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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Flieswassergefässe.
lich die Tafeln von denen Flieswassergefässen gesehen, die
dieser emsige Zergliederer mit Queksilber ausgefüllet und
sistematisch aufgetroknet hatte.

Nach des Nucks tödlichen Hintritte hat sich keiner von
denen Thierzerlegern wieder an diese Arbeit gemacht. Joh.
Zeller, des Duverney Schüler, untersuchte zwar noch
weiter die Flieswassergefässe an lebendigen Pferden. So
sind auch des Peter Chirac, ehemaligen ersten Leibarz-
tes, anatomische Abbildungen der Flieswassergefässe an
der Leber und andrem Eingeweide, vom D. de la Font
nach der Natur und sehr schön abgezeichnet, und vom D.
Montagnat sehr gerühmt (h), aber niemals wirklich
ans Licht gestellet worden.

Joseph Duverney, welcher die Gewohnheit hatte,
seine Arbeiten gar zu oft zu verändern, und wenn er eini-
ge angefangen hatte, sogleich wieder andere vorzunehmen
pflegte, zeigte seinen Schülern, und selbst dem Geuder (i),
das vollständige Sistem der Flieswassergefässe an einer
Kuh, ob er gleich nichts davon bekannt gemacht. Wir
sind aber eben so wenig durch des Godfried Bidloo Ar-
beiten in diesem Punkte besser unterrichtet worden, als
welcher, wenn man ihm glauben darf, welches jedoch

nicht
(h) [Spaltenumbruch] Lettre a M. bertin. S. 71.
Unter die Schriftsteller, welche
sich um die Geschichte der Flies-
wassergefässe verdient gemacht, sez-
ze man noch den vortreflichen J.
Fr. Mekel, dessen Dissert. epistol.
ad hallervm de vas. lyinphat. &
gland. conglob. Berol.
1757. ich
hier anführe. Er hat vieles, so
in dem menschlichen Körper von
ihm wahrgenommen worden, mit
gutem Nuzzen hinzugefügt, z. E.
vom Laufe der Wassergefässe über
die Hüfte, den Arm, die Schul-
ter und den Hals, von ihrer Ver-
[Spaltenumbruch] einigung mit den Blutadern, von
dem Baue der einfachen Drüsen,
welcher blos zelligt ist, und zu-
gleich aus Gefässen bestehet, und
von andern Dingen mehr. Der
berühmte junge Mann, Aler.
Monroo, Alexand. Sohn, hat
in eben dem Jahr in einem zu
Berlin herausgegebenen Werkchen,
de venis lymphaticis & valvulosis,
ausgeführt, daß die Flieswasser-
gefässe vornämlich aus dem Zell-
gewebe entspringen.
(i) De formentis. S. 123.
U 2

Flieswaſſergefaͤſſe.
lich die Tafeln von denen Flieswaſſergefaͤſſen geſehen, die
dieſer emſige Zergliederer mit Quekſilber ausgefuͤllet und
ſiſtematiſch aufgetroknet hatte.

Nach des Nucks toͤdlichen Hintritte hat ſich keiner von
denen Thierzerlegern wieder an dieſe Arbeit gemacht. Joh.
Zeller, des Duverney Schuͤler, unterſuchte zwar noch
weiter die Flieswaſſergefaͤſſe an lebendigen Pferden. So
ſind auch des Peter Chirac, ehemaligen erſten Leibarz-
tes, anatomiſche Abbildungen der Flieswaſſergefaͤſſe an
der Leber und andrem Eingeweide, vom D. de la Font
nach der Natur und ſehr ſchoͤn abgezeichnet, und vom D.
Montagnat ſehr geruͤhmt (h), aber niemals wirklich
ans Licht geſtellet worden.

Joſeph Duverney, welcher die Gewohnheit hatte,
ſeine Arbeiten gar zu oft zu veraͤndern, und wenn er eini-
ge angefangen hatte, ſogleich wieder andere vorzunehmen
pflegte, zeigte ſeinen Schuͤlern, und ſelbſt dem Geuder (i),
das vollſtaͤndige Siſtem der Flieswaſſergefaͤſſe an einer
Kuh, ob er gleich nichts davon bekannt gemacht. Wir
ſind aber eben ſo wenig durch des Godfried Bidloo Ar-
beiten in dieſem Punkte beſſer unterrichtet worden, als
welcher, wenn man ihm glauben darf, welches jedoch

