Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Der Sultan. heimlich Verlegenheiten zu schaffen, aus welchen siesich nur durch eine gute Anzahl Piasterbeutel loskau¬ fen konnten. Inzwischen sorgte Mahmud für eine gute Polizei Aber es wurde des Lobes und Preises seiner selbst Der Sultan. heimlich Verlegenheiten zu ſchaffen, aus welchen ſieſich nur durch eine gute Anzahl Piaſterbeutel loskau¬ fen konnten. Inzwiſchen ſorgte Mahmud fuͤr eine gute Polizei Aber es wurde des Lobes und Preiſes ſeiner ſelbſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0338" n="320"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Sultan</hi>.<lb/></fw>heimlich Verlegenheiten zu ſchaffen, aus welchen ſie<lb/> ſich nur durch eine gute Anzahl Piaſterbeutel loskau¬<lb/> fen konnten.</p><lb/> <p>Inzwiſchen ſorgte Mahmud fuͤr eine gute Polizei<lb/> in ſeiner Hauptſtadt, und uͤbte dabei eine krampfhafte,<lb/> despotiſche Gerechtigkeit aus, mit der er den Euro¬<lb/> paͤern imponiren wollte. Den kleinſten Wortwechſel<lb/> eines Soldaten mit einem Geſandtſchafts-Bedienten<lb/> aus Pera, ſtrafte er durch den Tod, und ſtrich ſich<lb/> ſtolz den Bart, wenn der beſchwerdefuͤhrende Geſandte<lb/> uͤber dieſe Genugthuung faſt erſchrak. Den Reſt<lb/> ſeiner Zeit brachte er mit kalligraphiſchen Uebungen<lb/> hin; er ſchrieb ſelber ſeine Hattiſcherifs und entwarf<lb/> ſich ein Tagebuch, worin er niederſchrieb, daß er<lb/> ſchreibe.</p><lb/> <p>Aber es wurde des Lobes und Preiſes ſeiner ſelbſt<lb/> ſo viel, daß er ſich entſchloß, in das Geheimniß ſeiner<lb/> Kunſt einen Menſchen hineinzuziehen, der aber nichts<lb/> davon verſtehen mußte. Es fiel ihm ein, daß er Je¬<lb/> manden haben mußte, der ſeine Scripturen ſammelte<lb/> und aufbewahrte; da fragte er ſeinen Barbier, ob er<lb/> leſen und ſchreiben koͤnnte. Die Verneinung war ihm<lb/> recht, und ſeither nahm er ſeinen Barbier zum gehei¬<lb/> men Archivar. Dieſer in vertraulicher Stunde geſtand<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [320/0338]
Der Sultan.
heimlich Verlegenheiten zu ſchaffen, aus welchen ſie
ſich nur durch eine gute Anzahl Piaſterbeutel loskau¬
fen konnten.
Inzwiſchen ſorgte Mahmud fuͤr eine gute Polizei
in ſeiner Hauptſtadt, und uͤbte dabei eine krampfhafte,
despotiſche Gerechtigkeit aus, mit der er den Euro¬
paͤern imponiren wollte. Den kleinſten Wortwechſel
eines Soldaten mit einem Geſandtſchafts-Bedienten
aus Pera, ſtrafte er durch den Tod, und ſtrich ſich
ſtolz den Bart, wenn der beſchwerdefuͤhrende Geſandte
uͤber dieſe Genugthuung faſt erſchrak. Den Reſt
ſeiner Zeit brachte er mit kalligraphiſchen Uebungen
hin; er ſchrieb ſelber ſeine Hattiſcherifs und entwarf
ſich ein Tagebuch, worin er niederſchrieb, daß er
ſchreibe.
Aber es wurde des Lobes und Preiſes ſeiner ſelbſt
ſo viel, daß er ſich entſchloß, in das Geheimniß ſeiner
Kunſt einen Menſchen hineinzuziehen, der aber nichts
davon verſtehen mußte. Es fiel ihm ein, daß er Je¬
manden haben mußte, der ſeine Scripturen ſammelte
und aufbewahrte; da fragte er ſeinen Barbier, ob er
leſen und ſchreiben koͤnnte. Die Verneinung war ihm
recht, und ſeither nahm er ſeinen Barbier zum gehei¬
men Archivar. Dieſer in vertraulicher Stunde geſtand
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