stere vermischt sich so augenscheinlich mit der Dunstfeuch- tigkeit des Unterleibes, daß man kleine Rinden oder Schalen von Fett darinnen schwimmen sieht. Es hat auch das Ansehen, daß die weiche und schlüpfrige Beschaffen- heit derer Gedärme und aller Eingeweide des Unterlei- bes, durch diese Beyhülfe in ihren natürlichen Zustande erhalten werde. Das unter der Haut befindliche Fett dünstet vermittelst der grossen Schweislöcher, die be- sonders an Fischen merklich (m), und im Menschen nicht ganz undeutlich sind (n), wie auch vermittelst derer Haa- re des ganzen Leibes (o), bis zur Oberfläche der Haut aus, es erhält solche glänzend und glatt, und beschüzzet sie gegen die rauhe Luft. Denn es hat dieses Element eine solche starke Kraft, daß es alle thierische Membra- nen, das Oberhäutchen allein ausgenommen, trokken, undurchdringlich und hornartig macht, und denenselben ihre Feuchtigkeit und Empsindlichkeit benimmt. Man kann auch die Kälte nicht besser vom Körper abhalten, als wenn man ihr eine ölige Salbe entgegen sezzet, wie wir durch Versuche, die die Natur nachahmen, gezeiget haben.
Ferner füllt das Fett die meisten Zwischenräume de- rer Muskeln dergestallt aus, daß diese Theile davon an ihrem Orte festgehalten werden, da sie sonsten ohne die- ses Fett gleichsam hin und her schwanken würden, und man, weil das weiche Fett nachgiebt, diese Theile zu- gleich ohne Hinderung mit bewegen und auseinander trei- ben könnte. Man hat ein Beispiel davon an der Au- genhöle. Da das Auge mit seinen Muskeln nicht das
völlige
(m)[Spaltenumbruch]
Die Haut ist an den Wall- fischen ganz durchlöchert und von allen Seiten schlüpfrig. martens angef. Ort. S. 102. u. f.
(n)Ant. v. leeuwenhoek Epist. phys. S. 405. 406. ruysch über Boerh. de gland. fabr. S. [Spaltenumbruch]
55. trew Commerc. litt. Nor. 1743. Woche 31.
(o) C. Gott. LudwigProgr. de Humore cutem inungente, welches in unsrer Samlung ana- tom. Streitschristen wieder abge- drukket worden.
F 4
des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
ſtere vermiſcht ſich ſo augenſcheinlich mit der Dunſtfeuch- tigkeit des Unterleibes, daß man kleine Rinden oder Schalen von Fett darinnen ſchwimmen ſieht. Es hat auch das Anſehen, daß die weiche und ſchluͤpfrige Beſchaffen- heit derer Gedaͤrme und aller Eingeweide des Unterlei- bes, durch dieſe Beyhuͤlfe in ihren natuͤrlichen Zuſtande erhalten werde. Das unter der Haut befindliche Fett duͤnſtet vermittelſt der groſſen Schweisloͤcher, die be- ſonders an Fiſchen merklich (m), und im Menſchen nicht ganz undeutlich ſind (n), wie auch vermittelſt derer Haa- re des ganzen Leibes (o), bis zur Oberflaͤche der Haut aus, es erhaͤlt ſolche glaͤnzend und glatt, und beſchuͤzzet ſie gegen die rauhe Luft. Denn es hat dieſes Element eine ſolche ſtarke Kraft, daß es alle thieriſche Membra- nen, das Oberhaͤutchen allein ausgenommen, trokken, undurchdringlich und hornartig macht, und denenſelben ihre Feuchtigkeit und Empſindlichkeit benimmt. Man kann auch die Kaͤlte nicht beſſer vom Koͤrper abhalten, als wenn man ihr eine oͤlige Salbe entgegen ſezzet, wie wir durch Verſuche, die die Natur nachahmen, gezeiget haben.
