In alle Ewigkeit war, ist und bleibt das unend- liche Universum dem Substanz-Gesetz unterworfen.
Aus allen diesen gewaltigen Fortschritten der Astronomie und Physik, die sich gegenseitig erläutern und ergänzen, ergiebt sich eine Reihe von überaus wichtigen Schlüssen über die Zu- sammensetzung und Entwickelung des Kosmos, über die Beharrung und Umbildung der Substanz. Wir fassen dieselben kurz in folgenden Thesen zusammen: I. Der Weltraum ist unendlich groß und unbegrenzt; er ist nirgends leer, sondern allenthalben mit Substanz erfüllt. II. Die Weltzeit ist ebenfalls unendlich und unbegrenzt; sie hat keinen Anfang und kein Ende, sie ist Ewigkeit. III. Die Substanz befindet sich überall und jeder Zeit in ununterbrochener Bewegung und Veränderung; nirgends herrscht vollkommene Ruhe und Starre; dabei bleibt aber die unendliche Quantität der Materie ebenso unverändert wie die- jenige der ewig wechselnden Energie. IV. Die Universal- Bewegung der Substanz im Weltraum ist ein ewiger Kreislauf mit periodisch sich wiederholenden Entwickelungs-Zuständen. V. Diese Phasen bestehen in einem periodischen Wechsel der Aggregat-Zustände, wobei zunächst die primäre Sonderung von Masse und Aether eintritt (die Ergonomie von ponderabler und imponderabler Materie). VI. Diese Sonderung beruht auf einer fortschreitenden Verdichtung der Materie, der Bil- dung von unzähligen kleinsten Verdichtungs-Centren, wobei die immanenten Ureigenschaften der Substanz die bewirkenden Ur- sachen sind: Fühlung und Strebung. VII. Während in einem Theile des Weltraums durch diesen pyknotischen Proceß zunächst kleine, weiterhin größere Weltkörper entstehen und der Aether zwischen ihnen in höhere Spannung tritt, erfolgt gleichzeitig in dem anderen Theile der entgegengesetzte Proceß, die Zerstörung von Weltkörpern, welche auf einander stoßen. VIII. Die un- geheuren Wärme-Quantitäten, welche durch diese mechanischen
XIII. Entwickelung des Kosmos.
In alle Ewigkeit war, iſt und bleibt das unend- liche Univerſum dem Subſtanz-Geſetz unterworfen.
Aus allen dieſen gewaltigen Fortſchritten der Aſtronomie und Phyſik, die ſich gegenſeitig erläutern und ergänzen, ergiebt ſich eine Reihe von überaus wichtigen Schlüſſen über die Zu- ſammenſetzung und Entwickelung des Kosmos, über die Beharrung und Umbildung der Subſtanz. Wir faſſen dieſelben kurz in folgenden Theſen zuſammen: I. Der Weltraum iſt unendlich groß und unbegrenzt; er iſt nirgends leer, ſondern allenthalben mit Subſtanz erfüllt. II. Die Weltzeit iſt ebenfalls unendlich und unbegrenzt; ſie hat keinen Anfang und kein Ende, ſie iſt Ewigkeit. III. Die Subſtanz befindet ſich überall und jeder Zeit in ununterbrochener Bewegung und Veränderung; nirgends herrſcht vollkommene Ruhe und Starre; dabei bleibt aber die unendliche Quantität der Materie ebenſo unverändert wie die- jenige der ewig wechſelnden Energie. IV. Die Univerſal- Bewegung der Subſtanz im Weltraum iſt ein ewiger Kreislauf mit periodiſch ſich wiederholenden Entwickelungs-Zuſtänden. V. Dieſe Phaſen beſtehen in einem periodiſchen Wechſel der Aggregat-Zuſtände, wobei zunächſt die primäre Sonderung von Maſſe und Aether eintritt (die Ergonomie von ponderabler und imponderabler Materie). VI. Dieſe Sonderung beruht auf einer fortſchreitenden Verdichtung der Materie, der Bil- dung von unzähligen kleinſten Verdichtungs-Centren, wobei die immanenten Ureigenſchaften der Subſtanz die bewirkenden Ur- ſachen ſind: Fühlung und Strebung. VII. Während in einem Theile des Weltraums durch dieſen pyknotiſchen Proceß zunächſt kleine, weiterhin größere Weltkörper entſtehen und der Aether zwiſchen ihnen in höhere Spannung tritt, erfolgt gleichzeitig in dem anderen Theile der entgegengeſetzte Proceß, die Zerſtörung von Weltkörpern, welche auf einander ſtoßen. VIII. Die un- geheuren Wärme-Quantitäten, welche durch dieſe mechaniſchen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0297"n="281"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">XIII.</hi> Entwickelung des Kosmos.</fw><lb/><hirendition="#g">In alle Ewigkeit war, iſt und bleibt das unend-<lb/>
liche Univerſum dem Subſtanz-Geſetz unterworfen</hi>.</p><lb/><p>Aus allen dieſen gewaltigen Fortſchritten der Aſtronomie<lb/>
