unterrichtet wie Mignet,
nicht ſo geiſtreich wie Thiers, aber conſequent, ein
Mann der That, energiſch, Meiſter ſeines Ideenkreiſes,
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