nicht
(h) [Spaltenumbruch] Lettre a M. bertin. S. 71.
Unter die Schriftſteller, welche
ſich um die Geſchichte der Flies-
waſſergefaͤſſe verdient gemacht, ſez-
ze man noch den vortreflichen J.
Fr. Mekel, deſſen Diſſert. epiſtol.
ad hallervm de vaſ. lyinphat. &
gland. conglob. Berol.
1757. ich
hier anfuͤhre. Er hat vieles, ſo
in dem menſchlichen Koͤrper von
ihm wahrgenommen worden, mit
gutem Nuzzen hinzugefuͤgt, z. E.
vom Laufe der Waſſergefaͤſſe uͤber
die Huͤfte, den Arm, die Schul-
ter und den Hals, von ihrer Ver-
[Spaltenumbruch] einigung mit den Blutadern, von
dem Baue der einfachen Druͤſen,
welcher blos zelligt iſt, und zu-
gleich aus Gefaͤſſen beſtehet, und
von andern Dingen mehr. Der
beruͤhmte junge Mann, Aler.
Monroo, Alexand. Sohn, hat
in eben dem Jahr in einem zu
Berlin herausgegebenen Werkchen,
de venis lymphaticis & valvuloſis,
ausgefuͤhrt, daß die Flieswaſſer-
gefaͤſſe vornaͤmlich aus dem Zell-
gewebe entſpringen.
(i) De formentis. S. 123.
U 2
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[307/0363] Flieswaſſergefaͤſſe. lich die Tafeln von denen Flieswaſſergefaͤſſen geſehen, die dieſer emſige Zergliederer mit Quekſilber ausgefuͤllet und ſiſtematiſch aufgetroknet hatte. Nach des Nucks toͤdlichen Hintritte hat ſich keiner von denen Thierzerlegern wieder an dieſe Arbeit gemacht. Joh. Zeller, des Duverney Schuͤler, unterſuchte zwar noch weiter die Flieswaſſergefaͤſſe an lebendigen Pferden. So ſind auch des Peter Chirac, ehemaligen erſten Leibarz- tes, anatomiſche Abbildungen der Flieswaſſergefaͤſſe an der Leber und andrem Eingeweide, vom D. de la Font nach der Natur und ſehr ſchoͤn abgezeichnet, und vom D. Montagnat ſehr geruͤhmt (h), aber niemals wirklich ans Licht geſtellet worden. Joſeph Duverney, welcher die Gewohnheit hatte, ſeine Arbeiten gar zu oft zu veraͤndern, und wenn er eini- ge angefangen hatte, ſogleich wieder andere vorzunehmen pflegte, zeigte ſeinen Schuͤlern, und ſelbſt dem Geuder (i), das vollſtaͤndige Siſtem der Flieswaſſergefaͤſſe an einer Kuh, ob er gleich nichts davon bekannt gemacht. Wir ſind aber eben ſo wenig durch des Godfried Bidloo Ar- beiten in dieſem Punkte beſſer unterrichtet worden, als welcher, wenn man ihm glauben darf, welches jedoch nicht (h) Lettre a M. bertin. S. 71. Unter die Schriftſteller, welche ſich um die Geſchichte der Flies- waſſergefaͤſſe verdient gemacht, ſez- ze man noch den vortreflichen J. Fr. Mekel, deſſen Diſſert. epiſtol. ad hallervm de vaſ. lyinphat. & gland. conglob. Berol. 1757. ich hier anfuͤhre. Er hat vieles, ſo in dem menſchlichen Koͤrper von ihm wahrgenommen worden, mit gutem Nuzzen hinzugefuͤgt, z. E. vom Laufe der Waſſergefaͤſſe uͤber die Huͤfte, den Arm, die Schul- ter und den Hals, von ihrer Ver- einigung mit den Blutadern, von dem Baue der einfachen Druͤſen, welcher blos zelligt iſt, und zu- gleich aus Gefaͤſſen beſtehet, und von andern Dingen mehr. Der beruͤhmte junge Mann, Aler. Monroo, Alexand. Sohn, hat in eben dem Jahr in einem zu Berlin herausgegebenen Werkchen, de venis lymphaticis & valvuloſis, ausgefuͤhrt, daß die Flieswaſſer- gefaͤſſe vornaͤmlich aus dem Zell- gewebe entſpringen. (i) De formentis. S. 123. U 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/363>, abgerufen am 24.11.2024.