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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Flieswassergefässe.
dem ohngeachtet einige über der Holader zerstreuete Ge-
fässe, welche allem Ansehen nach zu denen noch nicht be-
kannt gemachten Flieswassergefässen möchten zu rechnen
seyn.

Diesem Zeitalter füge ich noch einige berühmte Män-
ner bei, die sich entweder selbst die Ehre von der Entdek-
kung der durchsichtigen Gefässe zugeschrieben, oder doch,
wenn sie ihnen von andren aus Gefälligkeit beigelegt wor-
den, sich deren wirklich angemasset haben. So hinter-
ließ der berühmte Jolyffe, ein englischer Arzt, den
man gemeiniglich Jolivius nennt, zwar gar nichts
schriftliches von dieser Materie; dem ohnerachtet schrie-
ben ihm doch verschiedene seiner Landesleute ganz ein-
müthig die Ehre zu, daß er glüklicher Weise im Jahre
1650. die Flieswassergefässe entdekt hätte (s).

Nach ihm schrieb Franz Sylvius de le Boe, die-
ser unermüdete Zerleger menschlicher Leichname, die durch
Krankheiten weggeraffet worden, im Jahre 1660 (t),
daß er bereits vor zwanzig Jahren, und folglich im Jah-
re 1640. an der Leber gelbgefärbte Flieswassergefässe
wahrgenommen. Man könnte an dem Zeugnisse dieses
berühmten Mannes aussezzen, daß niemand ganzer zwölf
Jahre lang auf einer von denen zahlreichsten hohen
Schulen von einer so wichtigen Entdekkung etwas er-
wehnet habe, und diese Gefässe dem Joh. van Horne,
einem Amtsgehülfen des Sylvius, allererst vom Rud-
bek
gezeiget und bekannt gemacht worden.

Con-
(s) [Spaltenumbruch] Thom. warthon Adenogr.
c. II.
S. 98. Francisc. glisson
de hepate. c. 31. n. 266. Gualter
charleton Exercit. de lymphae
ductibus. Robert plott natural
history of Oxfordshire,
S. 315.
T. wotton of antient and mo-
[Spaltenumbruch] dern learning.
S. 220. Rob. boy-
le
de utilit. Philosoph. exper.
S.
98. edit. Lindav.
(t) Dissert. VII. de bile, & he-
pate,
welche er in eben dem Jah-
re herausgab.

Flieswaſſergefaͤſſe.
dem ohngeachtet einige uͤber der Holader zerſtreuete Ge-
faͤſſe, welche allem Anſehen nach zu denen noch nicht be-
kannt gemachten Flieswaſſergefaͤſſen moͤchten zu rechnen
ſeyn.

Dieſem Zeitalter fuͤge ich noch einige beruͤhmte Maͤn-
ner bei, die ſich entweder ſelbſt die Ehre von der Entdek-
kung der durchſichtigen Gefaͤſſe zugeſchrieben, oder doch,
wenn ſie ihnen von andren aus Gefaͤlligkeit beigelegt wor-
den, ſich deren wirklich angemaſſet haben. So hinter-
ließ der beruͤhmte Jolyffe, ein engliſcher Arzt, den
man gemeiniglich Jolivius nennt, zwar gar nichts
ſchriftliches von dieſer Materie; dem ohnerachtet ſchrie-
ben ihm doch verſchiedene ſeiner Landesleute ganz ein-
muͤthig die Ehre zu, daß er gluͤklicher Weiſe im Jahre
1650. die Flieswaſſergefaͤſſe entdekt haͤtte (s).

Nach ihm ſchrieb Franz Sylvius de le Boe, die-
ſer unermuͤdete Zerleger menſchlicher Leichname, die durch
Krankheiten weggeraffet worden, im Jahre 1660 (t),
daß er bereits vor zwanzig Jahren, und folglich im Jah-
re 1640. an der Leber gelbgefaͤrbte Flieswaſſergefaͤſſe
wahrgenommen. Man koͤnnte an dem Zeugniſſe dieſes
beruͤhmten Mannes ausſezzen, daß niemand ganzer zwoͤlf
Jahre lang auf einer von denen zahlreichſten hohen
Schulen von einer ſo wichtigen Entdekkung etwas er-
wehnet habe, und dieſe Gefaͤſſe dem Joh. van Horne,
einem Amtsgehuͤlfen des Sylvius, allererſt vom Rud-
bek
gezeiget und bekannt gemacht worden.

Con-
(s) [Spaltenumbruch] Thom. warthon Adenogr.
c. II.
S. 98. Franciſc. glisson
de hepate. c. 31. n. 266. Gualter
charleton Exercit. de lymphæ
ductibus. Robert plott natural
hiſtory of Oxfordshire,
S. 315.
T. wotton of antient and mo-
[Spaltenumbruch] dern learning.
S. 220. Rob. boy-
le
de utilit. Philoſoph. exper.
S.
98. edit. Lindav.
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pate,
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[299/0355] Flieswaſſergefaͤſſe. dem ohngeachtet einige uͤber der Holader zerſtreuete Ge- faͤſſe, welche allem Anſehen nach zu denen noch nicht be- kannt gemachten Flieswaſſergefaͤſſen moͤchten zu rechnen ſeyn. Dieſem Zeitalter fuͤge ich noch einige beruͤhmte Maͤn- ner bei, die ſich entweder ſelbſt die Ehre von der Entdek- kung der durchſichtigen Gefaͤſſe zugeſchrieben, oder doch, wenn ſie ihnen von andren aus Gefaͤlligkeit beigelegt wor- den, ſich deren wirklich angemaſſet haben. So hinter- ließ der beruͤhmte Jolyffe, ein engliſcher Arzt, den man gemeiniglich Jolivius nennt, zwar gar nichts ſchriftliches von dieſer Materie; dem ohnerachtet ſchrie- ben ihm doch verſchiedene ſeiner Landesleute ganz ein- muͤthig die Ehre zu, daß er gluͤklicher Weiſe im Jahre 1650. die Flieswaſſergefaͤſſe entdekt haͤtte (s). Nach ihm ſchrieb Franz Sylvius de le Boe, die- ſer unermuͤdete Zerleger menſchlicher Leichname, die durch Krankheiten weggeraffet worden, im Jahre 1660 (t), daß er bereits vor zwanzig Jahren, und folglich im Jah- re 1640. an der Leber gelbgefaͤrbte Flieswaſſergefaͤſſe wahrgenommen. Man koͤnnte an dem Zeugniſſe dieſes beruͤhmten Mannes ausſezzen, daß niemand ganzer zwoͤlf Jahre lang auf einer von denen zahlreichſten hohen Schulen von einer ſo wichtigen Entdekkung etwas er- wehnet habe, und dieſe Gefaͤſſe dem Joh. van Horne, einem Amtsgehuͤlfen des Sylvius, allererſt vom Rud- bek gezeiget und bekannt gemacht worden. Con- (s) Thom. warthon Adenogr. c. II. S. 98. Franciſc. glisson de hepate. c. 31. n. 266. Gualter charleton Exercit. de lymphæ ductibus. Robert plott natural hiſtory of Oxfordshire, S. 315. T. wotton of antient and mo- dern learning. S. 220. Rob. boy- le de utilit. Philoſoph. exper. S. 98. edit. Lindav. (t) Diſſert. VII. de bile, & he- pate, welche er in eben dem Jah- re herausgab.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/355>, abgerufen am 24.11.2024.