Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Der Sultan. piren, wieder zu Paaren treiben, so verbietet es ihmder Himmel; denn sein Säbel fällt ins Meer, wenn er die Schiffe seiner Hoffnung besteigt. Rußland, von der Geschichte zum Erben der eu¬ Vielleicht stellen sich dieser Weissagung zwei Ge¬ Die erste Ansicht ist gewohnt, Alles auf den Volks¬ Jene glaubt, der Racen- und Völker-Unterschied, Der Sultan. piren, wieder zu Paaren treiben, ſo verbietet es ihmder Himmel; denn ſein Saͤbel faͤllt ins Meer, wenn er die Schiffe ſeiner Hoffnung beſteigt. Rußland, von der Geſchichte zum Erben der eu¬ Vielleicht ſtellen ſich dieſer Weiſſagung zwei Ge¬ Die erſte Anſicht iſt gewohnt, Alles auf den Volks¬ Jene glaubt, der Racen- und Voͤlker-Unterſchied, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0343" n="325"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Sultan</hi>.<lb/></fw> piren, wieder zu Paaren treiben, ſo verbietet es ihm<lb/> der Himmel; denn ſein Saͤbel faͤllt ins Meer, wenn<lb/> er die Schiffe ſeiner Hoffnung beſteigt.</p><lb/> <p>Rußland, von der Geſchichte zum Erben der eu¬<lb/> ropaͤiſchen Tuͤrkei beſtellt, hegt und pflegt den alten<lb/> Erblaſſer und ſchuͤtzt ihn treulich bis zum Tode. Ru߬<lb/> land wird der Tuͤrkei ſanft und zaͤrtlich die Augen zu¬<lb/> druͤcken. Und wollte ſich die Pforte in Konſtantinopel<lb/> nicht das Streicheln der Wangen gefallen laſſen, ſo<lb/> ſteht an Perſiens Graͤnzen die ruſſiſche Heeresmacht<lb/> geruͤſtet. Hier iſt kein Ausweg mehr. Die Pforte<lb/> muß ſich ſchuͤtzen laſſen, um eine vollſtaͤndige Erober¬<lb/> ung zu bleiben. Sie muß Freunden trauen, welche nur<lb/> die Zeit abwarten, wo ſie ihre Masken abnehmen.</p><lb/> <p>Vielleicht ſtellen ſich dieſer Weiſſagung zwei Ge¬<lb/> ſchichtsanſichten entgegen, die ſich darin vereinigen, daß<lb/> ſie Kombinationen der eben genannten Art fuͤr unzu¬<lb/> laͤnglich halten, und ſie mechaniſche und Verſtandesab¬<lb/> ſtraktionen nennen.</p><lb/> <p>Die erſte Anſicht iſt gewohnt, Alles auf den Volks¬<lb/> geiſt, die zweite, Alles auf die Religion ankommen zu<lb/> laſſen.</p><lb/> <p>Jene glaubt, der Racen- und Voͤlker-Unterſchied,<lb/> ein demokratiſch-populaires Element, werde gegen die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [325/0343]
Der Sultan.
piren, wieder zu Paaren treiben, ſo verbietet es ihm
der Himmel; denn ſein Saͤbel faͤllt ins Meer, wenn
er die Schiffe ſeiner Hoffnung beſteigt.
Rußland, von der Geſchichte zum Erben der eu¬
ropaͤiſchen Tuͤrkei beſtellt, hegt und pflegt den alten
Erblaſſer und ſchuͤtzt ihn treulich bis zum Tode. Ru߬
land wird der Tuͤrkei ſanft und zaͤrtlich die Augen zu¬
druͤcken. Und wollte ſich die Pforte in Konſtantinopel
nicht das Streicheln der Wangen gefallen laſſen, ſo
ſteht an Perſiens Graͤnzen die ruſſiſche Heeresmacht
geruͤſtet. Hier iſt kein Ausweg mehr. Die Pforte
muß ſich ſchuͤtzen laſſen, um eine vollſtaͤndige Erober¬
ung zu bleiben. Sie muß Freunden trauen, welche nur
die Zeit abwarten, wo ſie ihre Masken abnehmen.
Vielleicht ſtellen ſich dieſer Weiſſagung zwei Ge¬
ſchichtsanſichten entgegen, die ſich darin vereinigen, daß
ſie Kombinationen der eben genannten Art fuͤr unzu¬
laͤnglich halten, und ſie mechaniſche und Verſtandesab¬
ſtraktionen nennen.
Die erſte Anſicht iſt gewohnt, Alles auf den Volks¬
geiſt, die zweite, Alles auf die Religion ankommen zu
laſſen.
Jene glaubt, der Racen- und Voͤlker-Unterſchied,
ein demokratiſch-populaires Element, werde gegen die
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