Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
erforderliche Röhren beschrieb: nur hat er darinnen einen
übeln Rath gegeben, daß er gemeinet, man solle die
Röhre, welche das Blut aufnimmt, in eine Schlag-
ader stekken, welches daher gerühret, weil er noch nichts
von dem Unterschiede des Blutlaufs in den Schlag- und
Blutadern wuste. Johann Colle (h), ein Jtaliäner
aus Belluno, der schon etwas weiter gieng, als Marsi-
lius
vorgeschrieben hatte, rieth hernach, man solle das
Blut eines jungen Menschen in den Körper eines alten
überleiten, damit sich ein solcher Aeson wieder verjün-
gen möchte.

§. 16.
Die Versuche der Engländer.

Nachgehends überlegte man in England mit grösse-
rem Ernste diese Art der Heilkunst. Es fing im Jahr
1657 Timotheus Clarke an, diese Blutverpflanzung
in die Ausübung zu bringen, und verfertigte sich selbst die
dazu erforderliche Werkzeuge, fand aber viele Beschwer-
lichkeit dabei, welches auch dem Henshavius also er-
gieng, so daß sie endlich die Hofnung zu einem guten
Fortgang musten fahren lassen (i). Als D. Clarke fer-
ner im Jahr 1663 den 16 Sept. seine in Ansehung der
Transfusion gemachte Versuche öffentlich ablas, gedach-
te man von neuem an diese Methode der Mittheilung (k),
und es wurde dieselbe im Jahr 1665 (l) im Februarius,
von Richard Lower zu Oxford glüklich verrichtet, wor-
auf er der königlichen Gesellschaft den 20 Junii 1666.
von diesem an zwoen Hunden gemachten Versuche Nach-
richt ertheilte (m). Es berichtete aber auch Thomas
Coxe dieser Gesellschaft bereits den 16 May, daß er

Blut
(h) [Spaltenumbruch] Methodus facil. praep. me-
dicam. Venet.
1628.
(i) Phil. Trans. n. 35.
(k) birch, T. I. S. 303.
(l) [Spaltenumbruch] Phil. Trans. n. 30. de corde,
c.
4. S. 138. Englische Ausgabe.
(m) birch bei eben denselben
Tage.

Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
erforderliche Roͤhren beſchrieb: nur hat er darinnen einen
uͤbeln Rath gegeben, daß er gemeinet, man ſolle die
Roͤhre, welche das Blut aufnimmt, in eine Schlag-
ader ſtekken, welches daher geruͤhret, weil er noch nichts
von dem Unterſchiede des Blutlaufs in den Schlag- und
Blutadern wuſte. Johann Colle (h), ein Jtaliaͤner
aus Belluno, der ſchon etwas weiter gieng, als Marſi-
lius
vorgeſchrieben hatte, rieth hernach, man ſolle das
Blut eines jungen Menſchen in den Koͤrper eines alten
uͤberleiten, damit ſich ein ſolcher Aeſon wieder verjuͤn-
gen moͤchte.

§. 16.
Die Verſuche der Englaͤnder.

Nachgehends uͤberlegte man in England mit groͤſſe-
rem Ernſte dieſe Art der Heilkunſt. Es fing im Jahr
1657 Timotheus Clarke an, dieſe Blutverpflanzung
in die Ausuͤbung zu bringen, und verfertigte ſich ſelbſt die
dazu erforderliche Werkzeuge, fand aber viele Beſchwer-
lichkeit dabei, welches auch dem Henshavius alſo er-
gieng, ſo daß ſie endlich die Hofnung zu einem guten
Fortgang muſten fahren laſſen (i). Als D. Clarke fer-
ner im Jahr 1663 den 16 Sept. ſeine in Anſehung der
Transfuſion gemachte Verſuche oͤffentlich ablas, gedach-
te man von neuem an dieſe Methode der Mittheilung (k),
und es wurde dieſelbe im Jahr 1665 (l) im Februarius,
von Richard Lower zu Oxford gluͤklich verrichtet, wor-
auf er der koͤniglichen Geſellſchaft den 20 Junii 1666.
von dieſem an zwoen Hunden gemachten Verſuche Nach-
richt ertheilte (m). Es berichtete aber auch Thomas
Coxe dieſer Geſellſchaft bereits den 16 May, daß er

