Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

So winkte er denn auch jetzt einem solchen und war bald in seiner Wohnung, der Bäckerstraße, wo zu jeder Stunde eine reiche Clientel nach ihm fragte oder auf ihn wartete. Hausbesitzer, Speculanten, Frauen, die gern geschieden sein wollten, andere, die es schon waren und neue Beschwerden hatten; Alles durcheinander fand sich bei dem auch in den Zeitungen immer mit glücklichen Vertheidigungen bezeichneten Rechtsbeistand ein.

Der starke corpulente Mann, der sich bei rascher Bewegung von einem leichten Asthma nicht frei fühlte, immer thätig, vielleicht immer darüber grübelnd, woher er mit Anstand Geld nehmen könnte, hätte in seinem Leben schon selbst Anfälle haben dürfen, seinerseits auch an Trennung von seinem Weibe zu denken. Denn die Justizräthin, mit ihren Töchtern Sascha und Zerline, hatte schon wieder das Hülfspersonal des Vaters für einen Ball in Anspruch genommen. Statt daß diese im Bureau saßen und die Einreden und Appellationen aufsetzten, deren Entwürfe ihnen der Justizrath mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit gemacht hatte, wurden Ottomar Althing, Jean Vogler und Edmund Dieterici von ihren Sesseln abgerufen, um Cotillontouren zu erfinden. Die jungen Männer, die diese Frauen einfach als die bezahlten Sklaven ihres Gatten und Vaters ansahen, sollten Ideen angeben, die sich bei Glasern,

So winkte er denn auch jetzt einem solchen und war bald in seiner Wohnung, der Bäckerstraße, wo zu jeder Stunde eine reiche Clientel nach ihm fragte oder auf ihn wartete. Hausbesitzer, Speculanten, Frauen, die gern geschieden sein wollten, andere, die es schon waren und neue Beschwerden hatten; Alles durcheinander fand sich bei dem auch in den Zeitungen immer mit glücklichen Vertheidigungen bezeichneten Rechtsbeistand ein.

Der starke corpulente Mann, der sich bei rascher Bewegung von einem leichten Asthma nicht frei fühlte, immer thätig, vielleicht immer darüber grübelnd, woher er mit Anstand Geld nehmen könnte, hätte in seinem Leben schon selbst Anfälle haben dürfen, seinerseits auch an Trennung von seinem Weibe zu denken. Denn die Justizräthin, mit ihren Töchtern Sascha und Zerline, hatte schon wieder das Hülfspersonal des Vaters für einen Ball in Anspruch genommen. Statt daß diese im Bureau saßen und die Einreden und Appellationen aufsetzten, deren Entwürfe ihnen der Justizrath mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit gemacht hatte, wurden Ottomar Althing, Jean Vogler und Edmund Dieterici von ihren Sesseln abgerufen, um Cotillontouren zu erfinden. Die jungen Männer, die diese Frauen einfach als die bezahlten Sklaven ihres Gatten und Vaters ansahen, sollten Ideen angeben, die sich bei Glasern,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0059" n="53"/>
So winkte er denn auch jetzt einem solchen und war bald in seiner Wohnung, der <ref xml:id="TEXTBaeckerstraße" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLBaeckerstraße">Bäckerstraße</ref>, wo zu jeder Stunde eine reiche Clientel nach ihm fragte oder auf ihn wartete. Hausbesitzer, Speculanten, Frauen, die gern geschieden sein wollten, andere, die es schon waren und neue Beschwerden hatten; Alles durcheinander fand sich bei dem auch in den Zeitungen immer mit glücklichen Vertheidigungen bezeichneten Rechtsbeistand ein. </p>
        <p>Der starke corpulente Mann, der sich bei rascher Bewegung von einem leichten Asthma nicht frei fühlte, immer thätig, vielleicht immer darüber grübelnd, woher er mit Anstand Geld nehmen könnte, hätte in seinem Leben schon selbst Anfälle haben dürfen, seinerseits auch an Trennung von seinem Weibe zu denken. Denn die Justizräthin, mit ihren Töchtern Sascha und Zerline, hatte schon wieder das Hülfspersonal des Vaters für einen Ball in Anspruch genommen. Statt daß diese im Bureau saßen und die Einreden und Appellationen aufsetzten, deren Entwürfe ihnen der Justizrath mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit gemacht hatte, wurden Ottomar Althing, Jean Vogler und Edmund Dieterici von ihren Sesseln abgerufen, um <ref xml:id="TEXTCotillontouren" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLCotillontouren">Cotillontouren</ref> zu erfinden. Die jungen Männer, die diese Frauen einfach als die bezahlten Sklaven ihres Gatten und Vaters ansahen, sollten Ideen angeben, die sich bei Glasern,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[53/0059] So winkte er denn auch jetzt einem solchen und war bald in seiner Wohnung, der Bäckerstraße, wo zu jeder Stunde eine reiche Clientel nach ihm fragte oder auf ihn wartete. Hausbesitzer, Speculanten, Frauen, die gern geschieden sein wollten, andere, die es schon waren und neue Beschwerden hatten; Alles durcheinander fand sich bei dem auch in den Zeitungen immer mit glücklichen Vertheidigungen bezeichneten Rechtsbeistand ein. Der starke corpulente Mann, der sich bei rascher Bewegung von einem leichten Asthma nicht frei fühlte, immer thätig, vielleicht immer darüber grübelnd, woher er mit Anstand Geld nehmen könnte, hätte in seinem Leben schon selbst Anfälle haben dürfen, seinerseits auch an Trennung von seinem Weibe zu denken. Denn die Justizräthin, mit ihren Töchtern Sascha und Zerline, hatte schon wieder das Hülfspersonal des Vaters für einen Ball in Anspruch genommen. Statt daß diese im Bureau saßen und die Einreden und Appellationen aufsetzten, deren Entwürfe ihnen der Justizrath mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit gemacht hatte, wurden Ottomar Althing, Jean Vogler und Edmund Dieterici von ihren Sesseln abgerufen, um Cotillontouren zu erfinden. Die jungen Männer, die diese Frauen einfach als die bezahlten Sklaven ihres Gatten und Vaters ansahen, sollten Ideen angeben, die sich bei Glasern,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T12:27:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T12:27:44Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-1<a>) (2013-07-01T14:33:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/59
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder01_1877/59>, abgerufen am 21.11.2024.