schen gefunden, daß das nach dem Herzen zu getriebene Blut nachgegeben, und hingegen, wenn man es nach der Hand zu getrieben, daß alsdenn die Klappen aller- dings Widerstand gethan, und in kleine Knötgen aufge- trieben worden, wobei er zugleich selbst gestehet, daß ihn dieser Versuch zur Kenntnis der Klappen gebracht ha- be (k). Bei dieser ganzen Bauart hat derselbe weiter nichts, als die Urfache von der langsameren Bewegung des Blutes und die Vorsicht der Natur entdekt, die sie anwendet, damit das Blut, unter der Action der Mus- keln, nicht allzuschnell aus der Holader in die Gliedmassen ge- trieben werde (l). Es hat sich aber weder Salomon Alberti der sehr bequemen Gelegenheit, Ruhm zu erlan- gen und die Wahrheit zu entdekken, mit bessern Vortheil bedienet (m), noch auch Homobonus Pisoni(n) der Stimme der redenden Natur Gehör gegeben, und sich durch dieselbe eines bessern überzeugen lassen.
Harvey(o) betrachtete eben diese Häutchen, aber mit einem scharfsichtigern Auge, und auf solche Art, daß das menschliche Geschlecht einen grössern Nuzzen davon hatte. Es stehen nämlich die Hölungen der Klappen mit ihrer Eröfnung gegen das Herz gekehrt, und sie endigen sich gegen die äussersten Gliedmassen mit einem blinden Ende (p). Folglich wird sich das Blut, welches von den Gliedmassen herkömt, zwischen den erhabnen Rük- ken der Klappen einen Weg machen, und dieselbe derge- stalt gegen die Wände der Blutadern andrüken, daß es von denselben nicht den geringsten Aufenthalt mehr be-
fürchten
(k)[Spaltenumbruch]
Ebendaselbst. S. 2.
(l) Ebendaselbst. S. 3.
(m) Er sezzet noch zugleich hin- zu, daß sich das Blut in der Holung der Klappen sammle, damit es nicht zu schnell vorüber gehen möge. Hist. [Spaltenumbruch]
plerarumque partium, S. 164. 169.
(n)Disquis. nov. in circul. san- guin. S. 15.
(o)De motu cordis. c. 13.
(p)L. II. Sect. II. n. 15. S. 148.
B b
Der Blutlauf in den Blutadern.
ſchen gefunden, daß das nach dem Herzen zu getriebene Blut nachgegeben, und hingegen, wenn man es nach der Hand zu getrieben, daß alsdenn die Klappen aller- dings Widerſtand gethan, und in kleine Knoͤtgen aufge- trieben worden, wobei er zugleich ſelbſt geſtehet, daß ihn dieſer Verſuch zur Kenntnis der Klappen gebracht ha- be (k). Bei dieſer ganzen Bauart hat derſelbe weiter nichts, als die Urfache von der langſameren Bewegung des Blutes und die Vorſicht der Natur entdekt, die ſie anwendet, damit das Blut, unter der Action der Mus- keln, nicht allzuſchnell aus der Holader in die Gliedmaſſen ge- trieben werde (l). Es hat ſich aber weder Salomon Alberti der ſehr bequemen Gelegenheit, Ruhm zu erlan- gen und die Wahrheit zu entdekken, mit beſſern Vortheil bedienet (m), noch auch Homobonus Piſoni(n) der Stimme der redenden Natur Gehoͤr gegeben, und ſich durch dieſelbe eines beſſern uͤberzeugen laſſen.
Harvey(o) betrachtete eben dieſe Haͤutchen, aber mit einem ſcharfſichtigern Auge, und auf ſolche Art, daß das menſchliche Geſchlecht einen groͤſſern Nuzzen davon hatte. Es ſtehen naͤmlich die Hoͤlungen der Klappen mit ihrer Eroͤfnung gegen das Herz gekehrt, und ſie endigen ſich gegen die aͤuſſerſten Gliedmaſſen mit einem blinden Ende (p). Folglich wird ſich das Blut, welches von den Gliedmaſſen herkoͤmt, zwiſchen den erhabnen Ruͤk- ken der Klappen einen Weg machen, und dieſelbe derge- ſtalt gegen die Waͤnde der Blutadern andruͤken, daß es von denſelben nicht den geringſten Aufenthalt mehr be-
fuͤrchten
(k)[Spaltenumbruch]
Ebendaſelbſt. S. 2.
(l) Ebendaſelbſt. S. 3.
(m) Er ſezzet noch zugleich hin- zu, daß ſich das Blut in der Holung der Klappen ſammle, damit es nicht zu ſchnell voruͤber gehen moͤge. Hiſt. [Spaltenumbruch]
plerarumque partium, S. 164. 169.
(n)Diſquiſ. nov. in circul. ſan- guin. S. 15.
(o)De motu cordis. c. 13.
(p)L. II. Sect. II. n. 15. S. 148.
