dieser berühmte Mann, wenn er lebendige Thiere geöfnet, in dem Herzen derselben Luft gesehen haben, dergleichen man sonst in den Blutadern viel ehe, als in den Schlag- adern zu finden pflegt, und vornämlich in den Blutadern des Gehirns, mit dem übrigen Blute vermischt, unter der Gestalt von abwechselnden Ringen zu sehen be- kommt (k). Jm Herzen aber wird jedoch ebenfalls auch (l), und zwar nicht sowol in der linken, als der rechten Kam- mer, eine Menge Luft, und nicht selten ein Blut- schaum, besonders aber zur Sommerzeit, wahrgenommen, allein darum wird doch nicht das Blut zugleich ausge- schlossen. Endlich habe ich öfters an den Fröschen gefun- den, wie ehemals auch an einer Schildkröte und Frosche Redi(m) und Caldesius(n) wahrgenommen, daß in den Gefässen, und zwar ebenfalls auch in den Blutadern, sehr oft grosse Luftblasen mit einer grossen Geschwindig- keit herumgetrieben werden. Aus allen diesen Erschei- nungen läst sich aber nichts für den Erasistratus fol- gern (o). Denn man trift die Luft sowol in den Schlag- als Blutadern an, und die Blutadern erfüllen sich da- mit, wider dieser Sekte ihre Theorie, viel mehr, als es die Schlagadern thun: hiernächst entstehet auch die Luft, die man im Herzen findet, aus der Fäulung, sie nimmt zugleich mit derselben zu, und man kann sie sonst niemals wahrnehmen, als wenn die im Blute befindliche Luft von der Wärme ausgedehnt wird. Endlich sind die Luft- blasen in kalten Thieren selten zu sehen, sie werden nicht zu ihrer Bauart erfordert, und sie scheinen sich in der That etwa durch eine Wunde in das Geblüte einzu- schleichen, weil man sie so lange nicht wahrnimt, als
alle
(k)[Spaltenumbruch]
Siehe mehrere dergleichen Zeugnisse in des Alexius littre Hist. de l'Acad. roi. des scienc. 1704. obs. 17. Memoir. de l'Acad. 1714.
(l)Premier Memoire, S. 153.
(m)[Spaltenumbruch]Giorn. de letterati suppl. III. S 86.
(n)Observaz. anatomiche intor- no alle Tartarughe. S. 67.
(o)Second Memoire sur le mou- vom. du sang, Exp. 3. 9. 198. 214.
Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
dieſer beruͤhmte Mann, wenn er lebendige Thiere geoͤfnet, in dem Herzen derſelben Luft geſehen haben, dergleichen man ſonſt in den Blutadern viel ehe, als in den Schlag- adern zu finden pflegt, und vornaͤmlich in den Blutadern des Gehirns, mit dem uͤbrigen Blute vermiſcht, unter der Geſtalt von abwechſelnden Ringen zu ſehen be- kommt (k). Jm Herzen aber wird jedoch ebenfalls auch (l), und zwar nicht ſowol in der linken, als der rechten Kam- mer, eine Menge Luft, und nicht ſelten ein Blut- ſchaum, beſonders aber zur Sommerzeit, wahrgenommen, allein darum wird doch nicht das Blut zugleich ausge- ſchloſſen. Endlich habe ich oͤfters an den Froͤſchen gefun- den, wie ehemals auch an einer Schildkroͤte und Froſche Redi(m) und Caldeſius(n) wahrgenommen, daß in den Gefaͤſſen, und zwar ebenfalls auch in den Blutadern, ſehr oft groſſe Luftblaſen mit einer groſſen Geſchwindig- keit herumgetrieben werden. Aus allen dieſen Erſchei- nungen laͤſt ſich aber nichts fuͤr den Eraſiſtratus fol- gern (o). Denn man trift die Luft ſowol in den Schlag- als Blutadern an, und die Blutadern erfuͤllen ſich da- mit, wider dieſer Sekte ihre Theorie, viel mehr, als es die Schlagadern thun: hiernaͤchſt entſtehet auch die Luft, die man im Herzen findet, aus der Faͤulung, ſie nimmt zugleich mit derſelben zu, und man kann ſie ſonſt niemals wahrnehmen, als wenn die im Blute befindliche Luft von der Waͤrme ausgedehnt wird. Endlich ſind die Luft- blaſen in kalten Thieren ſelten zu ſehen, ſie werden nicht zu ihrer Bauart erfordert, und ſie ſcheinen ſich in der That etwa durch eine Wunde in das Gebluͤte einzu- ſchleichen, weil man ſie ſo lange nicht wahrnimt, als
alle
(k)[Spaltenumbruch]
Siehe mehrere dergleichen Zeugniſſe in des Alexius littre Hiſt. de l’Acad. roi. des ſcienc. 1704. obſ. 17. Memoir. de l’Acad. 1714.
(l)Premier Memoire, S. 153.
(m)[Spaltenumbruch]Giorn. de letterati ſuppl. III. S 86.
(n)Obſervaz. anatomiche intor- no alle Tartarughe. S. 67.
(o)Second Memoire ſur le mou- vom. du ſang, Exp. 3. 9. 198. 214.
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Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
dieſer beruͤhmte Mann, wenn er lebendige Thiere geoͤfnet,
in dem Herzen derſelben Luft geſehen haben, dergleichen
man ſonſt in den Blutadern viel ehe, als in den Schlag-
adern zu finden pflegt, und vornaͤmlich in den Blutadern
des Gehirns, mit dem uͤbrigen Blute vermiſcht, unter
der Geſtalt von abwechſelnden Ringen zu ſehen be-
kommt (k). Jm Herzen aber wird jedoch ebenfalls auch (l),
und zwar nicht ſowol in der linken, als der rechten Kam-
mer, eine Menge Luft, und nicht ſelten ein Blut-
ſchaum, beſonders aber zur Sommerzeit, wahrgenommen,
allein darum wird doch nicht das Blut zugleich ausge-
ſchloſſen. Endlich habe ich oͤfters an den Froͤſchen gefun-
den, wie ehemals auch an einer Schildkroͤte und Froſche
Redi (m) und Caldeſius (n) wahrgenommen, daß in
den Gefaͤſſen, und zwar ebenfalls auch in den Blutadern,
ſehr oft groſſe Luftblaſen mit einer groſſen Geſchwindig-
keit herumgetrieben werden. Aus allen dieſen Erſchei-
nungen laͤſt ſich aber nichts fuͤr den Eraſiſtratus fol-
gern (o). Denn man trift die Luft ſowol in den Schlag-
als Blutadern an, und die Blutadern erfuͤllen ſich da-
mit, wider dieſer Sekte ihre Theorie, viel mehr, als es
die Schlagadern thun: hiernaͤchſt entſtehet auch die Luft,
die man im Herzen findet, aus der Faͤulung, ſie nimmt
zugleich mit derſelben zu, und man kann ſie ſonſt niemals
wahrnehmen, als wenn die im Blute befindliche Luft
von der Waͤrme ausgedehnt wird. Endlich ſind die Luft-
blaſen in kalten Thieren ſelten zu ſehen, ſie werden nicht
zu ihrer Bauart erfordert, und ſie ſcheinen ſich in der
That etwa durch eine Wunde in das Gebluͤte einzu-
ſchleichen, weil man ſie ſo lange nicht wahrnimt, als
alle
(k)
Siehe mehrere dergleichen
Zeugniſſe in des Alexius littre
Hiſt. de l’Acad. roi. des ſcienc.
1704. obſ. 17. Memoir. de l’Acad.
1714.
(l) Premier Memoire, S. 153.
(m)
Giorn. de letterati ſuppl. III.
S 86.
(n) Obſervaz. anatomiche intor-
no alle Tartarughe. S. 67.
(o) Second Memoire ſur le mou-
vom. du ſang, Exp. 3. 9. 198. 214.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/426>, abgerufen am 16.07.2024.
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