Blut
(h) [Spaltenumbruch] Methodus facil. præp. me-
dicam. Venet.
1628.
(i) Phil. Trans. n. 35.
(k) birch, T. I. S. 303.
(l) [Spaltenumbruch] Phil. Trans. n. 30. de corde,
c.
4. S. 138. Engliſche Ausgabe.
(m) birch bei eben denſelben
Tage.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0498" n="442"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes</hi></fw><lb/>
erforderliche Ro&#x0364;hren be&#x017F;chrieb: nur hat er darinnen einen<lb/>
u&#x0364;beln Rath gegeben, daß er gemeinet, man &#x017F;olle die<lb/>
Ro&#x0364;hre, welche das Blut aufnimmt, in eine Schlag-<lb/>
ader &#x017F;tekken, welches daher geru&#x0364;hret, weil er noch nichts<lb/>
von dem Unter&#x017F;chiede des Blutlaufs in den Schlag- und<lb/>
Blutadern wu&#x017F;te. Johann <hi rendition="#fr">Colle</hi> <note place="foot" n="(h)"><cb/><hi rendition="#aq">Methodus facil. præp. me-<lb/>
dicam. Venet.</hi> 1628.</note>, ein Jtalia&#x0364;ner<lb/>
aus <hi rendition="#aq">Belluno,</hi> der &#x017F;chon etwas weiter gieng, als <hi rendition="#fr">Mar&#x017F;i-<lb/>
lius</hi> vorge&#x017F;chrieben hatte, rieth hernach, man &#x017F;olle das<lb/>
Blut eines jungen Men&#x017F;chen in den Ko&#x0364;rper eines alten<lb/>
u&#x0364;berleiten, damit &#x017F;ich ein &#x017F;olcher Ae&#x017F;on wieder verju&#x0364;n-<lb/>
gen mo&#x0364;chte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 16.<lb/>
Die Ver&#x017F;uche der Engla&#x0364;nder.</head><lb/>
            <p>Nachgehends u&#x0364;berlegte man in England mit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
rem Ern&#x017F;te die&#x017F;e Art der Heilkun&#x017F;t. Es fing im Jahr<lb/>
1657 Timotheus <hi rendition="#fr">Clarke</hi> an, die&#x017F;e Blutverpflanzung<lb/>
in die Ausu&#x0364;bung zu bringen, und verfertigte &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t die<lb/>
dazu erforderliche Werkzeuge, fand aber viele Be&#x017F;chwer-<lb/>
lichkeit dabei, welches auch dem <hi rendition="#fr">Henshavius</hi> al&#x017F;o er-<lb/>
gieng, &#x017F;o daß &#x017F;ie endlich die Hofnung zu einem guten<lb/>
Fortgang mu&#x017F;ten fahren la&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">Phil. Trans. n.</hi> 35.</note>. Als D. <hi rendition="#fr">Clarke</hi> fer-<lb/>
ner im Jahr 1663 den 16 Sept. &#x017F;eine in An&#x017F;ehung der<lb/>
Transfu&#x017F;ion gemachte Ver&#x017F;uche o&#x0364;ffentlich ablas, gedach-<lb/>
te man von neuem an die&#x017F;e Methode der Mittheilung <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">birch</hi>, T. I.</hi> S. 303.</note>,<lb/>
und es wurde die&#x017F;elbe im Jahr 1665 <note place="foot" n="(l)"><cb/><hi rendition="#aq">Phil. Trans. n. 30. de corde,<lb/>
c.</hi> 4. S. 138. Engli&#x017F;che Ausgabe.</note> im Februarius,<lb/>
von Richard <hi rendition="#fr">Lower</hi> zu Oxford glu&#x0364;klich verrichtet, wor-<lb/>
auf er der ko&#x0364;niglichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft den 20 Junii 1666.<lb/>
von die&#x017F;em an zwoen Hunden gemachten Ver&#x017F;uche Nach-<lb/>
richt ertheilte <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">birch</hi></hi> bei eben den&#x017F;elben<lb/>
Tage.</note>. Es berichtete aber auch Thomas<lb/><hi rendition="#fr">Coxe</hi> die&#x017F;er Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft bereits den 16 May, daß er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Blut</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[442/0498] Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes erforderliche Roͤhren beſchrieb: nur hat er darinnen einen uͤbeln Rath gegeben, daß er gemeinet, man ſolle die Roͤhre, welche das Blut aufnimmt, in eine Schlag- ader ſtekken, welches daher geruͤhret, weil er noch nichts von dem Unterſchiede des Blutlaufs in den Schlag- und Blutadern wuſte. Johann Colle (h), ein Jtaliaͤner aus Belluno, der ſchon etwas weiter gieng, als Marſi- lius vorgeſchrieben hatte, rieth hernach, man ſolle das Blut eines jungen Menſchen in den Koͤrper eines alten uͤberleiten, damit ſich ein ſolcher Aeſon wieder verjuͤn- gen moͤchte. §. 16. Die Verſuche der Englaͤnder. Nachgehends uͤberlegte man in England mit groͤſſe- rem Ernſte dieſe Art der Heilkunſt. Es fing im Jahr 1657 Timotheus Clarke an, dieſe Blutverpflanzung in die Ausuͤbung zu bringen, und verfertigte ſich ſelbſt die dazu erforderliche Werkzeuge, fand aber viele Beſchwer- lichkeit dabei, welches auch dem Henshavius alſo er- gieng, ſo daß ſie endlich die Hofnung zu einem guten Fortgang muſten fahren laſſen (i). Als D. Clarke fer- ner im Jahr 1663 den 16 Sept. ſeine in Anſehung der Transfuſion gemachte Verſuche oͤffentlich ablas, gedach- te man von neuem an dieſe Methode der Mittheilung (k), und es wurde dieſelbe im Jahr 1665 (l) im Februarius, von Richard Lower zu Oxford gluͤklich verrichtet, wor- auf er der koͤniglichen Geſellſchaft den 20 Junii 1666. von dieſem an zwoen Hunden gemachten Verſuche Nach- richt ertheilte (m). Es berichtete aber auch Thomas Coxe dieſer Geſellſchaft bereits den 16 May, daß er Blut (h) Methodus facil. præp. me- dicam. Venet. 1628. (i) Phil. Trans. n. 35. (k) birch, T. I. S. 303. (l) Phil. Trans. n. 30. de corde, c. 4. S. 138. Engliſche Ausgabe. (m) birch bei eben denſelben Tage.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/498
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/498>, abgerufen am 25.11.2024.