Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.bei meinem Principal wieder einmal zum Thee und Tanz. Es hat bis vier gedauert! Man setzt einen wahren Wetteifer darein, daß der eine Ball um soviel Minuten länger dauert als der andre! Der Vater blickte nach dem bezeichneten Palais. Es hatte eine Aufgangstreppe. Am Fuße derselben stand in diesem Augenblick eine Art Stallmeister und ein Reitknecht, jener zu Pferde, dieser das seinige und ein mit Damensattel versehenes am Zügel haltend. Es war ein einziger Zaubermoment, daß die drei Rosse an's Portal sprengten, eine junge Dame wie ein Zephyrhauch aus dem Hause schwebte und mit einem Satze auf die vom Reitknecht hingehaltene nervigte Hand sprang und sich quer in den Sattel warf, ihr langes hellgraues Reitkleid ordnend, den kleinen Cylinder fester auf die dunkeln Flechten drückend, das ganze Wesen Elastizität und Leben. Kein Stuhl, keine Umständlichkeit. Der Reitknecht genügte mit seinen angezogenen Armmuskeln. Das ist ja beinahe plastisch! sagte der Vater. Wer ist die Dame? Ottomar hörte nicht die Frage des Vaters, der mit Künstleraugen die schön modellirte Gestalt in sich aufnahm. In der energischen Situation, die Wangen geröthet von der Lust, das Feuer des glänzend schwarzen Arabers zu zügeln, hatten an der Dame die weichen bei meinem Principal wieder einmal zum Thee und Tanz. Es hat bis vier gedauert! Man setzt einen wahren Wetteifer darein, daß der eine Ball um soviel Minuten länger dauert als der andre! Der Vater blickte nach dem bezeichneten Palais. Es hatte eine Aufgangstreppe. Am Fuße derselben stand in diesem Augenblick eine Art Stallmeister und ein Reitknecht, jener zu Pferde, dieser das seinige und ein mit Damensattel versehenes am Zügel haltend. Es war ein einziger Zaubermoment, daß die drei Rosse an’s Portal sprengten, eine junge Dame wie ein Zephyrhauch aus dem Hause schwebte und mit einem Satze auf die vom Reitknecht hingehaltene nervigte Hand sprang und sich quer in den Sattel warf, ihr langes hellgraues Reitkleid ordnend, den kleinen Cylinder fester auf die dunkeln Flechten drückend, das ganze Wesen Elastizität und Leben. Kein Stuhl, keine Umständlichkeit. Der Reitknecht genügte mit seinen angezogenen Armmuskeln. Das ist ja beinahe plastisch! sagte der Vater. Wer ist die Dame? Ottomar hörte nicht die Frage des Vaters, der mit Künstleraugen die schön modellirte Gestalt in sich aufnahm. In der energischen Situation, die Wangen geröthet von der Lust, das Feuer des glänzend schwarzen Arabers zu zügeln, hatten an der Dame die weichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0023" n="17"/> bei meinem Principal wieder einmal zum Thee und Tanz. Es hat bis vier gedauert! Man setzt einen wahren Wetteifer darein, daß der eine Ball um soviel Minuten länger dauert als der andre! </p> <p>Der Vater blickte nach dem bezeichneten Palais. Es hatte eine Aufgangstreppe. Am Fuße derselben stand in diesem Augenblick eine Art Stallmeister und ein Reitknecht, jener zu Pferde, dieser das seinige und ein mit Damensattel versehenes am Zügel haltend. Es war ein einziger Zaubermoment, daß die drei Rosse an’s Portal sprengten, eine junge Dame wie ein Zephyrhauch aus dem Hause schwebte und mit einem Satze auf die vom Reitknecht hingehaltene nervigte Hand sprang und sich quer in den Sattel warf, ihr langes hellgraues Reitkleid ordnend, den kleinen Cylinder fester auf die dunkeln Flechten drückend, das ganze Wesen Elastizität und Leben. Kein Stuhl, keine Umständlichkeit. Der Reitknecht genügte mit seinen angezogenen Armmuskeln. </p> <p>Das ist ja beinahe plastisch! sagte der Vater. Wer ist die Dame? </p> <p>Ottomar hörte nicht die Frage des Vaters, der mit Künstleraugen die schön modellirte Gestalt in sich aufnahm. In der energischen Situation, die Wangen geröthet von der Lust, das Feuer des glänzend schwarzen Arabers zu zügeln, hatten an der Dame die weichen </p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0023]
bei meinem Principal wieder einmal zum Thee und Tanz. Es hat bis vier gedauert! Man setzt einen wahren Wetteifer darein, daß der eine Ball um soviel Minuten länger dauert als der andre!
Der Vater blickte nach dem bezeichneten Palais. Es hatte eine Aufgangstreppe. Am Fuße derselben stand in diesem Augenblick eine Art Stallmeister und ein Reitknecht, jener zu Pferde, dieser das seinige und ein mit Damensattel versehenes am Zügel haltend. Es war ein einziger Zaubermoment, daß die drei Rosse an’s Portal sprengten, eine junge Dame wie ein Zephyrhauch aus dem Hause schwebte und mit einem Satze auf die vom Reitknecht hingehaltene nervigte Hand sprang und sich quer in den Sattel warf, ihr langes hellgraues Reitkleid ordnend, den kleinen Cylinder fester auf die dunkeln Flechten drückend, das ganze Wesen Elastizität und Leben. Kein Stuhl, keine Umständlichkeit. Der Reitknecht genügte mit seinen angezogenen Armmuskeln.
Das ist ja beinahe plastisch! sagte der Vater. Wer ist die Dame?
Ottomar hörte nicht die Frage des Vaters, der mit Künstleraugen die schön modellirte Gestalt in sich aufnahm. In der energischen Situation, die Wangen geröthet von der Lust, das Feuer des glänzend schwarzen Arabers zu zügeln, hatten an der Dame die weichen
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Zitationshilfe: | Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/23>, abgerufen am 16.07.2024. |