Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite
Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
§. 24.
Harvey behält die Ehre, daß er den Umlauf
des Bluts zuerst erfunden.

Nachdem wir nun also, theils durch mancherlei Ver-
suche die Nothwendigkeit von dem Umlaufe des Blutes
gezeiget haben, theils auch endlich der Augenschein selbst
den Lauf dieses Lebenssaftes vollkommen bestätiget hat,
so sezte man den grossen Umlauf desselben unter die bei
dem thierischen Körper erforderlichen Gesezze, als wel-
cher eigentlich darinnen bestehet, daß das Blut durch die
Aorte nach den Schlagadern und deren kleinsten Aeften
hingeführet, von den zärtesten Wurzeln der Blutadern
aber wieder aufgenommen, und in die mittelmäßigen Blut-
adern, und endlich in die grösten Stämme und die zwo
Holblutadern wieder zurükgeführet wird. Von dieser
Erfindung gebühret dem Harvey, einem sehr bescheide-
nen Mann, die Ehre, welcher, nachdem er lange Zeit
seine Betrachtungen über diese Sache angestellet hatte,
die der in denen Schulen angenommenen Theorie gänz-
lich entgegen war, endlich in Deutschland, nachdem er
vom Hoffmann (s), welcher der entdekten Warheit
seinen Beifall versagte, sehr war verkleinert worden,
diese seine Erfindung im Jahr 1619, bei Gelegenheit ei-
ner chirurgischen Vorlesung, bekannt machte (t), und im
Jahre 1628 öffentlich im Druk herausgab (t*). Jn
dieser Schrift befindet sich nur seine erste Exercitation,
die nicht einmal ganz vollständig ist; er fügte aber nach-
her noch zwo andre in seiner holländischen Ausgabe hin-
zu, worinnen er auf die Einwürfe des Joh. Riolanus
antwortet.

§. 25.
(s) [Spaltenumbruch] G. H. welsch in Somnio
Vindiciani,
S. 27.
(t) Rob. taylor Orat. anniv.
Harvei anni
1756. S. 44.
(t*) [Spaltenumbruch] Der Titel heist: Exercitatio
anatomica, de motu cordis etsan-
guinis in animalibus, Guilielmi
harvei Angli. Francof.
1628. 4.
Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes
§. 24.
Harvey behaͤlt die Ehre, daß er den Umlauf
des Bluts zuerſt erfunden.

Nachdem wir nun alſo, theils durch mancherlei Ver-
ſuche die Nothwendigkeit von dem Umlaufe des Blutes
gezeiget haben, theils auch endlich der Augenſchein ſelbſt
den Lauf dieſes Lebensſaftes vollkommen beſtaͤtiget hat,
ſo ſezte man den groſſen Umlauf deſſelben unter die bei
dem thieriſchen Koͤrper erforderlichen Geſezze, als wel-
cher eigentlich darinnen beſtehet, daß das Blut durch die
Aorte nach den Schlagadern und deren kleinſten Aeften
hingefuͤhret, von den zaͤrteſten Wurzeln der Blutadern
aber wieder aufgenommen, und in die mittelmaͤßigen Blut-
adern, und endlich in die groͤſten Staͤmme und die zwo
Holblutadern wieder zuruͤkgefuͤhret wird. Von dieſer
Erfindung gebuͤhret dem Harvey, einem ſehr beſcheide-
nen Mann, die Ehre, welcher, nachdem er lange Zeit
ſeine Betrachtungen uͤber dieſe Sache angeſtellet hatte,
die der in denen Schulen angenommenen Theorie gaͤnz-
lich entgegen war, endlich in Deutſchland, nachdem er
vom Hoffmann (s), welcher der entdekten Warheit
ſeinen Beifall verſagte, ſehr war verkleinert worden,
dieſe ſeine Erfindung im Jahr 1619, bei Gelegenheit ei-
ner chirurgiſchen Vorleſung, bekannt machte (t), und im
Jahre 1628 oͤffentlich im Druk herausgab (t*). Jn
dieſer Schrift befindet ſich nur ſeine erſte Exercitation,
die nicht einmal ganz vollſtaͤndig iſt; er fuͤgte aber nach-
her noch zwo andre in ſeiner hollaͤndiſchen Ausgabe hin-
zu, worinnen er auf die Einwuͤrfe des Joh. Riolanus
antwortet.

