Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.durch die Schlag-in die Blutadern. strom im Herzen zurükläst mit x, es sey a+x die Weiteder Herzkammer, so schliesse ich, daß sich alle durchfah- rende Blutströme verhalten werden = a+x, oder daß sie dem Jnhalte der Kammer gleich seyn werden. Ge- sezt, die Sache verhalte sich nicht so, es bleibe in dem Herzen bei dem ersten Pulse x übrig, und es werde die- ses nicht durch den nächstfolgenden fortgeschaft, so wer- den 2 x beim zwoten Schlage, 3 x beim dritten, und beim tausendsten 1000 x im Herzen zurükgelassen werden. Die- ses habe ich aus dem Grunde so umständlich wiederholt, weil ein andrer sonst berühmter Mann (m) vorgegeben, die rechte Herzkammer leere sich nicht aus, sondern sie schütte nur, in Vergleichung gegen die linke, die Helfte Blut aus. Ein anderer viel angesehenrer Mann (n) über- eilte sich ohnlängst gar sehr, wenn er behauptete, daß sich das Herz nicht von seinem Blute völlig entledige, sondern es bleibe vielmehr bei jedem Pulsschlage bis auf eine Unze im Herzen zurükke; daher man unrecht thäte, wenn man über eine Unze Blut auf die Portion anneh- men wolte, die das Herz bei jeder Ergiessung ausschütte; ich mag aber anjezzo diese Quantität nicht untersuchen, sondern will nur blos zeigen, daß sich der Blutstrom, so gros oder klein man ihn immer annehmen will, dennoch nicht vermindere, und daß der Vernunftschlus des Har- veys nichts von seiner Stärke verliere. Dieser Blut- strom beträgt nun weder eine halbe Unze, wie ihn Har- vey nach seiner bescheidnen Art berechnet (o), noch eine halbe Quente, wie der etwas furchtsamere Walaeus vermeinet (p), der jedoch wider seine eigenen Versuche selbst eingestanden hat, daß eine halbe Unze in der Herz- kammer (m) [Spaltenumbruch]
G. Wolfg. wedel Physiol. reform. S. 107. (n) Traite du coeur T. I. S. 348. (o) [Spaltenumbruch]
Am angef. Ort, S. 81. (p) Epist. I. S. 93. D d
durch die Schlag-in die Blutadern. ſtrom im Herzen zuruͤklaͤſt mit x, es ſey a+x die Weiteder Herzkammer, ſo ſchlieſſe ich, daß ſich alle durchfah- rende Blutſtroͤme verhalten werden = a+x, oder daß ſie dem Jnhalte der Kammer gleich ſeyn werden. Ge- ſezt, die Sache verhalte ſich nicht ſo, es bleibe in dem Herzen bei dem erſten Pulſe x uͤbrig, und es werde die- ſes nicht durch den naͤchſtfolgenden fortgeſchaft, ſo wer- den 2 x beim zwoten Schlage, 3 x beim dritten, und beim tauſendſten 1000 x im Herzen zuruͤkgelaſſen werden. Die- ſes habe ich aus dem Grunde ſo umſtaͤndlich wiederholt, weil ein andrer ſonſt beruͤhmter Mann (m) vorgegeben, die rechte Herzkammer leere ſich nicht aus, ſondern ſie ſchuͤtte nur, in Vergleichung gegen die linke, die Helfte Blut aus. Ein anderer viel angeſehenrer Mann (n) uͤber- eilte ſich ohnlaͤngſt gar ſehr, wenn er behauptete, daß ſich das Herz nicht von ſeinem Blute voͤllig entledige, ſondern es bleibe vielmehr bei jedem Pulsſchlage bis auf eine Unze im Herzen zuruͤkke; daher man unrecht thaͤte, wenn man uͤber eine Unze Blut auf die Portion anneh- men wolte, die das Herz bei jeder Ergieſſung ausſchuͤtte; ich mag aber anjezzo dieſe Quantitaͤt nicht unterſuchen, ſondern will nur blos zeigen, daß ſich der Blutſtrom, ſo gros oder klein man ihn immer annehmen will, dennoch nicht vermindere, und daß der Vernunftſchlus des Har- veys nichts von ſeiner Staͤrke verliere. Dieſer Blut- ſtrom betraͤgt nun weder eine halbe Unze, wie ihn Har- vey nach ſeiner beſcheidnen Art berechnet (o), noch eine halbe Quente, wie der etwas furchtſamere Walaeus vermeinet (p), der jedoch wider ſeine eigenen Verſuche ſelbſt eingeſtanden hat, daß eine halbe Unze in der Herz- kammer (m) [Spaltenumbruch]
G. Wolfg. wedel Phyſiol. reform. S. 107. (n) Traité du coeur T. I. S. 348. (o) [Spaltenumbruch]
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der Herzkammer, ſo ſchlieſſe ich, daß ſich alle durchfah-
rende Blutſtroͤme verhalten werden = a+x, oder daß
ſie dem Jnhalte der Kammer gleich ſeyn werden. Ge-
ſezt, die Sache verhalte ſich nicht ſo, es bleibe in dem
Herzen bei dem erſten Pulſe x uͤbrig, und es werde die-
ſes nicht durch den naͤchſtfolgenden fortgeſchaft, ſo wer-
den 2 x beim zwoten Schlage, 3 x beim dritten, und beim
tauſendſten 1000 x im Herzen zuruͤkgelaſſen werden. Die-
ſes habe ich aus dem Grunde ſo umſtaͤndlich wiederholt,
weil ein andrer ſonſt beruͤhmter Mann (m) vorgegeben,
die rechte Herzkammer leere ſich nicht aus, ſondern ſie
ſchuͤtte nur, in Vergleichung gegen die linke, die Helfte
Blut aus. Ein anderer viel angeſehenrer Mann (n) uͤber-
eilte ſich ohnlaͤngſt gar ſehr, wenn er behauptete, daß
ſich das Herz nicht von ſeinem Blute voͤllig entledige,
ſondern es bleibe vielmehr bei jedem Pulsſchlage bis auf
eine Unze im Herzen zuruͤkke; daher man unrecht thaͤte,
wenn man uͤber eine Unze Blut auf die Portion anneh-
men wolte, die das Herz bei jeder Ergieſſung ausſchuͤtte;
ich mag aber anjezzo dieſe Quantitaͤt nicht unterſuchen,
ſondern will nur blos zeigen, daß ſich der Blutſtrom, ſo
gros oder klein man ihn immer annehmen will, dennoch
nicht vermindere, und daß der Vernunftſchlus des Har-
veys nichts von ſeiner Staͤrke verliere. Dieſer Blut-
ſtrom betraͤgt nun weder eine halbe Unze, wie ihn Har-
vey nach ſeiner beſcheidnen Art berechnet (o), noch eine
halbe Quente, wie der etwas furchtſamere Walaeus
vermeinet (p), der jedoch wider ſeine eigenen Verſuche
ſelbſt eingeſtanden hat, daß eine halbe Unze in der Herz-
kammer
(m)
G. Wolfg. wedel Phyſiol.
reform. S. 107.
(n) Traité du coeur T. I. S.
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