Ferner fuͤllt das Fett die meiſten Zwiſchenraͤume de- rer Muskeln dergeſtallt aus, daß dieſe Theile davon an ihrem Orte feſtgehalten werden, da ſie ſonſten ohne die- ſes Fett gleichſam hin und her ſchwanken wuͤrden, und man, weil das weiche Fett nachgiebt, dieſe Theile zu- gleich ohne Hinderung mit bewegen und auseinander trei- ben koͤnnte. Man hat ein Beiſpiel davon an der Au- genhoͤle. Da das Auge mit ſeinen Muskeln nicht das
voͤllige
(m)[Spaltenumbruch]
Die Haut iſt an den Wall- fiſchen ganz durchloͤchert und von allen Seiten ſchluͤpfrig. martens angef. Ort. S. 102. u. f.
(n)Ant. v. leeuwenhoek Epiſt. phys. S. 405. 406. ruysch uͤber Boerh. de gland. fabr. S. [Spaltenumbruch]
55. trew Commerc. litt. Nor. 1743. Woche 31.
(o) C. Gott. LudwigProgr. de Humore cutem inungente, welches in unſrer Samlung ana- tom. Streitſchriſten wieder abge- drukket worden.
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des menſchlichen Koͤrpers. Fett.
ſtere vermiſcht ſich ſo augenſcheinlich mit der Dunſtfeuch-
tigkeit des Unterleibes, daß man kleine Rinden oder
Schalen von Fett darinnen ſchwimmen ſieht. Es hat auch
das Anſehen, daß die weiche und ſchluͤpfrige Beſchaffen-
heit derer Gedaͤrme und aller Eingeweide des Unterlei-
bes, durch dieſe Beyhuͤlfe in ihren natuͤrlichen Zuſtande
erhalten werde. Das unter der Haut befindliche Fett
duͤnſtet vermittelſt der groſſen Schweisloͤcher, die be-
ſonders an Fiſchen merklich (m), und im Menſchen nicht
ganz undeutlich ſind (n), wie auch vermittelſt derer Haa-
re des ganzen Leibes (o), bis zur Oberflaͤche der Haut
aus, es erhaͤlt ſolche glaͤnzend und glatt, und beſchuͤzzet
ſie gegen die rauhe Luft. Denn es hat dieſes Element
eine ſolche ſtarke Kraft, daß es alle thieriſche Membra-
nen, das Oberhaͤutchen allein ausgenommen, trokken,
undurchdringlich und hornartig macht, und denenſelben
ihre Feuchtigkeit und Empſindlichkeit benimmt. Man
kann auch die Kaͤlte nicht beſſer vom Koͤrper abhalten,
als wenn man ihr eine oͤlige Salbe entgegen ſezzet, wie
wir durch Verſuche, die die Natur nachahmen, gezeiget
haben.
Ferner fuͤllt das Fett die meiſten Zwiſchenraͤume de-
rer Muskeln dergeſtallt aus, daß dieſe Theile davon an
ihrem Orte feſtgehalten werden, da ſie ſonſten ohne die-
ſes Fett gleichſam hin und her ſchwanken wuͤrden, und
man, weil das weiche Fett nachgiebt, dieſe Theile zu-
gleich ohne Hinderung mit bewegen und auseinander trei-
ben koͤnnte. Man hat ein Beiſpiel davon an der Au-
genhoͤle. Da das Auge mit ſeinen Muskeln nicht das
voͤllige
(m)
Die Haut iſt an den Wall-
fiſchen ganz durchloͤchert und von
allen Seiten ſchluͤpfrig. martens
angef. Ort. S. 102. u. f.
(n) Ant. v. leeuwenhoek
Epiſt. phys. S. 405. 406. ruysch
uͤber Boerh. de gland. fabr. S.
55. trew Commerc. litt. Nor.
1743. Woche 31.
(o) C. Gott. Ludwig Progr.
de Humore cutem inungente,
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/143>, abgerufen am 24.11.2024.
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