wobei Homobon selbst gegenwärtig war. Auf eine et- was andre Weise sahe Harvey wiederum, wie das Blut an einer zerästelten Schlagader von der Herzgegend mit voller Gewalt, von den weiter vom Herzen entlegenen Theilen aber ganz matt geflossen kam (a), welchen Ver- such ich zu verschiedenen malen, und so gar an der Na- belschlagader des Hühnchen im Eie, wieder angestellet habe. Zerschneidet man den Stamm einer Schlagader, so fallen die Aeste zwischen dem Herzen und dem Orte, der zum Durchschnitte gewählt worden, zusammen, und sie geben kein Blut von sich (b), welches wiederum ein augenscheinliches Zeugnis ist, daß sich das Blut vom Herzen in die Aeste und nach der Wunde zu bewegt.
Es wiederholen aber die Wundärzte alle Tage, bei einem anderen, aber eben so heilsamen Unternehmen, diesen Versuch vor sich, so oft dieselbe, bei Gelegenheit einer stark blutenden Wunde, oder bei einem Pulsader- geschwulste, und wenn gewisse Glieder abgenommen wer- den, den nach einem gewissen Theile des Körpers gerich- teten Lauf des Blutes unterbrechen wollen. Denn sie schnüren die Schlagader zusammen, oder sie legen überhaupt zwischen dem Herzen und demselben Orte ein Band an. Schon vor langer Zeit unterband Galenus eine Schlagader in den Verblutungen mit einem unver- welklichen Faden (b*). Vermittelst der Unterbindung der Halsschlagader ist das Nasenbluten gestillet worden (c). Daher erweitert das Blut, welches vom Herzen hergetrieben wird, die Schlagader, so oft ihr entfern- ter Theil von einer Entzündung (d), oder von andren Ur- sachen, ist verstopfet worden.
§. 5.
(a)[Spaltenumbruch]Exercit. III. S. 236.
(b)salmon de utero, S. 27.
(b*)Method. medendi, L. XIII.
(c)Matth. Gottfr. pvrmann im chirurgischen Lorberkranz. S. 351.
(d)[Spaltenumbruch]F. de savvagfs L. de in- flammat. welches mit dem hales zugleich herausgegeben ist, S. 281. Theophil, lobp of fevers. S. 247.
Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
wobei Homobon ſelbſt gegenwaͤrtig war. Auf eine et- was andre Weiſe ſahe Harvey wiederum, wie das Blut an einer zeraͤſtelten Schlagader von der Herzgegend mit voller Gewalt, von den weiter vom Herzen entlegenen Theilen aber ganz matt gefloſſen kam (a), welchen Ver- ſuch ich zu verſchiedenen malen, und ſo gar an der Na- belſchlagader des Huͤhnchen im Eie, wieder angeſtellet habe. Zerſchneidet man den Stamm einer Schlagader, ſo fallen die Aeſte zwiſchen dem Herzen und dem Orte, der zum Durchſchnitte gewaͤhlt worden, zuſammen, und ſie geben kein Blut von ſich (b), welches wiederum ein augenſcheinliches Zeugnis iſt, daß ſich das Blut vom Herzen in die Aeſte und nach der Wunde zu bewegt.
Es wiederholen aber die Wundaͤrzte alle Tage, bei einem anderen, aber eben ſo heilſamen Unternehmen, dieſen Verſuch vor ſich, ſo oft dieſelbe, bei Gelegenheit einer ſtark blutenden Wunde, oder bei einem Pulsader- geſchwulſte, und wenn gewiſſe Glieder abgenommen wer- den, den nach einem gewiſſen Theile des Koͤrpers gerich- teten Lauf des Blutes unterbrechen wollen. Denn ſie ſchnuͤren die Schlagader zuſammen, oder ſie legen uͤberhaupt zwiſchen dem Herzen und demſelben Orte ein Band an. Schon vor langer Zeit unterband Galenus eine Schlagader in den Verblutungen mit einem unver- welklichen Faden (b*). Vermittelſt der Unterbindung der Halsſchlagader iſt das Naſenbluten geſtillet worden (c). Daher erweitert das Blut, welches vom Herzen hergetrieben wird, die Schlagader, ſo oft ihr entfern- ter Theil von einer Entzuͤndung (d), oder von andren Ur- ſachen, iſt verſtopfet worden.
§. 5.
(a)[Spaltenumbruch]Exercit. III. S. 236.
(b)salmon de utero, S. 27.
(b*)Method. medendi, L. XIII.
(c)Matth. Gottfr. pvrmann im chirurgiſchen Lorberkranz. S. 351.
(d)[Spaltenumbruch]F. de savvagfs L. de in- flammat. welches mit dem hales zugleich herausgegeben iſt, S. 281. Theophil, lobp of feverſ. S. 247.
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Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes.
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was andre Weiſe ſahe Harvey wiederum, wie das Blut
an einer zeraͤſtelten Schlagader von der Herzgegend mit
voller Gewalt, von den weiter vom Herzen entlegenen
Theilen aber ganz matt gefloſſen kam (a), welchen Ver-
ſuch ich zu verſchiedenen malen, und ſo gar an der Na-
belſchlagader des Huͤhnchen im Eie, wieder angeſtellet
habe. Zerſchneidet man den Stamm einer Schlagader,
ſo fallen die Aeſte zwiſchen dem Herzen und dem Orte,
der zum Durchſchnitte gewaͤhlt worden, zuſammen, und
ſie geben kein Blut von ſich (b), welches wiederum ein
augenſcheinliches Zeugnis iſt, daß ſich das Blut vom
Herzen in die Aeſte und nach der Wunde zu bewegt.
Es wiederholen aber die Wundaͤrzte alle Tage, bei
einem anderen, aber eben ſo heilſamen Unternehmen,
dieſen Verſuch vor ſich, ſo oft dieſelbe, bei Gelegenheit
einer ſtark blutenden Wunde, oder bei einem Pulsader-
geſchwulſte, und wenn gewiſſe Glieder abgenommen wer-
den, den nach einem gewiſſen Theile des Koͤrpers gerich-
teten Lauf des Blutes unterbrechen wollen. Denn ſie
ſchnuͤren die Schlagader zuſammen, oder ſie legen
uͤberhaupt zwiſchen dem Herzen und demſelben Orte ein
Band an. Schon vor langer Zeit unterband Galenus
eine Schlagader in den Verblutungen mit einem unver-
welklichen Faden (b*). Vermittelſt der Unterbindung
der Halsſchlagader iſt das Naſenbluten geſtillet worden
(c). Daher erweitert das Blut, welches vom Herzen
hergetrieben wird, die Schlagader, ſo oft ihr entfern-
ter Theil von einer Entzuͤndung (d), oder von andren Ur-
ſachen, iſt verſtopfet worden.
§. 5.
(a)
Exercit. III. S. 236.
(b) salmon de utero, S. 27.
(b*) Method. medendi, L. XIII.
(c) Matth. Gottfr. pvrmann im
chirurgiſchen Lorberkranz. S. 351.
(d)
F. de savvagfs L. de in-
flammat. welches mit dem hales
zugleich herausgegeben iſt, S. 281.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/432>, abgerufen am 27.11.2024.
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