Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.Vorrede des Verfassers. Angelegenheiten, kennen lernen, so begebenwir uns in der That aus dem kleinen Kreise heraus, in den uns unsre Erziehung, und die Ehrfurcht für unsre Lehrer, eingeschlossen hat, und wir lernen, wie wir Gründen, und nicht dem Ansehn andrer, Beifall geben sol- len. Es lieget aber auch in den Büchern eine unbeschreibliche Menge von Saamen der Wahrheit hin und wieder zerstreuet, den wir bei allen angewandten Fleiß niemalen völlig von seinem eignen Boden werden einernden können. Welcher Sterbliche ist so glücklich, wenn er gleich noch so lange lebt, daß er so viele kranke Körper sollte eröfnen können? Wer wird die Eingeweide so vieler seltnen und ausländischen Thiere untersuchen kön- nen? und was für Fleis und Unverdrossen- heit würde zu der Verfertigung derer Ge- schichte von denen schwehrsten und verbor- gensten Gegenden des belebten Körpers erfor- dert werden, dergleichen wir doch manchen glücklichen Erforschern der Natur, deren Namen wir sogleich anführen wollen, in der That zu danken haben? Würde man wohl die Swammerdammische, alle menschliche Gedult übertreffende subtile Versuche, ent- behren wollen? würde man sich wohl ver- sprechen können, daß man die Jnsekten eben so,
Vorrede des Verfaſſers. Angelegenheiten, kennen lernen, ſo begebenwir uns in der That aus dem kleinen Kreiſe heraus, in den uns unſre Erziehung, und die Ehrfurcht fuͤr unſre Lehrer, eingeſchloſſen hat, und wir lernen, wie wir Gruͤnden, und nicht dem Anſehn andrer, Beifall geben ſol- len. Es lieget aber auch in den Buͤchern eine unbeſchreibliche Menge von Saamen der Wahrheit hin und wieder zerſtreuet, den wir bei allen angewandten Fleiß niemalen voͤllig von ſeinem eignen Boden werden einernden koͤnnen. Welcher Sterbliche iſt ſo gluͤcklich, wenn er gleich noch ſo lange lebt, daß er ſo viele kranke Koͤrper ſollte eroͤfnen koͤnnen? Wer wird die Eingeweide ſo vieler ſeltnen und auslaͤndiſchen Thiere unterſuchen koͤn- nen? und was fuͤr Fleis und Unverdroſſen- heit wuͤrde zu der Verfertigung derer Ge- ſchichte von denen ſchwehrſten und verbor- genſten Gegenden des belebten Koͤrpers erfor- dert werden, dergleichen wir doch manchen gluͤcklichen Erforſchern der Natur, deren Namen wir ſogleich anfuͤhren wollen, in der That zu danken haben? Wuͤrde man wohl die Swammerdammiſche, alle menſchliche Gedult uͤbertreffende ſubtile Verſuche, ent- behren wollen? wuͤrde man ſich wohl ver- ſprechen koͤnnen, daß man die Jnſekten eben ſo,
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Vorrede des Verfaſſers.
Angelegenheiten, kennen lernen, ſo begeben
wir uns in der That aus dem kleinen Kreiſe
heraus, in den uns unſre Erziehung, und
die Ehrfurcht fuͤr unſre Lehrer, eingeſchloſſen
hat, und wir lernen, wie wir Gruͤnden, und
nicht dem Anſehn andrer, Beifall geben ſol-
len. Es lieget aber auch in den Buͤchern
eine unbeſchreibliche Menge von Saamen der
Wahrheit hin und wieder zerſtreuet, den wir
bei allen angewandten Fleiß niemalen voͤllig
von ſeinem eignen Boden werden einernden
koͤnnen. Welcher Sterbliche iſt ſo gluͤcklich,
wenn er gleich noch ſo lange lebt, daß er ſo
viele kranke Koͤrper ſollte eroͤfnen koͤnnen?
Wer wird die Eingeweide ſo vieler ſeltnen
und auslaͤndiſchen Thiere unterſuchen koͤn-
nen? und was fuͤr Fleis und Unverdroſſen-
heit wuͤrde zu der Verfertigung derer Ge-
ſchichte von denen ſchwehrſten und verbor-
genſten Gegenden des belebten Koͤrpers erfor-
dert werden, dergleichen wir doch manchen
gluͤcklichen Erforſchern der Natur, deren
Namen wir ſogleich anfuͤhren wollen, in der
That zu danken haben? Wuͤrde man wohl
die Swammerdammiſche, alle menſchliche
Gedult uͤbertreffende ſubtile Verſuche, ent-
behren wollen? wuͤrde man ſich wohl ver-
ſprechen koͤnnen, daß man die Jnſekten eben
ſo,
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