gehet das Blut mit dem Urin ab, nach welchen Zufall aber die Kranken selten davon kommen (s).
Diese Beispiele dienen in der That zur Erläuterung desjenigen, was wir vorher gesagt haben. Denn wenn sie gleich nicht zu der gesunden Beschaffenheit des Kör- pers gehören, so zeigen sie doch deutlich an, daß keine Zer- reissung fester Theile geschehen sey, oder neue Wege für das ergossene Blut wären gemacht worden, sondern daß die Auflösung des Blutes einzig und allein die Ursache von allem sey. Wir haben uns aber jezzo zu zeigen vor- genommen, daß die Ausführungsgänge ihren Ursprung von denen blutführenden Schlagadern nehmen. Und diesen Beweis kann so wenig die Schlaffheit der Gefässe, als ein verdünntes Blut im geringsten entkräften.
Endlich kann man noch hinzufügen, daß man ein, obwol gar seltenes, Beispiel habe, da die Fortsezzung des Ausführungsganges aus der rothgefärbten Schlag- ader deutlich kann vor Augen gelegt werden (t).
Wenn dahero die eingesprizte Säfte aus einer roth- gefärbten Schlagader in verschiedne Ausführungsgänge ohne Aufenthalt, oder ohne Knoten zu bilden, überge- hen: wenn das rothe Blut, von geringen, wenigstens die festen Theile nicht verändernden Ursachen, in diese Gänge geleitet wird; wenn ferner der Augenschein selbst dieses bestätiget: so gewinnt es in der That das Ansehen, daß die blutführende Schlagadern mit den Ausfüh- rungsgängen gerade fortgehen, und daß dieser Ausgang ganz sicher, und ohne einen Jrrthum zu befürchten, für eine von den Endigungen dieser Schlagadern angenommen werden könne.
§. 24.
(s)lister de variolis. S. 93.
(t)bertin Mem. de l'Acad. des seienc. 1744. S. 98. 99.
Schlagadern.
gehet das Blut mit dem Urin ab, nach welchen Zufall aber die Kranken ſelten davon kommen (s).
Dieſe Beiſpiele dienen in der That zur Erlaͤuterung desjenigen, was wir vorher geſagt haben. Denn wenn ſie gleich nicht zu der geſunden Beſchaffenheit des Koͤr- pers gehoͤren, ſo zeigen ſie doch deutlich an, daß keine Zer- reiſſung feſter Theile geſchehen ſey, oder neue Wege fuͤr das ergoſſene Blut waͤren gemacht worden, ſondern daß die Aufloͤſung des Blutes einzig und allein die Urſache von allem ſey. Wir haben uns aber jezzo zu zeigen vor- genommen, daß die Ausfuͤhrungsgaͤnge ihren Urſprung von denen blutfuͤhrenden Schlagadern nehmen. Und dieſen Beweis kann ſo wenig die Schlaffheit der Gefaͤſſe, als ein verduͤnntes Blut im geringſten entkraͤften.
Endlich kann man noch hinzufuͤgen, daß man ein, obwol gar ſeltenes, Beiſpiel habe, da die Fortſezzung des Ausfuͤhrungsganges aus der rothgefaͤrbten Schlag- ader deutlich kann vor Augen gelegt werden (t).
Wenn dahero die eingeſprizte Saͤfte aus einer roth- gefaͤrbten Schlagader in verſchiedne Ausfuͤhrungsgaͤnge ohne Aufenthalt, oder ohne Knoten zu bilden, uͤberge- hen: wenn das rothe Blut, von geringen, wenigſtens die feſten Theile nicht veraͤndernden Urſachen, in dieſe Gaͤnge geleitet wird; wenn ferner der Augenſchein ſelbſt dieſes beſtaͤtiget: ſo gewinnt es in der That das Anſehen, daß die blutfuͤhrende Schlagadern mit den Ausfuͤh- rungsgaͤngen gerade fortgehen, und daß dieſer Ausgang ganz ſicher, und ohne einen Jrrthum zu befuͤrchten, fuͤr eine von den Endigungen dieſer Schlagadern angenommen werden koͤnne.
§. 24.
(s)lister de variolis. S. 93.
(t)bertin Mem. de l’Acad. des ſeienc. 1744. S. 98. 99.
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Schlagadern.
gehet das Blut mit dem Urin ab, nach welchen Zufall
aber die Kranken ſelten davon kommen (s).
Dieſe Beiſpiele dienen in der That zur Erlaͤuterung
desjenigen, was wir vorher geſagt haben. Denn wenn
ſie gleich nicht zu der geſunden Beſchaffenheit des Koͤr-
pers gehoͤren, ſo zeigen ſie doch deutlich an, daß keine Zer-
reiſſung feſter Theile geſchehen ſey, oder neue Wege fuͤr
das ergoſſene Blut waͤren gemacht worden, ſondern daß
die Aufloͤſung des Blutes einzig und allein die Urſache
von allem ſey. Wir haben uns aber jezzo zu zeigen vor-
genommen, daß die Ausfuͤhrungsgaͤnge ihren Urſprung
von denen blutfuͤhrenden Schlagadern nehmen. Und
dieſen Beweis kann ſo wenig die Schlaffheit der Gefaͤſſe,
als ein verduͤnntes Blut im geringſten entkraͤften.
Endlich kann man noch hinzufuͤgen, daß man ein,
obwol gar ſeltenes, Beiſpiel habe, da die Fortſezzung
des Ausfuͤhrungsganges aus der rothgefaͤrbten Schlag-
ader deutlich kann vor Augen gelegt werden (t).
Wenn dahero die eingeſprizte Saͤfte aus einer roth-
gefaͤrbten Schlagader in verſchiedne Ausfuͤhrungsgaͤnge
ohne Aufenthalt, oder ohne Knoten zu bilden, uͤberge-
hen: wenn das rothe Blut, von geringen, wenigſtens
die feſten Theile nicht veraͤndernden Urſachen, in dieſe
Gaͤnge geleitet wird; wenn ferner der Augenſchein ſelbſt
dieſes beſtaͤtiget: ſo gewinnt es in der That das Anſehen,
daß die blutfuͤhrende Schlagadern mit den Ausfuͤh-
rungsgaͤngen gerade fortgehen, und daß dieſer Ausgang
ganz ſicher, und ohne einen Jrrthum zu befuͤrchten, fuͤr
eine von den Endigungen dieſer Schlagadern angenommen
werden koͤnne.
§. 24.
(s) lister de variolis. S. 93.
(t) bertin Mem. de l’Acad. des ſeienc. 1744. S. 98. 99.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/245>, abgerufen am 21.11.2024.
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