Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite
Sechstes Kapitel.

Herbstessturm jagte das gefallene Laub durch die Wege im Parke des gräflichen Stadtpalais. Die lange nicht mehr gepflegten Götter und Göttinnen von Sandstein, denen hier und da schon irgend ein rachsüchtiger, bösartiger Diener, dem man gekündigt hatte, die Nase abgeschlagen, standen den Schauern des Herbstes und Winters preisgegeben. Strohhüllen umgaben den Hofbrunnen. Schon hatte es Schnee gegeben. Noch waren davon die Wege im großen Hofe und Garten durchweicht.

Und dennoch, selbst wenn der Wind aus Osten daherbrauste und Ziegelstücke von den Dächern mit sich führte, gab es im Palais Bewohner, die sich durch ein Beschreiten dieses Hausparks in ihren Empfindungen austoben mußten -! Ada, die sich hier im Garten, wo ringsum hohe mit wildem Wein bezogene Mauern standen, mit ihrer Mutter oder mit ihrem Bruder laut aussprechen konnte -! Die alte Gräfin, die den jetzt wirklich in die Stadt berufenen Merkus zwang, sein

Sechstes Kapitel.

Herbstessturm jagte das gefallene Laub durch die Wege im Parke des gräflichen Stadtpalais. Die lange nicht mehr gepflegten Götter und Göttinnen von Sandstein, denen hier und da schon irgend ein rachsüchtiger, bösartiger Diener, dem man gekündigt hatte, die Nase abgeschlagen, standen den Schauern des Herbstes und Winters preisgegeben. Strohhüllen umgaben den Hofbrunnen. Schon hatte es Schnee gegeben. Noch waren davon die Wege im großen Hofe und Garten durchweicht.

Und dennoch, selbst wenn der Wind aus Osten daherbrauste und Ziegelstücke von den Dächern mit sich führte, gab es im Palais Bewohner, die sich durch ein Beschreiten dieses Hausparks in ihren Empfindungen austoben mußten –! Ada, die sich hier im Garten, wo ringsum hohe mit wildem Wein bezogene Mauern standen, mit ihrer Mutter oder mit ihrem Bruder laut aussprechen konnte –! Die alte Gräfin, die den jetzt wirklich in die Stadt berufenen Merkus zwang, sein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0145" n="139"/>
      <div n="1">
        <head>Sechstes Kapitel. </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">H</hi>erbstessturm jagte das gefallene Laub durch die Wege im Parke des gräflichen Stadtpalais. Die lange nicht mehr gepflegten Götter und Göttinnen von Sandstein, denen hier und da schon irgend ein rachsüchtiger, bösartiger Diener, dem man gekündigt hatte, die Nase abgeschlagen, standen den Schauern des Herbstes und Winters preisgegeben. Strohhüllen umgaben den Hofbrunnen. Schon hatte es Schnee gegeben. Noch waren davon die Wege im großen Hofe und Garten durchweicht. </p>
        <p>Und dennoch, selbst wenn der Wind aus Osten daherbrauste und Ziegelstücke von den Dächern mit sich führte, gab es im Palais Bewohner, die sich durch ein Beschreiten dieses Hausparks in ihren Empfindungen austoben mußten &#x2013;! Ada, die sich hier im Garten, wo ringsum hohe mit wildem Wein bezogene Mauern standen, mit ihrer Mutter oder mit ihrem Bruder laut aussprechen konnte &#x2013;! Die alte Gräfin, die den jetzt wirklich in die Stadt berufenen Merkus zwang, sein
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0145] Sechstes Kapitel. Herbstessturm jagte das gefallene Laub durch die Wege im Parke des gräflichen Stadtpalais. Die lange nicht mehr gepflegten Götter und Göttinnen von Sandstein, denen hier und da schon irgend ein rachsüchtiger, bösartiger Diener, dem man gekündigt hatte, die Nase abgeschlagen, standen den Schauern des Herbstes und Winters preisgegeben. Strohhüllen umgaben den Hofbrunnen. Schon hatte es Schnee gegeben. Noch waren davon die Wege im großen Hofe und Garten durchweicht. Und dennoch, selbst wenn der Wind aus Osten daherbrauste und Ziegelstücke von den Dächern mit sich führte, gab es im Palais Bewohner, die sich durch ein Beschreiten dieses Hausparks in ihren Empfindungen austoben mußten –! Ada, die sich hier im Garten, wo ringsum hohe mit wildem Wein bezogene Mauern standen, mit ihrer Mutter oder mit ihrem Bruder laut aussprechen konnte –! Die alte Gräfin, die den jetzt wirklich in die Stadt berufenen Merkus zwang, sein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-02-19T11:57:26Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-02-19T11:57:26Z)
Staatsbibliothek zu Berlin: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Yx 17781-3<a>) (2014-02-19T11:57:26Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet
  • Druckfehler: dokumentiert
  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet
  • Kustoden: nicht gekennzeichnet
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/145
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die neuen Serapionsbrüder. Bd. 3. Breslau, 1877, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_serapionsbrueder03_1877/145>, abgerufen am 24.11.2024.