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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Erstes Buch. Elementartheile
völlige Knochengewölbe ausfüllt, so würde, wofern hier
das Fett mangelte, das Auge, wenn es kleiner wäre, welk
darinnen herumschwimmen müssen, und wenn es grösser
wäre, und die Knochenhöle ausfüllen sollte, von den
knochigen Wänden zusammengedrükt werden. Das
Fett füllet mit dem Lenden- und Vierekmuskeln den bau-
chigen Umkreis der Niere mit einen gleichförmigen Ueber-
zuge aus, da dieß Eingeweide auf den obgedachten Mus-
keln ruhet, und sich daher auf das Fleisch derselben stüz-
zet. Da der Mensch am gewöhnlichsten zu sizzen pflegt,
so ist die Haut der Hinterbakken damit überflüßig aus-
gefüttert; dieses Fett beschüzzet zugleich die Gesäsmus-
keln wider die Härte und die Reibung vom Sizzen, und
da es sich zugleich zwischen dem Mastdarme und den in-
nern Verstopfmuskeln mit einmischt, so füllt es zwar
diesen untersten Theil vom Bekken, aber doch nur derge-
stalt aus, daß es sehr leicht dem Gedärme, welches sich
wechselweise ausdehnt, nachgeben kann; und wenn es ge-
drükt wird, so umgiebt und überziehet es die breiten
Mastdarmmuskel, und den Schliesmuskel des Hintern
mit einer weichen Fettigkeit. An andern Orten scheinet
es die unangeneme Gestalt eines Todtengerippes da-
durch zu verhüten, daß es sich zusammenhäuft, und an-
statt der Gruben eine Rundung hervorbringt. So trift
man zwischen den Bakken- und Trompeterknochen an-
sehnliche Fettklümpe an, und wenn diese verschwunden
sind, so entstehen davon die verdrüslichen Furchen und
Runzeln im Gesichte: wozu man auch die schwindende Au-
genvertiefungen rechnen kann, die davon herrühren, daß
die Augenhöle schlecht mit Fett ausgefüllet ist. Ueber-
dieß machet es auch die Haut angenehm weiß, indem es
dieselbe gelinde ausfüllet und durch sie herfür scheinet.
Daher sehen die Kinder so weiß aus; daher sind auch
allemal diejenigen Theile am weissesten, unter denen sich
das meiste Fett, wie z. E. an den Brüsten, befindet:

und

Erſtes Buch. Elementartheile
voͤllige Knochengewoͤlbe ausfuͤllt, ſo wuͤrde, wofern hier
das Fett mangelte, das Auge, wenn es kleiner waͤre, welk
darinnen herumſchwimmen muͤſſen, und wenn es groͤſſer
waͤre, und die Knochenhoͤle ausfuͤllen ſollte, von den
knochigen Waͤnden zuſammengedruͤkt werden. Das
Fett fuͤllet mit dem Lenden- und Vierekmuskeln den bau-
chigen Umkreis der Niere mit einen gleichfoͤrmigen Ueber-
zuge aus, da dieß Eingeweide auf den obgedachten Mus-
keln ruhet, und ſich daher auf das Fleiſch derſelben ſtuͤz-
zet. Da der Menſch am gewoͤhnlichſten zu ſizzen pflegt,
ſo iſt die Haut der Hinterbakken damit uͤberfluͤßig aus-
gefuͤttert; dieſes Fett beſchuͤzzet zugleich die Geſaͤsmus-
keln wider die Haͤrte und die Reibung vom Sizzen, und
da es ſich zugleich zwiſchen dem Maſtdarme und den in-
nern Verſtopfmuskeln mit einmiſcht, ſo fuͤllt es zwar
dieſen unterſten Theil vom Bekken, aber doch nur derge-
ſtalt aus, daß es ſehr leicht dem Gedaͤrme, welches ſich
wechſelweiſe ausdehnt, nachgeben kann; und wenn es ge-
druͤkt wird, ſo umgiebt und uͤberziehet es die breiten
Maſtdarmmuskel, und den Schliesmuskel des Hintern
mit einer weichen Fettigkeit. An andern Orten ſcheinet
es die unangeneme Geſtalt eines Todtengerippes da-
durch zu verhuͤten, daß es ſich zuſammenhaͤuft, und an-
ſtatt der Gruben eine Rundung hervorbringt. So trift
man zwiſchen den Bakken- und Trompeterknochen an-
ſehnliche Fettkluͤmpe an, und wenn dieſe verſchwunden
ſind, ſo entſtehen davon die verdruͤslichen Furchen und
Runzeln im Geſichte: wozu man auch die ſchwindende Au-
genvertiefungen rechnen kann, die davon herruͤhren, daß
die Augenhoͤle ſchlecht mit Fett ausgefuͤllet iſt. Ueber-
dieß machet es auch die Haut angenehm weiß, indem es
dieſelbe gelinde ausfuͤllet und durch ſie herfuͤr ſcheinet.
Daher ſehen die Kinder ſo weiß aus; daher ſind auch
allemal diejenigen Theile am weiſſeſten, unter denen ſich
das meiſte Fett, wie z. E. an den Bruͤſten, befindet:

und
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[88/0144] Erſtes Buch. Elementartheile voͤllige Knochengewoͤlbe ausfuͤllt, ſo wuͤrde, wofern hier das Fett mangelte, das Auge, wenn es kleiner waͤre, welk darinnen herumſchwimmen muͤſſen, und wenn es groͤſſer waͤre, und die Knochenhoͤle ausfuͤllen ſollte, von den knochigen Waͤnden zuſammengedruͤkt werden. Das Fett fuͤllet mit dem Lenden- und Vierekmuskeln den bau- chigen Umkreis der Niere mit einen gleichfoͤrmigen Ueber- zuge aus, da dieß Eingeweide auf den obgedachten Mus- keln ruhet, und ſich daher auf das Fleiſch derſelben ſtuͤz- zet. Da der Menſch am gewoͤhnlichſten zu ſizzen pflegt, ſo iſt die Haut der Hinterbakken damit uͤberfluͤßig aus- gefuͤttert; dieſes Fett beſchuͤzzet zugleich die Geſaͤsmus- keln wider die Haͤrte und die Reibung vom Sizzen, und da es ſich zugleich zwiſchen dem Maſtdarme und den in- nern Verſtopfmuskeln mit einmiſcht, ſo fuͤllt es zwar dieſen unterſten Theil vom Bekken, aber doch nur derge- ſtalt aus, daß es ſehr leicht dem Gedaͤrme, welches ſich wechſelweiſe ausdehnt, nachgeben kann; und wenn es ge- druͤkt wird, ſo umgiebt und uͤberziehet es die breiten Maſtdarmmuskel, und den Schliesmuskel des Hintern mit einer weichen Fettigkeit. An andern Orten ſcheinet es die unangeneme Geſtalt eines Todtengerippes da- durch zu verhuͤten, daß es ſich zuſammenhaͤuft, und an- ſtatt der Gruben eine Rundung hervorbringt. So trift man zwiſchen den Bakken- und Trompeterknochen an- ſehnliche Fettkluͤmpe an, und wenn dieſe verſchwunden ſind, ſo entſtehen davon die verdruͤslichen Furchen und Runzeln im Geſichte: wozu man auch die ſchwindende Au- genvertiefungen rechnen kann, die davon herruͤhren, daß die Augenhoͤle ſchlecht mit Fett ausgefuͤllet iſt. Ueber- dieß machet es auch die Haut angenehm weiß, indem es dieſelbe gelinde ausfuͤllet und durch ſie herfuͤr ſcheinet. Daher ſehen die Kinder ſo weiß aus; daher ſind auch allemal diejenigen Theile am weiſſeſten, unter denen ſich das meiſte Fett, wie z. E. an den Bruͤſten, befindet: und

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/144>, abgerufen am 24.11.2024.