Fast auf gleiche Art läst sich auch der Einwurf heben, daß eine Blutader zwischen zwo Schnüren nicht nur Blut enthalte, sondern auch, wenn sie geöfnet worden, solches von sich gebe (z). Es hilft zwar dieser Einwurf, den die erstern Feinde des Blutumlaufes ausgesonnen, nichts zur Vertheidigung der Hipothese der Alten, inzwischen gehört er zu den Blutaderästen, welche das Blut zwi- schen zwo Schnüren in den unterbundnen Stamm hin- einleiten (a). Aus dieser Ursache schwellen die Augen nicht auf, wenn die Drosselblutader unterbunden wor- den (b). Denn es bleiben gar zu viel Blutadern in ihrer Freiheit, durch welche das Geblüte wieder vom Kopfe zurükkommen kann.
§. 16. Die chirurgische Einsprizzung gewisser flüßigen Mittel in die Gefässe (chirurgia infusoria) zeiget auch den Weg, den das Blut in denen Adern nimmt.
Man kann noch einen andern, eben nicht allzuschwa- chen Versuch, welcher gleichfalls beweiset, daß das in denen Blutadern befindliche Blut nach dem Herzen zu- rükfliesse, von den chirurgischen Einsprizzungen gewisser Arzeneien in die Adern hernehmen. Es haben nämlich die sauren Flüßigkeiten, die man aus den Metallen herausgezogen, so oft man selbige in die Blut-
adern
(z)[Spaltenumbruch]primirose Destruct. fundam. Plempii, S. 97. wofern das Band gegen das Herz zu nicht zu fest angezogen ist. Homob. pisoni ult. antiqu. S. 78.
(a)[Spaltenumbruch]Waläus am angef. Ort, S. 411. 412.
(b)nvck Defens. duct. aquos. S. 14.
C c 4
Der Blutlauf in den Blutadern.
§. 15. Die Aufloͤſung eines andern Einwurfs.
Faſt auf gleiche Art laͤſt ſich auch der Einwurf heben, daß eine Blutader zwiſchen zwo Schnuͤren nicht nur Blut enthalte, ſondern auch, wenn ſie geoͤfnet worden, ſolches von ſich gebe (z). Es hilft zwar dieſer Einwurf, den die erſtern Feinde des Blutumlaufes ausgeſonnen, nichts zur Vertheidigung der Hipotheſe der Alten, inzwiſchen gehoͤrt er zu den Blutaderaͤſten, welche das Blut zwi- ſchen zwo Schnuͤren in den unterbundnen Stamm hin- einleiten (a). Aus dieſer Urſache ſchwellen die Augen nicht auf, wenn die Droſſelblutader unterbunden wor- den (b). Denn es bleiben gar zu viel Blutadern in ihrer Freiheit, durch welche das Gebluͤte wieder vom Kopfe zuruͤkkommen kann.
§. 16. Die chirurgiſche Einſprizzung gewiſſer fluͤßigen Mittel in die Gefaͤſſe (chirurgia infuſoria) zeiget auch den Weg, den das Blut in denen Adern nimmt.
Man kann noch einen andern, eben nicht allzuſchwa- chen Verſuch, welcher gleichfalls beweiſet, daß das in denen Blutadern befindliche Blut nach dem Herzen zu- ruͤkflieſſe, von den chirurgiſchen Einſprizzungen gewiſſer Arzeneien in die Adern hernehmen. Es haben naͤmlich die ſauren Fluͤßigkeiten, die man aus den Metallen herausgezogen, ſo oft man ſelbige in die Blut-
adern
(z)[Spaltenumbruch]primirose Deſtruct. fundam. Plempii, S. 97. wofern das Band gegen das Herz zu nicht zu feſt angezogen iſt. Homob. pisoni ult. antiqu. S. 78.
(a)[Spaltenumbruch]Waläus am angef. Ort, S. 411. 412.
(b)nvck Defenſ. duct. aquoſ. S. 14.
