Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.sie bereits so ergründet hat, und wieder umgekehrt eines, das sie, wie mich mit meinen Fehlern und mit einigen Tugenden, hoffe ich, schon erkannte. Den Reichthum ihrer Liebenswürdigkeit, ihr Vermögen, bis an den Rand des Grabes einen Mann zu beglücken, habe ich erkannt, wie Keiner! Wäre sie nicht ewig, ewig an meiner Seite wohlgeborgen? Ich verliere den Glauben an Alles, was die Menschenbrust heben, unsern Lebensgang aufrecht erhalten kann, wenn mir diese Hoffnung zusammenbrechen, die einzige Blüthe in meinem Leben verwelken sollte -!" Der Eindruck dieses Briefes war im ganzen Hause ein erschütternder. Die erste Empfängerin, Frau Althing, zitterte beim Lesen. Helene verbarg ihr Haupt, weinte, ja schluchzte. Selbst der Professor wischte sich die Augen. Nur Martha blieb standhaft. Diese wurde in's volle Vertrauen gezogen und sah ruhig auf Helene, die natürlich jetzt eine Gräfin werden konnte, ein Mitglied der höchstgestellten Aristokratie. Die Erinnerung an den Eindruck, den ihr die Artigkeit des Grafen in der Stille ihres abgeschlossenen hiesigen Parklebens gemacht hatte, die Erinnerung an seine Freundschaft damals mit Ottomar, sie übermannte sie. Und dabei war der Vater schon gerührt aus dem Atelier gekommen. Er verlangte Hülfe für Plümicke, den sie bereits so ergründet hat, und wieder umgekehrt eines, das sie, wie mich mit meinen Fehlern und mit einigen Tugenden, hoffe ich, schon erkannte. Den Reichthum ihrer Liebenswürdigkeit, ihr Vermögen, bis an den Rand des Grabes einen Mann zu beglücken, habe ich erkannt, wie Keiner! Wäre sie nicht ewig, ewig an meiner Seite wohlgeborgen? Ich verliere den Glauben an Alles, was die Menschenbrust heben, unsern Lebensgang aufrecht erhalten kann, wenn mir diese Hoffnung zusammenbrechen, die einzige Blüthe in meinem Leben verwelken sollte –!“ Der Eindruck dieses Briefes war im ganzen Hause ein erschütternder. Die erste Empfängerin, Frau Althing, zitterte beim Lesen. Helene verbarg ihr Haupt, weinte, ja schluchzte. Selbst der Professor wischte sich die Augen. Nur Martha blieb standhaft. Diese wurde in’s volle Vertrauen gezogen und sah ruhig auf Helene, die natürlich jetzt eine Gräfin werden konnte, ein Mitglied der höchstgestellten Aristokratie. Die Erinnerung an den Eindruck, den ihr die Artigkeit des Grafen in der Stille ihres abgeschlossenen hiesigen Parklebens gemacht hatte, die Erinnerung an seine Freundschaft damals mit Ottomar, sie übermannte sie. Und dabei war der Vater schon gerührt aus dem Atelier gekommen. Er verlangte Hülfe für Plümicke, den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0133" n="127"/> sie bereits so ergründet hat, und wieder umgekehrt eines, das sie, wie mich mit meinen Fehlern und mit einigen Tugenden, hoffe ich, schon erkannte. Den Reichthum ihrer Liebenswürdigkeit, ihr Vermögen, bis an den Rand des Grabes einen Mann zu beglücken, habe ich erkannt, wie Keiner! Wäre sie nicht ewig, ewig an meiner Seite wohlgeborgen? Ich verliere den Glauben an Alles, was die Menschenbrust heben, unsern Lebensgang aufrecht erhalten kann, wenn mir diese Hoffnung zusammenbrechen, die einzige Blüthe in meinem Leben verwelken sollte –!“</p> <p>Der Eindruck dieses Briefes war im ganzen Hause ein erschütternder. Die erste Empfängerin, Frau Althing, zitterte beim Lesen. Helene verbarg ihr Haupt, weinte, ja schluchzte. Selbst der Professor wischte sich die Augen. Nur Martha blieb standhaft. Diese wurde in’s volle Vertrauen gezogen und sah ruhig auf Helene, die natürlich jetzt eine Gräfin werden konnte, ein Mitglied der höchstgestellten Aristokratie. Die Erinnerung an den Eindruck, den ihr die Artigkeit des Grafen in der Stille ihres abgeschlossenen hiesigen Parklebens gemacht hatte, die Erinnerung an seine Freundschaft damals mit Ottomar, sie übermannte sie.</p> <p>Und dabei war der Vater schon gerührt aus dem Atelier gekommen. Er verlangte Hülfe für Plümicke, den </p> </div> </body> </text> </TEI> [127/0133]
sie bereits so ergründet hat, und wieder umgekehrt eines, das sie, wie mich mit meinen Fehlern und mit einigen Tugenden, hoffe ich, schon erkannte. Den Reichthum ihrer Liebenswürdigkeit, ihr Vermögen, bis an den Rand des Grabes einen Mann zu beglücken, habe ich erkannt, wie Keiner! Wäre sie nicht ewig, ewig an meiner Seite wohlgeborgen? Ich verliere den Glauben an Alles, was die Menschenbrust heben, unsern Lebensgang aufrecht erhalten kann, wenn mir diese Hoffnung zusammenbrechen, die einzige Blüthe in meinem Leben verwelken sollte –!“
Der Eindruck dieses Briefes war im ganzen Hause ein erschütternder. Die erste Empfängerin, Frau Althing, zitterte beim Lesen. Helene verbarg ihr Haupt, weinte, ja schluchzte. Selbst der Professor wischte sich die Augen. Nur Martha blieb standhaft. Diese wurde in’s volle Vertrauen gezogen und sah ruhig auf Helene, die natürlich jetzt eine Gräfin werden konnte, ein Mitglied der höchstgestellten Aristokratie. Die Erinnerung an den Eindruck, den ihr die Artigkeit des Grafen in der Stille ihres abgeschlossenen hiesigen Parklebens gemacht hatte, die Erinnerung an seine Freundschaft damals mit Ottomar, sie übermannte sie.
Und dabei war der Vater schon gerührt aus dem Atelier gekommen. Er verlangte Hülfe für Plümicke, den
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