Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.Vorrede des Verfassers. gemein schwer werden, diesen Streit blos nachdemjenigen zu entscheiden, was man in einem menschlichen Leichnam wahrnimt: wir neh- men aber hierbei die Thiere zu Hülfe. Und diese zeigen uns erstlich, daß viele von denen grossen Thieren blos in der Leber, und ohne daß sie zugleich eine Gallenblase haben, eine recht gute Galle zubereiten. Hernach bemer- ken wir, daß kein Thier eine Gallenblase ha- be, wo nicht auch eine Leber dabei befindlich ist: und daß keins eine von der Leber derge- stalt abgesonderte Gallenblase bekommen habe, daß diese letztere nicht sollte entweder mit der Leber selbst verwachsen seyn, oder vermittelst ihres Ausführungsganges mit derselben eini- ge Gemeinschaft unterhalten sollte. Man sie- het demnach hieraus, daß zur Zubereitung der Galle ohnumgänglich die Leber erfordert werde, und daß hingegen hierzu keine Gal- lenblase nöthig sey, mithin also dieselbe in die- sem letzten Theil nicht hervorgebracht werde, sondern aus der Leber erstlich in denselben ge- lange. Jnzwischen habe ich sonsten noch al- lerlei nüzliche Anwendungen aus der verglei- chenden Zergliederungskunst, von eben solcher Beschaffenheit, die hier aber vielleicht zu sub- til seyn möchten, in meinem ganzen Werke mit untergestreuet. Man muß demnach Thiere zergliedern. man
Vorrede des Verfaſſers. gemein ſchwer werden, dieſen Streit blos nachdemjenigen zu entſcheiden, was man in einem menſchlichen Leichnam wahrnimt: wir neh- men aber hierbei die Thiere zu Huͤlfe. Und dieſe zeigen uns erſtlich, daß viele von denen groſſen Thieren blos in der Leber, und ohne daß ſie zugleich eine Gallenblaſe haben, eine recht gute Galle zubereiten. Hernach bemer- ken wir, daß kein Thier eine Gallenblaſe ha- be, wo nicht auch eine Leber dabei befindlich iſt: und daß keins eine von der Leber derge- ſtalt abgeſonderte Gallenblaſe bekommen habe, daß dieſe letztere nicht ſollte entweder mit der Leber ſelbſt verwachſen ſeyn, oder vermittelſt ihres Ausfuͤhrungsganges mit derſelben eini- ge Gemeinſchaft unterhalten ſollte. Man ſie- het demnach hieraus, daß zur Zubereitung der Galle ohnumgaͤnglich die Leber erfordert werde, und daß hingegen hierzu keine Gal- lenblaſe noͤthig ſey, mithin alſo dieſelbe in die- ſem letzten Theil nicht hervorgebracht werde, ſondern aus der Leber erſtlich in denſelben ge- lange. Jnzwiſchen habe ich ſonſten noch al- lerlei nuͤzliche Anwendungen aus der verglei- chenden Zergliederungskunſt, von eben ſolcher Beſchaffenheit, die hier aber vielleicht zu ſub- til ſeyn moͤchten, in meinem ganzen Werke mit untergeſtreuet. Man muß demnach Thiere zergliedern. man
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Vorrede des Verfaſſers.
gemein ſchwer werden, dieſen Streit blos nach
demjenigen zu entſcheiden, was man in einem
menſchlichen Leichnam wahrnimt: wir neh-
men aber hierbei die Thiere zu Huͤlfe. Und
dieſe zeigen uns erſtlich, daß viele von denen
groſſen Thieren blos in der Leber, und ohne
daß ſie zugleich eine Gallenblaſe haben, eine
recht gute Galle zubereiten. Hernach bemer-
ken wir, daß kein Thier eine Gallenblaſe ha-
be, wo nicht auch eine Leber dabei befindlich
iſt: und daß keins eine von der Leber derge-
ſtalt abgeſonderte Gallenblaſe bekommen habe,
daß dieſe letztere nicht ſollte entweder mit der
Leber ſelbſt verwachſen ſeyn, oder vermittelſt
ihres Ausfuͤhrungsganges mit derſelben eini-
ge Gemeinſchaft unterhalten ſollte. Man ſie-
het demnach hieraus, daß zur Zubereitung
der Galle ohnumgaͤnglich die Leber erfordert
werde, und daß hingegen hierzu keine Gal-
lenblaſe noͤthig ſey, mithin alſo dieſelbe in die-
ſem letzten Theil nicht hervorgebracht werde,
ſondern aus der Leber erſtlich in denſelben ge-
lange. Jnzwiſchen habe ich ſonſten noch al-
lerlei nuͤzliche Anwendungen aus der verglei-
chenden Zergliederungskunſt, von eben ſolcher
Beſchaffenheit, die hier aber vielleicht zu ſub-
til ſeyn moͤchten, in meinem ganzen Werke
mit untergeſtreuet.
Man muß demnach Thiere zergliedern.
Es wuͤrde aber dazu keinesweges hinlaͤnglich
ſeyn, daß man nur todte zerlegte, ſondern
man
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