stimmen kann, welche in einer so wichtigen Sache, die das Leben eines Menschen betrift, ohnumgänglich er- fordert wird. Man kann nämlich viele Dinge ohne Ge- fahr einnehmen, daß sie in den Magen kommen, die man aber ohne grossen Schaden nicht wol mit dem Blu- te vermischen darf. Es mag indessen genung seyn, daß wir vermittelst dieser Versuche gezeiget haben, daß sich die Kraft derer Arzeneien, mithin also auch das in de- nen Blutadern befindliche Blut, mit welchen jene wei- ter fortgebracht wird, durch alle Blutadern eines beleb- ten Thieres nach dem Herzen, und von da nach der gan- zen Masse derer Säfte, nach den sämtlichen Eingeweide, und allen Gefässen des ganzen Körpers müsse ausgebrei- tet haben.
§. 15. Die Geschichte der Methode, fremdes Blut in die Adern zu bringen, oder der Blutver- pflanzung (transsusio sanguinis).
Es wird aber noch ein deutlicherer Beweis, zur Be- stätigung des Umlaufs des Blutes, von der Uebertra- gung desselben hergenommen. Man zapfet nämlich bei diesen Versuchen einem Thiere, das gesund, oder auch zum öftern einem kranken, so viel Blut aus einer Blut- ader ab, daß die Schlag- und Blutadern aller Orten ausgeleert werden: denn auf solche Weise muß man für das neue Blut Plaz machen, und kann zugleich verhü- ten, daß keine Vollblütigkeit, die sonst nach sichern Bei- spielen tödlich gewesen, hernach erfolgen möge (e). Hier-
auf
(e)[Spaltenumbruch]
An einem Fuchse und Scha- se erfolgten verschiedne Zufälle von der übermäßigen Menge des mitgetheilten Blutes. Den ersten heilte eine Aderlaß völlig. Siehe [Spaltenumbruch]Birch,T. II. S. 179. Das lezte- re starb an der Entzündung der Ge- därme, S. 190. 191. ebendas. So erfolgte in Frankreich ein Blut- harnen und eine Entzündung de[r]
Gedär[-]
Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
ſtimmen kann, welche in einer ſo wichtigen Sache, die das Leben eines Menſchen betrift, ohnumgaͤnglich er- fordert wird. Man kann naͤmlich viele Dinge ohne Ge- fahr einnehmen, daß ſie in den Magen kommen, die man aber ohne groſſen Schaden nicht wol mit dem Blu- te vermiſchen darf. Es mag indeſſen genung ſeyn, daß wir vermittelſt dieſer Verſuche gezeiget haben, daß ſich die Kraft derer Arzeneien, mithin alſo auch das in de- nen Blutadern befindliche Blut, mit welchen jene wei- ter fortgebracht wird, durch alle Blutadern eines beleb- ten Thieres nach dem Herzen, und von da nach der gan- zen Maſſe derer Saͤfte, nach den ſaͤmtlichen Eingeweide, und allen Gefaͤſſen des ganzen Koͤrpers muͤſſe ausgebrei- tet haben.
§. 15. Die Geſchichte der Methode, fremdes Blut in die Adern zu bringen, oder der Blutver- pflanzung (transſuſio ſanguinis).
Es wird aber noch ein deutlicherer Beweis, zur Be- ſtaͤtigung des Umlaufs des Blutes, von der Uebertra- gung deſſelben hergenommen. Man zapfet naͤmlich bei dieſen Verſuchen einem Thiere, das geſund, oder auch zum oͤftern einem kranken, ſo viel Blut aus einer Blut- ader ab, daß die Schlag- und Blutadern aller Orten ausgeleert werden: denn auf ſolche Weiſe muß man fuͤr das neue Blut Plaz machen, und kann zugleich verhuͤ- ten, daß keine Vollbluͤtigkeit, die ſonſt nach ſichern Bei- ſpielen toͤdlich geweſen, hernach erfolgen moͤge (e). Hier-
auf
(e)[Spaltenumbruch]
An einem Fuchſe und Scha- ſe erfolgten verſchiedne Zufaͤlle von der uͤbermaͤßigen Menge des mitgetheilten Blutes. Den erſten heilte eine Aderlaß voͤllig. Siehe [Spaltenumbruch]Birch,T. II. S. 179. Das lezte- re ſtarb an der Entzuͤndung der Ge- daͤrme, S. 190. 191. ebendaſ. So erfolgte in Frankreich ein Blut- harnen und eine Entzuͤndung de[r]
Gedaͤr[-]
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[440/0496]
Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
ſtimmen kann, welche in einer ſo wichtigen Sache, die
das Leben eines Menſchen betrift, ohnumgaͤnglich er-
fordert wird. Man kann naͤmlich viele Dinge ohne Ge-
fahr einnehmen, daß ſie in den Magen kommen, die
man aber ohne groſſen Schaden nicht wol mit dem Blu-
te vermiſchen darf. Es mag indeſſen genung ſeyn, daß
wir vermittelſt dieſer Verſuche gezeiget haben, daß ſich
die Kraft derer Arzeneien, mithin alſo auch das in de-
nen Blutadern befindliche Blut, mit welchen jene wei-
ter fortgebracht wird, durch alle Blutadern eines beleb-
ten Thieres nach dem Herzen, und von da nach der gan-
zen Maſſe derer Saͤfte, nach den ſaͤmtlichen Eingeweide,
und allen Gefaͤſſen des ganzen Koͤrpers muͤſſe ausgebrei-
tet haben.
§. 15.
Die Geſchichte der Methode, fremdes Blut in
die Adern zu bringen, oder der Blutver-
pflanzung (transſuſio ſanguinis).
Es wird aber noch ein deutlicherer Beweis, zur Be-
ſtaͤtigung des Umlaufs des Blutes, von der Uebertra-
gung deſſelben hergenommen. Man zapfet naͤmlich bei
dieſen Verſuchen einem Thiere, das geſund, oder auch
zum oͤftern einem kranken, ſo viel Blut aus einer Blut-
ader ab, daß die Schlag- und Blutadern aller Orten
ausgeleert werden: denn auf ſolche Weiſe muß man fuͤr
das neue Blut Plaz machen, und kann zugleich verhuͤ-
ten, daß keine Vollbluͤtigkeit, die ſonſt nach ſichern Bei-
ſpielen toͤdlich geweſen, hernach erfolgen moͤge (e). Hier-
auf
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An einem Fuchſe und Scha-
ſe erfolgten verſchiedne Zufaͤlle
von der uͤbermaͤßigen Menge des
mitgetheilten Blutes. Den erſten
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Birch, T. II. S. 179. Das lezte-
re ſtarb an der Entzuͤndung der Ge-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/496>, abgerufen am 22.11.2024.
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