Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.Martinez de la Rosa. die Liebe zur Freiheit immer da hintreten hieß, wo ihreberedtesten Fürsprecher standen. Noch gab es keine Doktrinairs, noch hatte die Exaltation durch gescheiterte Plane sich nicht in Mißkredit gebracht: es gab keine andre Gefahr, als die, welche eine edle Seele immer übersteht, den Servilismus. Martinez reihte sich den glorreichen Rednern dieser Periode an, welche durch ihre glänzende Beredsamkeit, ein Talent, welches in keine Schule gegangen war, ganz Europa zur Bewunderung zwangen. Die Restauration Ferdinands machte allen diesen Dingen ein Ende. Die Cortes waren zersprengt, der Rückkehrende begrüßte sein treues Volk mit Schaf¬ fotten und Proscriptionen. Martinez de la Rosa wurde nach der afrikanischen Küste verbannt und in Ceuta wie ein Gefangener gehalten. Er scheint sich während dieser Zeit vielen Reflexionen hingegeben zu haben. Er mag sich bemüht haben, Spaniens Schick¬ sal in ein Resultat zusammenzufassen, und philosophirte vielleicht über Dinge, die uns entmuthigen, wenn wir uns über sie stellen wollen. Welchen Eindruck mochte Porliers und Lascys Schicksal in ihm machen? Er beweinte es, aber nannte es vielleicht eine Thorheit, zu konspiriren. Fesseln entnerven: man sage nicht, daß man nach einer vierjährigen Gefangenschaft noch für 3 *
Martinez de la Roſa. die Liebe zur Freiheit immer da hintreten hieß, wo ihreberedteſten Fuͤrſprecher ſtanden. Noch gab es keine Doktrinairs, noch hatte die Exaltation durch geſcheiterte Plane ſich nicht in Mißkredit gebracht: es gab keine andre Gefahr, als die, welche eine edle Seele immer uͤberſteht, den Servilismus. Martinez reihte ſich den glorreichen Rednern dieſer Periode an, welche durch ihre glaͤnzende Beredſamkeit, ein Talent, welches in keine Schule gegangen war, ganz Europa zur Bewunderung zwangen. Die Reſtauration Ferdinands machte allen dieſen Dingen ein Ende. Die Cortes waren zerſprengt, der Ruͤckkehrende begruͤßte ſein treues Volk mit Schaf¬ fotten und Proſcriptionen. Martinez de la Roſa wurde nach der afrikaniſchen Kuͤſte verbannt und in Ceuta wie ein Gefangener gehalten. Er ſcheint ſich waͤhrend dieſer Zeit vielen Reflexionen hingegeben zu haben. Er mag ſich bemuͤht haben, Spaniens Schick¬ ſal in ein Reſultat zuſammenzufaſſen, und philoſophirte vielleicht uͤber Dinge, die uns entmuthigen, wenn wir uns uͤber ſie ſtellen wollen. Welchen Eindruck mochte Porliers und Lascys Schickſal in ihm machen? Er beweinte es, aber nannte es vielleicht eine Thorheit, zu konſpiriren. Feſſeln entnerven: man ſage nicht, daß man nach einer vierjaͤhrigen Gefangenſchaft noch fuͤr 3 *
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Martinez de la Roſa.
die Liebe zur Freiheit immer da hintreten hieß, wo ihre
beredteſten Fuͤrſprecher ſtanden. Noch gab es keine
Doktrinairs, noch hatte die Exaltation durch geſcheiterte
Plane ſich nicht in Mißkredit gebracht: es gab keine
andre Gefahr, als die, welche eine edle Seele immer
uͤberſteht, den Servilismus. Martinez reihte ſich den
glorreichen Rednern dieſer Periode an, welche durch ihre
glaͤnzende Beredſamkeit, ein Talent, welches in keine
Schule gegangen war, ganz Europa zur Bewunderung
zwangen. Die Reſtauration Ferdinands machte allen
dieſen Dingen ein Ende. Die Cortes waren zerſprengt,
der Ruͤckkehrende begruͤßte ſein treues Volk mit Schaf¬
fotten und Proſcriptionen. Martinez de la Roſa
wurde nach der afrikaniſchen Kuͤſte verbannt und in
Ceuta wie ein Gefangener gehalten. Er ſcheint ſich
waͤhrend dieſer Zeit vielen Reflexionen hingegeben zu
haben. Er mag ſich bemuͤht haben, Spaniens Schick¬
ſal in ein Reſultat zuſammenzufaſſen, und philoſophirte
vielleicht uͤber Dinge, die uns entmuthigen, wenn wir
uns uͤber ſie ſtellen wollen. Welchen Eindruck mochte
Porliers und Lascys Schickſal in ihm machen? Er
beweinte es, aber nannte es vielleicht eine Thorheit,
zu konſpiriren. Feſſeln entnerven: man ſage nicht, daß
man nach einer vierjaͤhrigen Gefangenſchaft noch fuͤr
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