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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.

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Armand Carrel.

Die Journalistik, durch keine Niederlagen entmu¬
thigt, lernte zuletzt auch siegen; denn die gesetzmäßige
Opposition, welche unter Polignac in der Kammer bald
die Oberhand erhielt, machte mit ihr gemeinschaftliche
Sache, so daß die Journale in den Julitagen eine
Macht waren, so positiv, wie Ragusas Kanonen.

Der National, von Carrel, Mignet und Thiers ab¬
wechselnd redigirt, wagte noch nach den Ordonnanzen zu
existiren; er lieferte die Protestationen der Kammer, hef¬
tete sich mit seinen begeisterten Aufrufen an die Stra¬
ßenecken, und gab sein Büreau als Ort der Bera¬
thung her.

Carrel, der von seinen beiden furchtsamen Collegen
verlassen war, entwickelte in dieser denkwürdigen Krisis
ein seltenes revolutionäres Talent, Gegenwart des
Geistes, Umsicht und einen militärischen Muth, wel¬
chen man der Literatur nicht zugetraut hätte.

Der National war immer in der ersten Reihe, er
schien aufzufordern, daß man ihn erst läse und dann
zu Patronen benutze.

Er war noch bis in den August thätig, die Auf¬
regung lebendig zu erhalten; bis zuletzt diejenigen her¬
vortraten, welche sich bis jetzt fern vom Schauplatze

Armand Carrel.

Die Journaliſtik, durch keine Niederlagen entmu¬
thigt, lernte zuletzt auch ſiegen; denn die geſetzmaͤßige
Oppoſition, welche unter Polignac in der Kammer bald
die Oberhand erhielt, machte mit ihr gemeinſchaftliche
Sache, ſo daß die Journale in den Julitagen eine
Macht waren, ſo poſitiv, wie Raguſas Kanonen.

Der National, von Carrel, Mignet und Thiers ab¬
wechſelnd redigirt, wagte noch nach den Ordonnanzen zu
exiſtiren; er lieferte die Proteſtationen der Kammer, hef¬
tete ſich mit ſeinen begeiſterten Aufrufen an die Stra¬
ßenecken, und gab ſein Buͤreau als Ort der Bera¬
thung her.

Carrel, der von ſeinen beiden furchtſamen Collegen
verlaſſen war, entwickelte in dieſer denkwuͤrdigen Kriſis
ein ſeltenes revolutionaͤres Talent, Gegenwart des
Geiſtes, Umſicht und einen militaͤriſchen Muth, wel¬
chen man der Literatur nicht zugetraut haͤtte.

Der National war immer in der erſten Reihe, er
ſchien aufzufordern, daß man ihn erſt laͤſe und dann
zu Patronen benutze.

Er war noch bis in den Auguſt thaͤtig, die Auf¬
regung lebendig zu erhalten; bis zuletzt diejenigen her¬
vortraten, welche ſich bis jetzt fern vom Schauplatze

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[230/0248] Armand Carrel. Die Journaliſtik, durch keine Niederlagen entmu¬ thigt, lernte zuletzt auch ſiegen; denn die geſetzmaͤßige Oppoſition, welche unter Polignac in der Kammer bald die Oberhand erhielt, machte mit ihr gemeinſchaftliche Sache, ſo daß die Journale in den Julitagen eine Macht waren, ſo poſitiv, wie Raguſas Kanonen. Der National, von Carrel, Mignet und Thiers ab¬ wechſelnd redigirt, wagte noch nach den Ordonnanzen zu exiſtiren; er lieferte die Proteſtationen der Kammer, hef¬ tete ſich mit ſeinen begeiſterten Aufrufen an die Stra¬ ßenecken, und gab ſein Buͤreau als Ort der Bera¬ thung her. Carrel, der von ſeinen beiden furchtſamen Collegen verlaſſen war, entwickelte in dieſer denkwuͤrdigen Kriſis ein ſeltenes revolutionaͤres Talent, Gegenwart des Geiſtes, Umſicht und einen militaͤriſchen Muth, wel¬ chen man der Literatur nicht zugetraut haͤtte. Der National war immer in der erſten Reihe, er ſchien aufzufordern, daß man ihn erſt laͤſe und dann zu Patronen benutze. Er war noch bis in den Auguſt thaͤtig, die Auf¬ regung lebendig zu erhalten; bis zuletzt diejenigen her¬ vortraten, welche ſich bis jetzt fern vom Schauplatze

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/248>, abgerufen am 21.11.2024.