Er sagte noch weiter, der Speisesaft theile sich, also daß er zum Theil durch das Moosgeflechte (muscus) nach de- nenjenigen Theilen des Körpers hingeführet würde, die davon genähret werden solten, theils auch durch die das Ferment führende zum Blute gebracht werde (b).
Die schon ziemlich wankende Sache des Verfassers hat endlich der Tod desselben völlig vernichtet, und es ist nachhero durch die Geschiklichkeit des Stenons(c*) und Pauli(c) gezeiget worden, daß dieser Labirint aus Flies- wassergefässen entstehe, die sich in den Brustkanal und die benachbarten Achselblutadern hineinbegeben.
§. 6. Die damit verwandte Jrrthümer.
Jch will mich anjezo bei einem andern Jrrthum, der zwar mit dem vorhergehenden in einiger Verbindung ste- het, nicht aufhalten, da man nämlich schon vorlängst, und auch neuerlich, geglaubet hat, daß zwischen den Auswurfsgängen und den Flieswassergefässen ein Zu- sammenhang sey. Also hat, jedoch bereits im Jahr 1657, da diese Dinge noch nicht in ihr völliges Licht ge- sezt waren, Bartholinus den Speichelgang an den Kinnbakken für ein Flieswassergefäs gehalten (d), und es hat diesen Jrrthum sowol Deusing(e), als auch ohn- längst George Daniel Coschwiz(f) beibehalten, indem sie behaupteten, daß der Speichel entweder aus dem Flieswasser entstünde, oder daß Flieswassergefässe sich in die Speichelgänge begeben. Die Zergliederungskunst bestätiget dergleichen Umlauf nicht, und es öfnen sich die
Flies-
(b)[Spaltenumbruch]Epist. ad Tobiam andreae, S. 6. 7. 8.
(c*) Am angef. Ort.
(c)De glandul. oris, S. 39.
(d)Cent. H. hist. 48.
(e)[Spaltenumbruch]Vindiciae hepat. redivivi, S. 24.
(f) Jn der Beschreibung des du- ctus salivalis, S. 19. 20.
H h 3
Der Lauf des Flieswaſſers.
Er ſagte noch weiter, der Speiſeſaft theile ſich, alſo daß er zum Theil durch das Moosgeflechte (muſcus) nach de- nenjenigen Theilen des Koͤrpers hingefuͤhret wuͤrde, die davon genaͤhret werden ſolten, theils auch durch die das Ferment fuͤhrende zum Blute gebracht werde (b).
Die ſchon ziemlich wankende Sache des Verfaſſers hat endlich der Tod deſſelben voͤllig vernichtet, und es iſt nachhero durch die Geſchiklichkeit des Stenons(c*) und Pauli(c) gezeiget worden, daß dieſer Labirint aus Flies- waſſergefaͤſſen entſtehe, die ſich in den Bruſtkanal und die benachbarten Achſelblutadern hineinbegeben.
§. 6. Die damit verwandte Jrrthuͤmer.
Jch will mich anjezo bei einem andern Jrrthum, der zwar mit dem vorhergehenden in einiger Verbindung ſte- het, nicht aufhalten, da man naͤmlich ſchon vorlaͤngſt, und auch neuerlich, geglaubet hat, daß zwiſchen den Auswurfsgaͤngen und den Flieswaſſergefaͤſſen ein Zu- ſammenhang ſey. Alſo hat, jedoch bereits im Jahr 1657, da dieſe Dinge noch nicht in ihr voͤlliges Licht ge- ſezt waren, Bartholinus den Speichelgang an den Kinnbakken fuͤr ein Flieswaſſergefaͤs gehalten (d), und es hat dieſen Jrrthum ſowol Deuſing(e), als auch ohn- laͤngſt George Daniel Coſchwiz(f) beibehalten, indem ſie behaupteten, daß der Speichel entweder aus dem Flieswaſſer entſtuͤnde, oder daß Flieswaſſergefaͤſſe ſich in die Speichelgaͤnge begeben. Die Zergliederungskunſt beſtaͤtiget dergleichen Umlauf nicht, und es oͤfnen ſich die
Flies-
(b)[Spaltenumbruch]Epiſt. ad Tobiam andreae, S. 6. 7. 8.
(c*) Am angef. Ort.
(c)De glandul. oris, S. 39.
(d)Cent. H. hiſt. 48.
(e)[Spaltenumbruch]Vindiciae hepat. redivivi, S. 24.
(f) Jn der Beſchreibung des du- ctus ſalivalis, S. 19. 20.
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Der Lauf des Flieswaſſers.
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nenjenigen Theilen des Koͤrpers hingefuͤhret wuͤrde, die
davon genaͤhret werden ſolten, theils auch durch die das
Ferment fuͤhrende zum Blute gebracht werde (b).
Die ſchon ziemlich wankende Sache des Verfaſſers
hat endlich der Tod deſſelben voͤllig vernichtet, und es iſt
nachhero durch die Geſchiklichkeit des Stenons (c*) und
Pauli (c) gezeiget worden, daß dieſer Labirint aus Flies-
waſſergefaͤſſen entſtehe, die ſich in den Bruſtkanal und
die benachbarten Achſelblutadern hineinbegeben.
§. 6.
Die damit verwandte Jrrthuͤmer.
Jch will mich anjezo bei einem andern Jrrthum, der
zwar mit dem vorhergehenden in einiger Verbindung ſte-
het, nicht aufhalten, da man naͤmlich ſchon vorlaͤngſt,
und auch neuerlich, geglaubet hat, daß zwiſchen den
Auswurfsgaͤngen und den Flieswaſſergefaͤſſen ein Zu-
ſammenhang ſey. Alſo hat, jedoch bereits im Jahr
1657, da dieſe Dinge noch nicht in ihr voͤlliges Licht ge-
ſezt waren, Bartholinus den Speichelgang an den
Kinnbakken fuͤr ein Flieswaſſergefaͤs gehalten (d), und
es hat dieſen Jrrthum ſowol Deuſing (e), als auch ohn-
laͤngſt George Daniel Coſchwiz (f) beibehalten, indem
ſie behaupteten, daß der Speichel entweder aus dem
Flieswaſſer entſtuͤnde, oder daß Flieswaſſergefaͤſſe ſich in
die Speichelgaͤnge begeben. Die Zergliederungskunſt
beſtaͤtiget dergleichen Umlauf nicht, und es oͤfnen ſich die
Flies-
(b)
Epiſt. ad Tobiam andreae,
S. 6. 7. 8.
(c*) Am angef. Ort.
(c) De glandul. oris, S. 39.
(d) Cent. H. hiſt. 48.
(e)
Vindiciae hepat. redivivi,
S. 24.
(f) Jn der Beſchreibung des du-
ctus ſalivalis, S. 19. 20.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/541>, abgerufen am 22.11.2024.
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