C c 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0463"n="407"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Blutlauf in den Blutadern.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 15.<lb/>
Die Aufloͤſung eines andern Einwurfs.</head><lb/><p>Faſt auf gleiche Art laͤſt ſich auch der Einwurf heben,<lb/>
daß eine Blutader zwiſchen zwo Schnuͤren nicht nur Blut<lb/>
enthalte, ſondern auch, wenn ſie geoͤfnet worden, ſolches<lb/>
von ſich gebe <noteplace="foot"n="(z)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">primirose</hi> Deſtruct. fundam.<lb/>
Plempii,</hi> S. 97. wofern das Band<lb/>
gegen das Herz zu nicht zu feſt<lb/>
angezogen iſt. <hirendition="#aq">Homob. <hirendition="#g"><hirendition="#k">pisoni</hi></hi><lb/>
ult. antiqu.</hi> S. 78.</note>. Es hilft zwar dieſer Einwurf, den<lb/>
die erſtern Feinde des Blutumlaufes ausgeſonnen, nichts<lb/>
zur Vertheidigung der Hipotheſe der Alten, inzwiſchen<lb/>
gehoͤrt er zu den Blutaderaͤſten, welche das Blut zwi-<lb/>ſchen zwo Schnuͤren in den unterbundnen Stamm hin-<lb/>
einleiten <noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#fr">Waläus</hi> am angef. Ort,<lb/>
S. 411. 412.</note>. Aus dieſer Urſache ſchwellen die Augen<lb/>
nicht auf, wenn die Droſſelblutader unterbunden wor-<lb/>
den <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">nvck</hi> Defenſ. duct. aquoſ.</hi><lb/>
S. 14.</note>. Denn es bleiben gar zu viel Blutadern<lb/>
in ihrer Freiheit, durch welche das Gebluͤte wieder vom<lb/>
Kopfe zuruͤkkommen kann.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 16.<lb/>
Die chirurgiſche Einſprizzung gewiſſer fluͤßigen<lb/>
Mittel in die Gefaͤſſe (<hirendition="#aq">chirurgia infuſoria</hi>)<lb/>
zeiget auch den Weg, den das Blut<lb/>
in denen Adern nimmt.</head><lb/><p>Man kann noch einen andern, eben nicht allzuſchwa-<lb/>
chen Verſuch, welcher gleichfalls beweiſet, daß das in<lb/>
denen Blutadern befindliche Blut nach dem Herzen zu-<lb/>
ruͤkflieſſe, von den <hirendition="#fr">chirurgiſchen Einſprizzungen<lb/>
gewiſſer Arzeneien in die Adern</hi> hernehmen. Es<lb/>
haben naͤmlich die ſauren Fluͤßigkeiten, die man aus den<lb/>
Metallen herausgezogen, ſo oft man ſelbige in die Blut-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">adern</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[407/0463]
Der Blutlauf in den Blutadern.
§. 15.
Die Aufloͤſung eines andern Einwurfs.
Faſt auf gleiche Art laͤſt ſich auch der Einwurf heben,
daß eine Blutader zwiſchen zwo Schnuͤren nicht nur Blut
enthalte, ſondern auch, wenn ſie geoͤfnet worden, ſolches
von ſich gebe (z). Es hilft zwar dieſer Einwurf, den
die erſtern Feinde des Blutumlaufes ausgeſonnen, nichts
zur Vertheidigung der Hipotheſe der Alten, inzwiſchen
gehoͤrt er zu den Blutaderaͤſten, welche das Blut zwi-
ſchen zwo Schnuͤren in den unterbundnen Stamm hin-
einleiten (a). Aus dieſer Urſache ſchwellen die Augen
nicht auf, wenn die Droſſelblutader unterbunden wor-
den (b). Denn es bleiben gar zu viel Blutadern
in ihrer Freiheit, durch welche das Gebluͤte wieder vom
Kopfe zuruͤkkommen kann.
§. 16.
Die chirurgiſche Einſprizzung gewiſſer fluͤßigen
Mittel in die Gefaͤſſe (chirurgia infuſoria)
zeiget auch den Weg, den das Blut
in denen Adern nimmt.
Man kann noch einen andern, eben nicht allzuſchwa-
chen Verſuch, welcher gleichfalls beweiſet, daß das in
denen Blutadern befindliche Blut nach dem Herzen zu-
ruͤkflieſſe, von den chirurgiſchen Einſprizzungen
gewiſſer Arzeneien in die Adern hernehmen. Es
haben naͤmlich die ſauren Fluͤßigkeiten, die man aus den
Metallen herausgezogen, ſo oft man ſelbige in die Blut-
adern
(z)
primirose Deſtruct. fundam.
Plempii, S. 97. wofern das Band
gegen das Herz zu nicht zu feſt
angezogen iſt. Homob. pisoni
ult. antiqu. S. 78.
(a)
Waläus am angef. Ort,
S. 411. 412.
(b) nvck Defenſ. duct. aquoſ.
S. 14.
C c 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/463>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.