Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.Zweites Buch. Gefässe. man nennete zu allererst den Kanal, durch den die Luftin die Lunge gelanget, von diesem seinem Amt eine Ar- terie; und als man nach der Zeit Blutgefässe mit dem Namen derer Arterien belegte, so gab man jener die Be- nennung einer knorpligen Arterie (arteria aspera), und Aristoteles begreift dieselbe jederzeit und allein unter dem Namen der Arterie. Man nennete aber unter al- len glatten und blutführenden Kanälen denjenigen zuerst eine Arterie, der, als der fürnehmste, aus dem Herzen seinen Ursprung hat (arteria aorta), nachhero kam all- gemach die Reihe auch an die übrigen, und man kan da- her überhaupt die unter Hippokrates Werken befindli- che Bücher von denen Arterien, mit guten Grund für untergeschoben halten. Denn Erasistratus schrieb zu erst, daß in denen Gefässen, wovon wir reden, Luft ent- halten sey, und scheinet daher zu dieser neuen Benen- nung Gelegenheit gegeben zu haben. Aristoteles ge- braucht den Namen Aorta von dem Gefäs, welches noch heut zu Tage den Namen führet, und es wurde die Be- nennung derer Aorten überhaupt damals allen Schlag- adern gemeiniglich beygelegt (q). Nach und nach fieng man endlich an sich ordentli- Puls- (q) [Spaltenumbruch]
Rufus angef. Ort. aristo- teles de gener. anim. B. II. K. 4. (r) De curat. morb. diut. L. I. c. 2. (n) [Spaltenumbruch]
celsvs B. 4. K. 1. (o) De Oss. nat. S. 274. de princip. & carnib. S. 250. lin- denii Ausgabe. aretaevs acut. B. II. K. I. (p) Hist. anim. B. III. K. 3.
n. w. Er fand jedoch, daß der Name bereits angenommen war, und sagt: einige nennten sie Aov- ta. Also ist er nicht der erste, der [Spaltenumbruch] sich dieser Benennung bedienet, wie man aus dem Rufus und Ga- lenus gemeiniglich zu schliessen pflegt. galenvs de dissect. ar- ter. K. 1. Zweites Buch. Gefaͤſſe. man nennete zu allererſt den Kanal, durch den die Luftin die Lunge gelanget, von dieſem ſeinem Amt eine Ar- terie; und als man nach der Zeit Blutgefaͤſſe mit dem Namen derer Arterien belegte, ſo gab man jener die Be- nennung einer knorpligen Arterie (arteria aſpera), und Ariſtoteles begreift dieſelbe jederzeit und allein unter dem Namen der Arterie. Man nennete aber unter al- len glatten und blutfuͤhrenden Kanaͤlen denjenigen zuerſt eine Arterie, der, als der fuͤrnehmſte, aus dem Herzen ſeinen Urſprung hat (arteria aorta), nachhero kam all- gemach die Reihe auch an die uͤbrigen, und man kan da- her uͤberhaupt die unter Hippokrates Werken befindli- che Buͤcher von denen Arterien, mit guten Grund fuͤr untergeſchoben halten. Denn Eraſiſtratus ſchrieb zu erſt, daß in denen Gefaͤſſen, wovon wir reden, Luft ent- halten ſey, und ſcheinet daher zu dieſer neuen Benen- nung Gelegenheit gegeben zu haben. Ariſtoteles ge- braucht den Namen Aorta von dem Gefaͤs, welches noch heut zu Tage den Namen fuͤhret, und es wurde die Be- nennung derer Aorten uͤberhaupt damals allen Schlag- adern gemeiniglich beygelegt (q). Nach und nach fieng man endlich an ſich ordentli- Puls- (q) [Spaltenumbruch]
Rufus angef. Ort. aristo- teles de gener. anim. B. II. K. 4. (r) De curat. morb. diut. L. I. c. 2. (n) [Spaltenumbruch]
celsvs B. 4. K. 1. (o) De Osſ. nat. S. 274. de princip. & carnib. S. 250. lin- denii Ausgabe. aretaevs acut. B. II. K. I. (p) Hiſt. anim. B. III. K. 3.
