Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 1. Breslau, 1877.Ach, lassen Sie das jetzt, Herr Vogler! riefen die Damen und würden in der That die kostbare Zeit der Mitarbeiter ihres Vaters mißbraucht haben zu Cotillonserfindungen, wenn es nicht plötzlich geheißen hätte: der Vater! Die Ankunft des Justizraths erlaubte allen Dreien, sich dem Wetteifer der sich in Naturlauten Ueberbietenden, die denn doch zuweilen noch von einer vorhandenen Großmutter mit den Worten abgetrumpft wurden: Das giebt Feuersgefahr! zu entziehen. Jean Vogler behauptete, blaue Flecken am Arm zu haben, so hätten ihm die Mänaden mit ihrer Dringlichkeit zugesetzt. Dieterici, Theodorich genannt, der hinter dem Schein der Milde und Sanftmuth viel Eitelkeit und Pedanterie zu verbergen schien, erklärte geradezu, tetes-a-tetes dieser Art mit den Damen im Hause nicht wieder anknüpfen zu wollen. Denn nicht nur, daß es der kleinen Zerline nur ein Leichtes war, auf ein: Fräulein, ich weiß wahrhaftig Nichts, als Knallbonbons ziehen! flottweg zu erwidern: Ach, Sie sind ein Simplex! er trug ihr auch Zurücksetzungen und öffentliche Verläugnungen bei Bällen, bei nicht eingehaltenen Tanztouren nach. Die Mutter konnte sich vornehmen, solche herausplatzende Aeußerungen ihrer Töchter, auf Befehl der Großmama, rügen zu wollen, aber den Vorsatz auszuführen, dazu blieb das ganze Jahr Ach, lassen Sie das jetzt, Herr Vogler! riefen die Damen und würden in der That die kostbare Zeit der Mitarbeiter ihres Vaters mißbraucht haben zu Cotillonserfindungen, wenn es nicht plötzlich geheißen hätte: der Vater! Die Ankunft des Justizraths erlaubte allen Dreien, sich dem Wetteifer der sich in Naturlauten Ueberbietenden, die denn doch zuweilen noch von einer vorhandenen Großmutter mit den Worten abgetrumpft wurden: Das giebt Feuersgefahr! zu entziehen. Jean Vogler behauptete, blaue Flecken am Arm zu haben, so hätten ihm die Mänaden mit ihrer Dringlichkeit zugesetzt. Dieterici, Theodorich genannt, der hinter dem Schein der Milde und Sanftmuth viel Eitelkeit und Pedanterie zu verbergen schien, erklärte geradezu, tètes-à-tètes dieser Art mit den Damen im Hause nicht wieder anknüpfen zu wollen. Denn nicht nur, daß es der kleinen Zerline nur ein Leichtes war, auf ein: Fräulein, ich weiß wahrhaftig Nichts, als Knallbonbons ziehen! flottweg zu erwidern: Ach, Sie sind ein Simplex! er trug ihr auch Zurücksetzungen und öffentliche Verläugnungen bei Bällen, bei nicht eingehaltenen Tanztouren nach. Die Mutter konnte sich vornehmen, solche herausplatzende Aeußerungen ihrer Töchter, auf Befehl der Großmama, rügen zu wollen, aber den Vorsatz auszuführen, dazu blieb das ganze Jahr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0061" n="55"/> Ach, lassen Sie das jetzt, Herr Vogler! riefen die Damen und würden in der That die kostbare Zeit der Mitarbeiter ihres Vaters mißbraucht haben zu Cotillonserfindungen, wenn es nicht plötzlich geheißen hätte: der Vater! </p> <p>Die Ankunft des Justizraths erlaubte allen Dreien, sich dem Wetteifer der sich in Naturlauten Ueberbietenden, die denn doch zuweilen noch von einer vorhandenen Großmutter mit den Worten abgetrumpft wurden: Das giebt Feuersgefahr! zu entziehen. Jean Vogler behauptete, blaue Flecken am Arm zu haben, so hätten ihm <ref xml:id="TEXTdieMaenaden" type="editorialNote" target="NSer2E.htm#ERLdieMaenaden">die Mänaden</ref> mit ihrer Dringlichkeit zugesetzt. Dieterici, Theodorich genannt, der hinter dem Schein der Milde und Sanftmuth viel Eitelkeit und Pedanterie zu verbergen schien, erklärte geradezu, <hi rendition="#aq">tètes-à-tètes</hi> dieser Art mit den Damen im Hause nicht wieder anknüpfen zu wollen. Denn nicht nur, daß es der kleinen Zerline nur ein Leichtes war, auf ein: Fräulein, ich weiß wahrhaftig Nichts, als Knallbonbons ziehen! flottweg zu erwidern: Ach, Sie sind ein Simplex! er trug ihr auch Zurücksetzungen und öffentliche Verläugnungen bei Bällen, bei nicht eingehaltenen Tanztouren nach. Die Mutter konnte sich vornehmen, solche herausplatzende Aeußerungen ihrer Töchter, auf Befehl der Großmama, rügen zu wollen, aber den Vorsatz auszuführen, dazu blieb das ganze Jahr </p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0061]
Ach, lassen Sie das jetzt, Herr Vogler! riefen die Damen und würden in der That die kostbare Zeit der Mitarbeiter ihres Vaters mißbraucht haben zu Cotillonserfindungen, wenn es nicht plötzlich geheißen hätte: der Vater!
Die Ankunft des Justizraths erlaubte allen Dreien, sich dem Wetteifer der sich in Naturlauten Ueberbietenden, die denn doch zuweilen noch von einer vorhandenen Großmutter mit den Worten abgetrumpft wurden: Das giebt Feuersgefahr! zu entziehen. Jean Vogler behauptete, blaue Flecken am Arm zu haben, so hätten ihm die Mänaden mit ihrer Dringlichkeit zugesetzt. Dieterici, Theodorich genannt, der hinter dem Schein der Milde und Sanftmuth viel Eitelkeit und Pedanterie zu verbergen schien, erklärte geradezu, tètes-à-tètes dieser Art mit den Damen im Hause nicht wieder anknüpfen zu wollen. Denn nicht nur, daß es der kleinen Zerline nur ein Leichtes war, auf ein: Fräulein, ich weiß wahrhaftig Nichts, als Knallbonbons ziehen! flottweg zu erwidern: Ach, Sie sind ein Simplex! er trug ihr auch Zurücksetzungen und öffentliche Verläugnungen bei Bällen, bei nicht eingehaltenen Tanztouren nach. Die Mutter konnte sich vornehmen, solche herausplatzende Aeußerungen ihrer Töchter, auf Befehl der Großmama, rügen zu wollen, aber den Vorsatz auszuführen, dazu blieb das ganze Jahr
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