Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.der Dame des Hauses vielleicht sogar an: wenn sie wünsche, wolle er ein paar Lieder singen oder sonstwie seine Kunst zeigen; man wird es ihm gewiß nicht als aufdringlich anrechnen, wenn er vielleicht einige Noten, seine Geige, sein Cello gleich zur Gesellschaft mitgebracht hat. Das einzige Schwierige ist nur, den passenden Zeitpunkt zu wählen, so z. B. nicht erst anzufangen, wenn sich einige schon zum Fortgehen rüsten, oder nicht zu beginnen, ehe die Gesellschaft nach Tisch sich wieder einigermaßen gesetzt hat, und dann spiele man nicht zu lange, oder solche Sachen, die vielleicht ein viel größeres künstlerisches Können zeigen, aber für die die Gesellschaft kein Verständnis hat und die sie langweilen, anstatt kleiner lustiger Stücke, wenn sie auch etwas trivial und unbedeutend sind. Die Gesellschaft aber ehre die Mühe des Vortragenden durch Aufmerksamkeit und Ruhe. Nicht nur für diesen ist es peinlich, heimliches Zischeln von irgend einer Ecke her zu hören oder das Aufziehen einer Uhr, oder in seinem Spiel durch das Klappern der Teller der servierenden Mädchen u. s. w. gestört zu werden, auch die andern Anwesenden können sich dem Genuß nicht ungestört hingeben, und es ist in jedem Fall eine Rücksichtslosigkeit der Dame des Hauses vielleicht sogar an: wenn sie wünsche, wolle er ein paar Lieder singen oder sonstwie seine Kunst zeigen; man wird es ihm gewiß nicht als aufdringlich anrechnen, wenn er vielleicht einige Noten, seine Geige, sein Cello gleich zur Gesellschaft mitgebracht hat. Das einzige Schwierige ist nur, den passenden Zeitpunkt zu wählen, so z. B. nicht erst anzufangen, wenn sich einige schon zum Fortgehen rüsten, oder nicht zu beginnen, ehe die Gesellschaft nach Tisch sich wieder einigermaßen gesetzt hat, und dann spiele man nicht zu lange, oder solche Sachen, die vielleicht ein viel größeres künstlerisches Können zeigen, aber für die die Gesellschaft kein Verständnis hat und die sie langweilen, anstatt kleiner lustiger Stücke, wenn sie auch etwas trivial und unbedeutend sind. Die Gesellschaft aber ehre die Mühe des Vortragenden durch Aufmerksamkeit und Ruhe. Nicht nur für diesen ist es peinlich, heimliches Zischeln von irgend einer Ecke her zu hören oder das Aufziehen einer Uhr, oder in seinem Spiel durch das Klappern der Teller der servierenden Mädchen u. s. w. gestört zu werden, auch die andern Anwesenden können sich dem Genuß nicht ungestört hingeben, und es ist in jedem Fall eine Rücksichtslosigkeit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0071" n="61"/> der Dame des Hauses vielleicht sogar an: wenn sie wünsche, wolle er ein paar Lieder singen oder sonstwie seine Kunst zeigen; man wird es ihm gewiß nicht als aufdringlich anrechnen, wenn er vielleicht einige Noten, seine Geige, sein Cello gleich zur Gesellschaft mitgebracht hat. Das einzige Schwierige ist nur, den passenden Zeitpunkt zu wählen, so z. B. nicht erst anzufangen, wenn sich einige schon zum Fortgehen rüsten, oder nicht zu beginnen, ehe die Gesellschaft nach Tisch sich wieder einigermaßen gesetzt hat, und dann spiele man nicht zu lange, oder solche Sachen, die vielleicht ein viel größeres künstlerisches Können zeigen, aber für die die Gesellschaft kein Verständnis hat und die sie langweilen, anstatt kleiner lustiger Stücke, wenn sie auch etwas trivial und unbedeutend sind. Die Gesellschaft aber ehre die Mühe des Vortragenden durch Aufmerksamkeit und Ruhe. Nicht nur für diesen ist es peinlich, heimliches Zischeln von irgend einer Ecke her zu hören oder das Aufziehen einer Uhr, oder in seinem Spiel durch das Klappern der Teller der servierenden Mädchen u. s. w. gestört zu werden, auch die andern Anwesenden können sich dem Genuß nicht ungestört hingeben, und es ist in jedem Fall eine Rücksichtslosigkeit </p> </div> </body> </text> </TEI> [61/0071]
der Dame des Hauses vielleicht sogar an: wenn sie wünsche, wolle er ein paar Lieder singen oder sonstwie seine Kunst zeigen; man wird es ihm gewiß nicht als aufdringlich anrechnen, wenn er vielleicht einige Noten, seine Geige, sein Cello gleich zur Gesellschaft mitgebracht hat. Das einzige Schwierige ist nur, den passenden Zeitpunkt zu wählen, so z. B. nicht erst anzufangen, wenn sich einige schon zum Fortgehen rüsten, oder nicht zu beginnen, ehe die Gesellschaft nach Tisch sich wieder einigermaßen gesetzt hat, und dann spiele man nicht zu lange, oder solche Sachen, die vielleicht ein viel größeres künstlerisches Können zeigen, aber für die die Gesellschaft kein Verständnis hat und die sie langweilen, anstatt kleiner lustiger Stücke, wenn sie auch etwas trivial und unbedeutend sind. Die Gesellschaft aber ehre die Mühe des Vortragenden durch Aufmerksamkeit und Ruhe. Nicht nur für diesen ist es peinlich, heimliches Zischeln von irgend einer Ecke her zu hören oder das Aufziehen einer Uhr, oder in seinem Spiel durch das Klappern der Teller der servierenden Mädchen u. s. w. gestört zu werden, auch die andern Anwesenden können sich dem Genuß nicht ungestört hingeben, und es ist in jedem Fall eine Rücksichtslosigkeit
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