Haeckel, Ernst: Die Perigenesis der Plastidule oder die Wellenerzeugung der Lebenstheilchen. Berlin, 1876.konnte, so danke Ich es zum grossen Theile den cellular¬ konnte, so danke Ich es zum grossen Theile den cellular¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="20"/> konnte, so danke Ich es zum grossen Theile den cellular¬<lb/> biologischen Anschauungen, mit denen mich der Unter¬<lb/> richt <hi rendition="#i">Virchow</hi>'s vor zwanzig Jahren in Würzburg durch¬<lb/> drungen hat. Seiner Anschauung folgend betrachte ich<lb/> jeden höheren Organismus als eine organisirte sociale<lb/> Einheit, als einen Staat, dessen Staatsbürger die einzelnen<lb/> Zellen sind. Wie in jedem civilisirten Staate die einzelnen<lb/> Staatsbürger zwar bis zu einem gewissen Grade selbst¬<lb/> ständig, aber zugleich durch die Arbeitstheilung von ein¬<lb/> ander abhängig und den Gesetzen des Ganzen unterworfen<lb/> sind, so geniessen auch im Körper jedes höheren Thieres<lb/> und jeder höheren Pflanze die zahllosen mikroskopischen<lb/> Zellen zwar bis zu einem gewissen Grade ihre individuelle<lb/> Selbstständigkeit, sind aber ebenso durch die Arbeits¬<lb/> theilung ungleichartig ausgebildet und von einander ab¬<lb/> hängig; zugleich werden sie durch die Gesetze des cen¬<lb/> tralisirten Ganzen mehr oder minder beherrscht. Dieser<lb/> vollkommen zutreffende und oft angewendete politische<lb/> Vergleich ist kein entferntes Sinnbild, sondern beansprucht<lb/> reale Geltung; die Zellen sind wirkliche Staatsbürger.<lb/> Er kann auch noch weiter dahin ausgedehnt werden, dass<lb/> wir den straffer centralisirten Thierkörper als eine Zellen-<lb/> Monarchie, den weniger centralisirten Pflanzenorganismus<lb/> als eine Zellen-Republik betrachten. Wie uns die ver¬<lb/> gleichende Staatswissenschaft in den gegenwärtig noch<lb/> existirenden Staatenbildungen der Menschheit eine lange<lb/> Reihe der aufsteigenden Vervollkommnung von den rohen<lb/> Horden der Wilden bis zum höchst entwickelten Cultur¬<lb/> staate vorführt, so zeigt uns auch die vergleichende Ana¬<lb/> tomie der Thiere und Pflanzen eine lange Stufenleiter<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0026]
konnte, so danke Ich es zum grossen Theile den cellular¬
biologischen Anschauungen, mit denen mich der Unter¬
richt Virchow's vor zwanzig Jahren in Würzburg durch¬
drungen hat. Seiner Anschauung folgend betrachte ich
jeden höheren Organismus als eine organisirte sociale
Einheit, als einen Staat, dessen Staatsbürger die einzelnen
Zellen sind. Wie in jedem civilisirten Staate die einzelnen
Staatsbürger zwar bis zu einem gewissen Grade selbst¬
ständig, aber zugleich durch die Arbeitstheilung von ein¬
ander abhängig und den Gesetzen des Ganzen unterworfen
sind, so geniessen auch im Körper jedes höheren Thieres
und jeder höheren Pflanze die zahllosen mikroskopischen
Zellen zwar bis zu einem gewissen Grade ihre individuelle
Selbstständigkeit, sind aber ebenso durch die Arbeits¬
theilung ungleichartig ausgebildet und von einander ab¬
hängig; zugleich werden sie durch die Gesetze des cen¬
tralisirten Ganzen mehr oder minder beherrscht. Dieser
vollkommen zutreffende und oft angewendete politische
Vergleich ist kein entferntes Sinnbild, sondern beansprucht
reale Geltung; die Zellen sind wirkliche Staatsbürger.
Er kann auch noch weiter dahin ausgedehnt werden, dass
wir den straffer centralisirten Thierkörper als eine Zellen-
Monarchie, den weniger centralisirten Pflanzenorganismus
als eine Zellen-Republik betrachten. Wie uns die ver¬
gleichende Staatswissenschaft in den gegenwärtig noch
existirenden Staatenbildungen der Menschheit eine lange
Reihe der aufsteigenden Vervollkommnung von den rohen
Horden der Wilden bis zum höchst entwickelten Cultur¬
staate vorführt, so zeigt uns auch die vergleichende Ana¬
tomie der Thiere und Pflanzen eine lange Stufenleiter
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