§. 25.
(s) [Spaltenumbruch] G. H. welsch in Somnio
Vindiciani,
S. 27.
(t) Rob. taylor Orat. anniv.
Harvei anni
1756. S. 44.
(t*) [Spaltenumbruch] Der Titel heiſt: Exercitatio
anatomica, de motu cordis etſan-
guinis in animalibus, Guilielmi
harvei Angli. Francof.
1628. 4.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0512" n="456"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 24.<lb/>
Harvey beha&#x0364;lt die Ehre, daß er den Umlauf<lb/>
des Bluts zuer&#x017F;t erfunden.</head><lb/>
            <p>Nachdem wir nun al&#x017F;o, theils durch mancherlei Ver-<lb/>
&#x017F;uche die Nothwendigkeit von dem Umlaufe des Blutes<lb/>
gezeiget haben, theils auch endlich der Augen&#x017F;chein &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
den Lauf die&#x017F;es Lebens&#x017F;aftes vollkommen be&#x017F;ta&#x0364;tiget hat,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ezte man den <hi rendition="#fr">gro&#x017F;&#x017F;en Umlauf</hi> de&#x017F;&#x017F;elben unter die bei<lb/>
dem thieri&#x017F;chen Ko&#x0364;rper erforderlichen Ge&#x017F;ezze, als wel-<lb/>
cher eigentlich darinnen be&#x017F;tehet, daß das Blut durch die<lb/>
Aorte nach den Schlagadern und deren klein&#x017F;ten Aeften<lb/>
hingefu&#x0364;hret, von den za&#x0364;rte&#x017F;ten Wurzeln der Blutadern<lb/>
aber wieder aufgenommen, und in die mittelma&#x0364;ßigen Blut-<lb/>
adern, und endlich in die gro&#x0364;&#x017F;ten Sta&#x0364;mme und die zwo<lb/>
Holblutadern wieder zuru&#x0364;kgefu&#x0364;hret wird. Von die&#x017F;er<lb/>
Erfindung gebu&#x0364;hret dem <hi rendition="#fr">Harvey,</hi> einem &#x017F;ehr be&#x017F;cheide-<lb/>
nen Mann, die Ehre, welcher, nachdem er lange Zeit<lb/>
&#x017F;eine Betrachtungen u&#x0364;ber die&#x017F;e Sache ange&#x017F;tellet hatte,<lb/>
die der in denen Schulen angenommenen Theorie ga&#x0364;nz-<lb/>
lich entgegen war, endlich in Deut&#x017F;chland, nachdem er<lb/>
vom <hi rendition="#fr">Hoffmann</hi> <note place="foot" n="(s)"><cb/><hi rendition="#aq">G. H. <hi rendition="#k">welsch</hi> in Somnio<lb/>
Vindiciani,</hi> S. 27.</note>, welcher der entdekten Warheit<lb/>
&#x017F;einen Beifall ver&#x017F;agte, &#x017F;ehr war verkleinert worden,<lb/>
die&#x017F;e &#x017F;eine Erfindung im Jahr 1619, bei Gelegenheit ei-<lb/>
ner chirurgi&#x017F;chen Vorle&#x017F;ung, bekannt machte <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">Rob. <hi rendition="#k">taylor</hi> Orat. anniv.<lb/>
Harvei anni</hi> 1756. S. 44.</note>, und im<lb/>
Jahre 1628 o&#x0364;ffentlich im Druk herausgab <note place="foot" n="(t*)"><cb/>
Der Titel hei&#x017F;t: <hi rendition="#aq">Exercitatio<lb/>
anatomica, de motu cordis et&#x017F;an-<lb/>
guinis in animalibus, Guilielmi<lb/><hi rendition="#k">harvei</hi> Angli. Francof.</hi> 1628. 4.</note>. Jn<lb/>
die&#x017F;er Schrift befindet &#x017F;ich nur &#x017F;eine er&#x017F;te Exercitation,<lb/>
die nicht einmal ganz voll&#x017F;ta&#x0364;ndig i&#x017F;t; er fu&#x0364;gte aber nach-<lb/>
her noch zwo andre in &#x017F;einer holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Ausgabe hin-<lb/>
zu, worinnen er auf die Einwu&#x0364;rfe des Joh. <hi rendition="#fr">Riolanus</hi><lb/>
antwortet.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 25.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[456/0512] Drittes Buch. Der Umlauf des Blutes §. 24. Harvey behaͤlt die Ehre, daß er den Umlauf des Bluts zuerſt erfunden. Nachdem wir nun alſo, theils durch mancherlei Ver- ſuche die Nothwendigkeit von dem Umlaufe des Blutes gezeiget haben, theils auch endlich der Augenſchein ſelbſt den Lauf dieſes Lebensſaftes vollkommen beſtaͤtiget hat, ſo ſezte man den groſſen Umlauf deſſelben unter die bei dem thieriſchen Koͤrper erforderlichen Geſezze, als wel- cher eigentlich darinnen beſtehet, daß das Blut durch die Aorte nach den Schlagadern und deren kleinſten Aeften hingefuͤhret, von den zaͤrteſten Wurzeln der Blutadern aber wieder aufgenommen, und in die mittelmaͤßigen Blut- adern, und endlich in die groͤſten Staͤmme und die zwo Holblutadern wieder zuruͤkgefuͤhret wird. Von dieſer Erfindung gebuͤhret dem Harvey, einem ſehr beſcheide- nen Mann, die Ehre, welcher, nachdem er lange Zeit ſeine Betrachtungen uͤber dieſe Sache angeſtellet hatte, die der in denen Schulen angenommenen Theorie gaͤnz- lich entgegen war, endlich in Deutſchland, nachdem er vom Hoffmann (s), welcher der entdekten Warheit ſeinen Beifall verſagte, ſehr war verkleinert worden, dieſe ſeine Erfindung im Jahr 1619, bei Gelegenheit ei- ner chirurgiſchen Vorleſung, bekannt machte (t), und im Jahre 1628 oͤffentlich im Druk herausgab (t*). Jn dieſer Schrift befindet ſich nur ſeine erſte Exercitation, die nicht einmal ganz vollſtaͤndig iſt; er fuͤgte aber nach- her noch zwo andre in ſeiner hollaͤndiſchen Ausgabe hin- zu, worinnen er auf die Einwuͤrfe des Joh. Riolanus antwortet. §. 25. (s) G. H. welsch in Somnio Vindiciani, S. 27. (t) Rob. taylor Orat. anniv. Harvei anni 1756. S. 44. (t*) Der Titel heiſt: Exercitatio anatomica, de motu cordis etſan- guinis in animalibus, Guilielmi harvei Angli. Francof. 1628. 4.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/512
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/512>, abgerufen am 22.11.2024.