n. w. Er fand jedoch, daß der Name bereits angenommen war, und ſagt: einige nennten ſie Aov- ta. Alſo iſt er nicht der erſte, der [Spaltenumbruch] ſich dieſer Benennung bedienet, wie man aus dem Rufus und Ga- lenus gemeiniglich zu ſchlieſſen pflegt. galenvs de diſſect. ar- ter. K. 1. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0158" n="102"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweites Buch. Gefaͤſſe.</hi></fw><lb/> man nennete zu allererſt den Kanal, durch den die Luft<lb/> in die Lunge gelanget, von dieſem ſeinem Amt eine <hi rendition="#fr">Ar-<lb/> terie;</hi> und als man nach der Zeit Blutgefaͤſſe mit dem<lb/> Namen derer Arterien belegte, ſo gab man jener die Be-<lb/> nennung einer knorpligen Arterie (<hi rendition="#aq">arteria aſpera</hi>), und<lb/><hi rendition="#fr">Ariſtoteles</hi> begreift dieſelbe jederzeit und allein unter<lb/> dem Namen der Arterie. Man nennete aber unter al-<lb/> len glatten und blutfuͤhrenden Kanaͤlen denjenigen zuerſt<lb/> eine Arterie, der, als der fuͤrnehmſte, aus dem Herzen<lb/> ſeinen Urſprung hat (<hi rendition="#aq">arteria aorta</hi>), nachhero kam all-<lb/> gemach die Reihe auch an die uͤbrigen, und man kan da-<lb/> her uͤberhaupt die unter <hi rendition="#fr">Hippokrates</hi> Werken befindli-<lb/> che Buͤcher von denen Arterien, mit guten Grund fuͤr<lb/> untergeſchoben halten. Denn <hi rendition="#fr">Eraſiſtratus</hi> ſchrieb zu<lb/> erſt, daß in denen Gefaͤſſen, wovon wir reden, Luft ent-<lb/> halten ſey, und ſcheinet daher zu dieſer neuen Benen-<lb/> nung Gelegenheit gegeben zu haben. <hi rendition="#fr">Ariſtoteles</hi> ge-<lb/> braucht den Namen Aorta von dem Gefaͤs, welches noch<lb/> heut zu Tage den Namen fuͤhret, und es wurde die Be-<lb/> nennung derer Aorten uͤberhaupt damals allen Schlag-<lb/> adern gemeiniglich beygelegt <note place="foot" n="(q)"><cb/><hi rendition="#fr">Rufus</hi> angef. Ort. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">aristo-<lb/> teles</hi> de gener. anim.</hi> B. <hi rendition="#aq">II.</hi><lb/> K. 4.</note>.</p><lb/> <p>Nach und nach fieng man endlich an ſich ordentli-<lb/> cher auszudruͤkken. <hi rendition="#fr">Aretaͤus</hi> nennete die Gefaͤſſe hin-<lb/> ter denen Ohren, deren Eroͤfnung er anrieth, <hi rendition="#fr">klopfen-<lb/> de Arterien</hi> <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">De curat. morb. diut. L. I.<lb/> c.</hi> 2.</note>. <hi rendition="#fr">Plinius</hi> deutet nach der alten Art,<lb/> durch das Klopfen der Adern (<hi rendition="#aq">venarum percuſſum</hi>), den<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Puls-</fw><lb/><note place="foot" n="(n)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">celsvs</hi></hi></hi> B. 4. K. 1.</note><lb/><note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq">De Osſ. nat.</hi> S. 274. <hi rendition="#aq">de<lb/> princip. & carnib.</hi> S. 250. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">lin-<lb/> denii</hi></hi> Ausgabe. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">aretaevs</hi> acut.</hi><lb/> B. <hi rendition="#aq">II.</hi> K. <hi rendition="#aq">I.</hi></note><lb/><note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">Hiſt. anim.</hi> B. <hi rendition="#aq">III.</hi> K. 3.<lb/> n. w. Er fand jedoch, daß der<lb/> Name bereits angenommen war,<lb/> und ſagt: <hi rendition="#fr">einige nennten ſie Aov-<lb/> ta.</hi> Alſo iſt er nicht der erſte, der<lb/><cb/> ſich dieſer Benennung bedienet,<lb/> wie man aus dem <hi rendition="#fr">Rufus</hi> und <hi rendition="#fr">Ga-<lb/> lenus</hi> gemeiniglich zu ſchlieſſen<lb/> pflegt. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">galenvs</hi></hi> de diſſect. ar-<lb/> ter.</hi> K. 1.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0158]
Zweites Buch. Gefaͤſſe.
man nennete zu allererſt den Kanal, durch den die Luft
in die Lunge gelanget, von dieſem ſeinem Amt eine Ar-
terie; und als man nach der Zeit Blutgefaͤſſe mit dem
Namen derer Arterien belegte, ſo gab man jener die Be-
nennung einer knorpligen Arterie (arteria aſpera), und
Ariſtoteles begreift dieſelbe jederzeit und allein unter
dem Namen der Arterie. Man nennete aber unter al-
len glatten und blutfuͤhrenden Kanaͤlen denjenigen zuerſt
eine Arterie, der, als der fuͤrnehmſte, aus dem Herzen
ſeinen Urſprung hat (arteria aorta), nachhero kam all-
gemach die Reihe auch an die uͤbrigen, und man kan da-
her uͤberhaupt die unter Hippokrates Werken befindli-
che Buͤcher von denen Arterien, mit guten Grund fuͤr
untergeſchoben halten. Denn Eraſiſtratus ſchrieb zu
erſt, daß in denen Gefaͤſſen, wovon wir reden, Luft ent-
halten ſey, und ſcheinet daher zu dieſer neuen Benen-
nung Gelegenheit gegeben zu haben. Ariſtoteles ge-
braucht den Namen Aorta von dem Gefaͤs, welches noch
heut zu Tage den Namen fuͤhret, und es wurde die Be-
nennung derer Aorten uͤberhaupt damals allen Schlag-
adern gemeiniglich beygelegt (q).
Nach und nach fieng man endlich an ſich ordentli-
cher auszudruͤkken. Aretaͤus nennete die Gefaͤſſe hin-
ter denen Ohren, deren Eroͤfnung er anrieth, klopfen-
de Arterien (r). Plinius deutet nach der alten Art,
durch das Klopfen der Adern (venarum percuſſum), den
Puls-
(n)
(o)
(p)
(q)
Rufus angef. Ort. aristo-
teles de gener. anim. B. II.
K. 4.
(r) De curat. morb. diut. L. I.
c. 2.
(n)
celsvs B. 4. K. 1.
(o) De Osſ. nat. S. 274. de
princip. & carnib. S. 250. lin-
denii Ausgabe. aretaevs acut.
B. II. K. I.
(p) Hiſt. anim. B. III. K. 3.
n. w. Er fand jedoch, daß der
Name bereits angenommen war,
und ſagt: einige nennten ſie Aov-
ta. Alſo iſt er nicht der erſte, der
ſich dieſer Benennung bedienet,
wie man aus dem Rufus und Ga-
lenus gemeiniglich zu ſchlieſſen
pflegt. galenvs de diſſect. ar-
ter. K. 1.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |