alle Theile im unverlezten Zustande erhalten wer- den (p).
§. 2. Die Schlagadern sind nicht einmal nach dem Tode vom Blute leer.
Ferner kann man leicht durch die Zerlegungen zeigen, daß die Schlagadern nach dem Tode eben sowol, als vorher, Blut enthalten, welches auch allerdings einigermas- sen nöthig ist, indem unserm Lehrer (p*) einige Ausdrükke entfahren sind, welche einen nicht allzubehutsamen Leser leicht überreden könnten, daß die Schlagadern in den todten Körpern leer wären; da zumalauch andere gleichfalls berühmte Männer (p**) beinahe eben dieses gelehret ha- ben. Wenigstens hat Harvey(q) mit gutem Grunde erinnert, und es bestätigen es auch die meisten Versu- che (r), daß man in den Schlagadern, nach dem Tode, und in der linken Herzkammer weniger Blut finde. Denn es ziehen sich die Schlagadern beinahe völlig zusammen, wenn man sie auftroknet, oder wenn sie von aufliegen- den Körpern gedrükt werden, ingleichen auch von der Gewalt der Kälte und der eigenmächtigen Anziehung der Zellfäden, woraus sie bestehen, bis sie, wie die neuern Versuche zeigen, von neun Theilen ihrer Oefnung im Lichten auf vier vermindert worden (s). Jndessen ent- halten sie doch wirklich in den meisten todten Körpern noch Blut, und schütten dasselbe aus, wenn man sie zerschnei- det, und man kann es deutlich an den mit Talg ausge-
sprizten
(p)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort, Exp. 17. und S. 188.
(p*)Instir. Med. n. 213. daß die Schlagadern fast ledig wären.
(p**) Der berühmte Perrault du mouvement peristalique, S. 136. F. boissier Comment. ad Ha- lesii haemastatiks. S. 9.
(q)[Spaltenumbruch]
Streitschr. de motu sanguin. S. 93. II. Streitschr. S. 208. III. Streitschr. S. 223.
(r)I. pecqvet Diss anat. S. 44. I. Theod. schenk Hist. hu- mor. S. 68. Jac. PeyerObs. anat. 17.
(s)lamure de secret. S. 26.
A a 2
Der Lauf des Schlagaderblutes.
alle Theile im unverlezten Zuſtande erhalten wer- den (p).
§. 2. Die Schlagadern ſind nicht einmal nach dem Tode vom Blute leer.
Ferner kann man leicht durch die Zerlegungen zeigen, daß die Schlagadern nach dem Tode eben ſowol, als vorher, Blut enthalten, welches auch allerdings einigermaſ- ſen noͤthig iſt, indem unſerm Lehrer (p*) einige Ausdruͤkke entfahren ſind, welche einen nicht allzubehutſamen Leſer leicht uͤberreden koͤnnten, daß die Schlagadern in den todten Koͤrpern leer waͤren; da zumalauch andere gleichfalls beruͤhmte Maͤnner (p**) beinahe eben dieſes gelehret ha- ben. Wenigſtens hat Harvey(q) mit gutem Grunde erinnert, und es beſtaͤtigen es auch die meiſten Verſu- che (r), daß man in den Schlagadern, nach dem Tode, und in der linken Herzkammer weniger Blut finde. Denn es ziehen ſich die Schlagadern beinahe voͤllig zuſammen, wenn man ſie auftroknet, oder wenn ſie von aufliegen- den Koͤrpern gedruͤkt werden, ingleichen auch von der Gewalt der Kaͤlte und der eigenmaͤchtigen Anziehung der Zellfaͤden, woraus ſie beſtehen, bis ſie, wie die neuern Verſuche zeigen, von neun Theilen ihrer Oefnung im Lichten auf vier vermindert worden (s). Jndeſſen ent- halten ſie doch wirklich in den meiſten todten Koͤrpern noch Blut, und ſchuͤtten daſſelbe aus, wenn man ſie zerſchnei- det, und man kann es deutlich an den mit Talg ausge-
ſprizten
(p)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort, Exp. 17. und S. 188.
(p*)Inſtir. Med. n. 213. daß die Schlagadern faſt ledig waͤren.
(p**) Der beruͤhmte Perrault du mouvement periſtalique, S. 136. F. boissier Comment. ad Ha- leſii hæmaſtatiks. S. 9.
(q)[Spaltenumbruch]
Streitſchr. de motu ſanguin. S. 93. II. Streitſchr. S. 208. III. Streitſchr. S. 223.
(r)I. pecqvet Diſſ anat. S. 44. I. Theod. schenk Hiſt. hu- mor. S. 68. Jac. PeyerObſ. anat. 17.
(s)lamure de ſecret. S. 26.
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Der Lauf des Schlagaderblutes.
alle Theile im unverlezten Zuſtande erhalten wer-
den (p).
§. 2.
Die Schlagadern ſind nicht einmal nach dem
Tode vom Blute leer.
Ferner kann man leicht durch die Zerlegungen zeigen,
daß die Schlagadern nach dem Tode eben ſowol, als
vorher, Blut enthalten, welches auch allerdings einigermaſ-
ſen noͤthig iſt, indem unſerm Lehrer (p*) einige Ausdruͤkke
entfahren ſind, welche einen nicht allzubehutſamen Leſer
leicht uͤberreden koͤnnten, daß die Schlagadern in den
todten Koͤrpern leer waͤren; da zumalauch andere gleichfalls
beruͤhmte Maͤnner (p**) beinahe eben dieſes gelehret ha-
ben. Wenigſtens hat Harvey (q) mit gutem Grunde
erinnert, und es beſtaͤtigen es auch die meiſten Verſu-
che (r), daß man in den Schlagadern, nach dem Tode,
und in der linken Herzkammer weniger Blut finde. Denn
es ziehen ſich die Schlagadern beinahe voͤllig zuſammen,
wenn man ſie auftroknet, oder wenn ſie von aufliegen-
den Koͤrpern gedruͤkt werden, ingleichen auch von der
Gewalt der Kaͤlte und der eigenmaͤchtigen Anziehung der
Zellfaͤden, woraus ſie beſtehen, bis ſie, wie die neuern
Verſuche zeigen, von neun Theilen ihrer Oefnung im
Lichten auf vier vermindert worden (s). Jndeſſen ent-
halten ſie doch wirklich in den meiſten todten Koͤrpern noch
Blut, und ſchuͤtten daſſelbe aus, wenn man ſie zerſchnei-
det, und man kann es deutlich an den mit Talg ausge-
ſprizten
(p)
Am angef. Ort, Exp. 17.
und S. 188.
(p*) Inſtir. Med. n. 213. daß die
Schlagadern faſt ledig waͤren.
(p**) Der beruͤhmte Perrault
du mouvement periſtalique, S.
136. F. boissier Comment. ad Ha-
leſii hæmaſtatiks. S. 9.
(q)
Streitſchr. de motu ſanguin.
S. 93. II. Streitſchr. S. 208.
III. Streitſchr. S. 223.
(r) I. pecqvet Diſſ anat. S.
44. I. Theod. schenk Hiſt. hu-
mor. S. 68. Jac. Peyer Obſ.
anat. 17.
(s) lamure de ſecret. S. 26.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/427>, abgerufen am 27.11.2024.
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