und Phyſik, die ſich gegenſeitig erläutern und ergänzen, ergiebt<lb/>ſich eine Reihe von überaus wichtigen Schlüſſen über die Zu-<lb/>ſammenſetzung und Entwickelung des Kosmos, über die Beharrung<lb/>
und Umbildung der Subſtanz. Wir faſſen dieſelben kurz in<lb/>
folgenden Theſen zuſammen: <hirendition="#aq">I.</hi> Der <hirendition="#g">Weltraum</hi> iſt unendlich<lb/>
groß und unbegrenzt; er iſt nirgends leer, ſondern allenthalben<lb/>
mit Subſtanz erfüllt. <hirendition="#aq">II.</hi> Die <hirendition="#g">Weltzeit</hi> iſt ebenfalls unendlich<lb/>
und unbegrenzt; ſie hat keinen Anfang und kein Ende, ſie iſt<lb/>
Ewigkeit. <hirendition="#aq">III.</hi> Die <hirendition="#g">Subſtanz</hi> befindet ſich überall und jeder<lb/>
Zeit in ununterbrochener Bewegung und Veränderung; nirgends<lb/>
herrſcht vollkommene Ruhe und Starre; dabei bleibt aber die<lb/>
unendliche Quantität der Materie ebenſo unverändert wie die-<lb/>
jenige der ewig wechſelnden Energie. <hirendition="#aq">IV.</hi> Die Univerſal-<lb/>
Bewegung der Subſtanz im Weltraum iſt ein ewiger Kreislauf<lb/>
mit <hirendition="#g">periodiſch</hi>ſich wiederholenden Entwickelungs-Zuſtänden.<lb/><hirendition="#aq">V.</hi> Dieſe Phaſen beſtehen in einem periodiſchen Wechſel der<lb/><hirendition="#g">Aggregat-Zuſtände,</hi> wobei zunächſt die primäre Sonderung<lb/>
von Maſſe und Aether eintritt (die Ergonomie von ponderabler<lb/>
und imponderabler Materie). <hirendition="#aq">VI.</hi> Dieſe Sonderung beruht auf<lb/>
einer fortſchreitenden <hirendition="#g">Verdichtung</hi> der Materie, der Bil-<lb/>
dung von unzähligen kleinſten Verdichtungs-Centren, wobei die<lb/>
immanenten Ureigenſchaften der Subſtanz die bewirkenden Ur-<lb/>ſachen ſind: Fühlung und Strebung. <hirendition="#aq">VII.</hi> Während in einem<lb/>
Theile des Weltraums durch dieſen pyknotiſchen Proceß zunächſt<lb/>
kleine, weiterhin größere Weltkörper entſtehen und der Aether<lb/>
zwiſchen ihnen in höhere Spannung tritt, erfolgt gleichzeitig in<lb/>
dem anderen Theile der entgegengeſetzte Proceß, die <hirendition="#g">Zerſtörung</hi><lb/>
von Weltkörpern, welche auf einander ſtoßen. <hirendition="#aq">VIII.</hi> Die un-<lb/>
geheuren Wärme-Quantitäten, welche durch dieſe mechaniſchen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[281/0297]
XIII. Entwickelung des Kosmos.
In alle Ewigkeit war, iſt und bleibt das unend-
liche Univerſum dem Subſtanz-Geſetz unterworfen.
Aus allen dieſen gewaltigen Fortſchritten der Aſtronomie
und Phyſik, die ſich gegenſeitig erläutern und ergänzen, ergiebt
ſich eine Reihe von überaus wichtigen Schlüſſen über die Zu-
ſammenſetzung und Entwickelung des Kosmos, über die Beharrung
und Umbildung der Subſtanz. Wir faſſen dieſelben kurz in
folgenden Theſen zuſammen: I. Der Weltraum iſt unendlich
groß und unbegrenzt; er iſt nirgends leer, ſondern allenthalben
mit Subſtanz erfüllt. II. Die Weltzeit iſt ebenfalls unendlich
und unbegrenzt; ſie hat keinen Anfang und kein Ende, ſie iſt
Ewigkeit. III. Die Subſtanz befindet ſich überall und jeder
Zeit in ununterbrochener Bewegung und Veränderung; nirgends
herrſcht vollkommene Ruhe und Starre; dabei bleibt aber die
unendliche Quantität der Materie ebenſo unverändert wie die-
jenige der ewig wechſelnden Energie. IV. Die Univerſal-
Bewegung der Subſtanz im Weltraum iſt ein ewiger Kreislauf
mit periodiſch ſich wiederholenden Entwickelungs-Zuſtänden.
V. Dieſe Phaſen beſtehen in einem periodiſchen Wechſel der
Aggregat-Zuſtände, wobei zunächſt die primäre Sonderung
von Maſſe und Aether eintritt (die Ergonomie von ponderabler
und imponderabler Materie). VI. Dieſe Sonderung beruht auf
einer fortſchreitenden Verdichtung der Materie, der Bil-
dung von unzähligen kleinſten Verdichtungs-Centren, wobei die
immanenten Ureigenſchaften der Subſtanz die bewirkenden Ur-
ſachen ſind: Fühlung und Strebung. VII. Während in einem
Theile des Weltraums durch dieſen pyknotiſchen Proceß zunächſt
kleine, weiterhin größere Weltkörper entſtehen und der Aether
zwiſchen ihnen in höhere Spannung tritt, erfolgt gleichzeitig in
dem anderen Theile der entgegengeſetzte Proceß, die Zerſtörung
von Weltkörpern, welche auf einander ſtoßen. VIII. Die un-
geheuren Wärme-Quantitäten, welche durch dieſe mechaniſchen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/297>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.