auf öfnet man einem andern Thiere, wenn es gleich von einer andern Art ist, eine Schlagader welche man will, und leitet das Blut aus derselben, vermittelst zusammen- passender Röhren, in die Blutader des erstern Thieres, dessen Blut man beinahe völlig weggelassen hatte. Auf solche Weise füllen sich alle Schlag- und Blutadern des entkräfteten blutlosen Thieres mit dem erhaltenen frem- den Blute geschwinde wieder an; es bekömmt dasselbe seine vorige Munterkeit wieder, und es werden sodenn ein und andere Krankheiten, mit welchen es behaftet war, dadurch allemal gemindert oder gar gehoben. Hieraus läst sich deutlich erweisen, daß der natürliche Lauf des Blutes aus derjenigen Blutader, die vermöge der Mit- theilung das Blut erhält, nicht unmittelbar nach der ganzen Blutmasse hin, sondern überhaupt erst nach dem Herzen, und von da in den ganzen Körper des Thieres gerichtet sey, also daß sich auf gleiche Art alle Schlag- und Blutadern wieder anfüllen müssen, wie sie vorher insgesamt durch die geöfnete Blutader sind ausgeleeret worden.
Man findet von diesem berühmten Versuche bei den alten Aerzten bereits einige Spuren, oder wenigstens Zeugnisse von einem Verlangen nach dessen Entdekkung. So hat Marsilius Ficinus(f) angerathen, es sollten die alten Leute, welche sich zu verjüngen wünschten, aus den Armen junger Personen das Blut aufzunehmen su- chen. Hiernächst hat Andreas Libavius(g) diese Trans- fusion dergestalt angepriesen, daß er auch sogar die dazu
erfor-
[Spaltenumbruch]
Gedärme darauf, Phil. transact. n. 28. 32. Rilazione della transfu- sione, S. 36. 37. und ein in den Unterleib ergossenes Geblüt, san- tinelli S. 25. auch gar der Tod der Thiere, G. de guryes de montpolli, in Lettres rouchants la transfusion. Paris 1668. 4. la- [Spaltenumbruch]
my Second lettre a M. moreau. S. 3.
(f) Beim Santinelli, in der Confusione transfusionis sangui- nis, S. 99.
(g)Defensio syntagm. arcano- rum chemicorum.
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durch die Schlag-in die Blutadern.
auf oͤfnet man einem andern Thiere, wenn es gleich von einer andern Art iſt, eine Schlagader welche man will, und leitet das Blut aus derſelben, vermittelſt zuſammen- paſſender Roͤhren, in die Blutader des erſtern Thieres, deſſen Blut man beinahe voͤllig weggelaſſen hatte. Auf ſolche Weiſe fuͤllen ſich alle Schlag- und Blutadern des entkraͤfteten blutloſen Thieres mit dem erhaltenen frem- den Blute geſchwinde wieder an; es bekoͤmmt daſſelbe ſeine vorige Munterkeit wieder, und es werden ſodenn ein und andere Krankheiten, mit welchen es behaftet war, dadurch allemal gemindert oder gar gehoben. Hieraus laͤſt ſich deutlich erweiſen, daß der natuͤrliche Lauf des Blutes aus derjenigen Blutader, die vermoͤge der Mit- theilung das Blut erhaͤlt, nicht unmittelbar nach der ganzen Blutmaſſe hin, ſondern uͤberhaupt erſt nach dem Herzen, und von da in den ganzen Koͤrper des Thieres gerichtet ſey, alſo daß ſich auf gleiche Art alle Schlag- und Blutadern wieder anfuͤllen muͤſſen, wie ſie vorher insgeſamt durch die geoͤfnete Blutader ſind ausgeleeret worden.
Man findet von dieſem beruͤhmten Verſuche bei den alten Aerzten bereits einige Spuren, oder wenigſtens Zeugniſſe von einem Verlangen nach deſſen Entdekkung. So hat Marſilius Ficinus(f) angerathen, es ſollten die alten Leute, welche ſich zu verjuͤngen wuͤnſchten, aus den Armen junger Perſonen das Blut aufzunehmen ſu- chen. Hiernaͤchſt hat Andreas Libavius(g) dieſe Trans- fuſion dergeſtalt angeprieſen, daß er auch ſogar die dazu
erfor-
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Gedaͤrme darauf, Phil. transact. n. 28. 32. Rilazione della transfu- ſione, S. 36. 37. und ein in den Unterleib ergoſſenes Gebluͤt, san- tinelli S. 25. auch gar der Tod der Thiere, G. de guryes de montpolli, in Lettres rouchants la transfuſion. Paris 1668. 4. la- [Spaltenumbruch]
my Second lettre a M. moreau. S. 3.
(f) Beim Santinelli, in der Confuſione transfuſionis ſangui- nis, S. 99.
(g)Defenſio ſyntagm. arcano- rum chemicorum.
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einer andern Art iſt, eine Schlagader welche man will,
und leitet das Blut aus derſelben, vermittelſt zuſammen-
paſſender Roͤhren, in die Blutader des erſtern Thieres,
deſſen Blut man beinahe voͤllig weggelaſſen hatte. Auf
ſolche Weiſe fuͤllen ſich alle Schlag- und Blutadern des
entkraͤfteten blutloſen Thieres mit dem erhaltenen frem-
den Blute geſchwinde wieder an; es bekoͤmmt daſſelbe
ſeine vorige Munterkeit wieder, und es werden ſodenn
ein und andere Krankheiten, mit welchen es behaftet war,
dadurch allemal gemindert oder gar gehoben. Hieraus
laͤſt ſich deutlich erweiſen, daß der natuͤrliche Lauf des
Blutes aus derjenigen Blutader, die vermoͤge der Mit-
theilung das Blut erhaͤlt, nicht unmittelbar nach der
ganzen Blutmaſſe hin, ſondern uͤberhaupt erſt nach dem
Herzen, und von da in den ganzen Koͤrper des Thieres
gerichtet ſey, alſo daß ſich auf gleiche Art alle Schlag-
und Blutadern wieder anfuͤllen muͤſſen, wie ſie vorher
insgeſamt durch die geoͤfnete Blutader ſind ausgeleeret
worden.
Man findet von dieſem beruͤhmten Verſuche bei den
alten Aerzten bereits einige Spuren, oder wenigſtens
Zeugniſſe von einem Verlangen nach deſſen Entdekkung.
So hat Marſilius Ficinus (f) angerathen, es ſollten
die alten Leute, welche ſich zu verjuͤngen wuͤnſchten, aus
den Armen junger Perſonen das Blut aufzunehmen ſu-
chen. Hiernaͤchſt hat Andreas Libavius (g) dieſe Trans-
fuſion dergeſtalt angeprieſen, daß er auch ſogar die dazu
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Confuſione transfuſionis ſangui-
nis, S. 99.
(g) Defenſio ſyntagm. arcano-
rum chemicorum.
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Gedaͤrme darauf, Phil. transact.
n. 28. 32. Rilazione della transfu-
ſione, S. 36. 37. und ein in den
Unterleib ergoſſenes Gebluͤt, san-
tinelli S. 25. auch gar der Tod
der Thiere, G. de guryes de
montpolli, in Lettres rouchants
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/497>, abgerufen am 22.11.2024.
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