B b
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0441"n="385"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Blutlauf in den Blutadern.</hi></fw><lb/>ſchen gefunden, daß das nach dem Herzen zu getriebene<lb/>
Blut nachgegeben, und hingegen, wenn man es nach<lb/>
der Hand zu getrieben, daß alsdenn die Klappen aller-<lb/>
dings Widerſtand gethan, und in kleine Knoͤtgen aufge-<lb/>
trieben worden, wobei er zugleich ſelbſt geſtehet, daß ihn<lb/>
dieſer Verſuch zur Kenntnis der Klappen gebracht ha-<lb/>
be <noteplace="foot"n="(k)"><cb/>
Ebendaſelbſt. S. 2.</note>. Bei dieſer ganzen Bauart hat derſelbe weiter<lb/>
nichts, als die Urfache von der langſameren Bewegung<lb/>
des Blutes und die Vorſicht der Natur entdekt, die ſie<lb/>
anwendet, damit das Blut, unter der Action der Mus-<lb/>
keln, nicht allzuſchnell aus der Holader in die Gliedmaſſen ge-<lb/>
trieben werde <noteplace="foot"n="(l)">Ebendaſelbſt. S. 3.</note>. Es hat ſich aber weder Salomon<lb/><hirendition="#fr">Alberti</hi> der ſehr bequemen Gelegenheit, Ruhm zu erlan-<lb/>
gen und die Wahrheit zu entdekken, mit beſſern Vortheil<lb/>
bedienet <noteplace="foot"n="(m)">Er ſezzet noch zugleich hin-<lb/>
zu, daß ſich das Blut in der Holung<lb/>
der Klappen ſammle, damit es nicht<lb/>
zu ſchnell voruͤber gehen moͤge. <hirendition="#aq">Hiſt.<lb/><cb/>
plerarumque partium,</hi> S. 164.<lb/>
169.</note>, noch auch Homobonus <hirendition="#fr">Piſoni</hi><noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">Diſquiſ. nov. in circul. ſan-<lb/>
guin.</hi> S. 15.</note> der<lb/>
Stimme der redenden Natur Gehoͤr gegeben, und ſich<lb/>
durch dieſelbe eines beſſern uͤberzeugen laſſen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Harvey</hi><noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq">De motu cordis. c.</hi> 13.</note> betrachtete eben dieſe Haͤutchen, aber<lb/>
mit einem ſcharfſichtigern Auge, und auf ſolche Art, daß<lb/>
das menſchliche Geſchlecht einen groͤſſern Nuzzen davon<lb/>
hatte. Es ſtehen naͤmlich die Hoͤlungen der Klappen mit<lb/>
ihrer Eroͤfnung gegen das Herz gekehrt, und ſie endigen<lb/>ſich gegen die aͤuſſerſten Gliedmaſſen mit einem blinden<lb/>
Ende <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">L. II. Sect. II. n.</hi> 15. S. 148.</note>. Folglich wird ſich das Blut, welches von<lb/>
den Gliedmaſſen herkoͤmt, zwiſchen den erhabnen Ruͤk-<lb/>
ken der Klappen einen Weg machen, und dieſelbe derge-<lb/>ſtalt gegen die Waͤnde der Blutadern andruͤken, daß es<lb/>
von denſelben nicht den geringſten Aufenthalt mehr be-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b</fw><fwplace="bottom"type="catch">fuͤrchten</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[385/0441]
Der Blutlauf in den Blutadern.
ſchen gefunden, daß das nach dem Herzen zu getriebene
Blut nachgegeben, und hingegen, wenn man es nach
der Hand zu getrieben, daß alsdenn die Klappen aller-
dings Widerſtand gethan, und in kleine Knoͤtgen aufge-
trieben worden, wobei er zugleich ſelbſt geſtehet, daß ihn
dieſer Verſuch zur Kenntnis der Klappen gebracht ha-
be (k). Bei dieſer ganzen Bauart hat derſelbe weiter
nichts, als die Urfache von der langſameren Bewegung
des Blutes und die Vorſicht der Natur entdekt, die ſie
anwendet, damit das Blut, unter der Action der Mus-
keln, nicht allzuſchnell aus der Holader in die Gliedmaſſen ge-
trieben werde (l). Es hat ſich aber weder Salomon
Alberti der ſehr bequemen Gelegenheit, Ruhm zu erlan-
gen und die Wahrheit zu entdekken, mit beſſern Vortheil
bedienet (m), noch auch Homobonus Piſoni (n) der
Stimme der redenden Natur Gehoͤr gegeben, und ſich
durch dieſelbe eines beſſern uͤberzeugen laſſen.
Harvey (o) betrachtete eben dieſe Haͤutchen, aber
mit einem ſcharfſichtigern Auge, und auf ſolche Art, daß
das menſchliche Geſchlecht einen groͤſſern Nuzzen davon
hatte. Es ſtehen naͤmlich die Hoͤlungen der Klappen mit
ihrer Eroͤfnung gegen das Herz gekehrt, und ſie endigen
ſich gegen die aͤuſſerſten Gliedmaſſen mit einem blinden
Ende (p). Folglich wird ſich das Blut, welches von
den Gliedmaſſen herkoͤmt, zwiſchen den erhabnen Ruͤk-
ken der Klappen einen Weg machen, und dieſelbe derge-
ſtalt gegen die Waͤnde der Blutadern andruͤken, daß es
von denſelben nicht den geringſten Aufenthalt mehr be-
fuͤrchten
(k)
Ebendaſelbſt. S. 2.
(l) Ebendaſelbſt. S. 3.
(m) Er ſezzet noch zugleich hin-
zu, daß ſich das Blut in der Holung
der Klappen ſammle, damit es nicht
zu ſchnell voruͤber gehen moͤge. Hiſt.
plerarumque partium, S. 164.
169.
(n) Diſquiſ. nov. in circul. ſan-
guin. S. 15.
(o) De motu cordis. c. 13.
(p) L. II. Sect. II. n. 15. S. 148.
B b
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/441>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.