Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Bekleidungen desselben.
die Schlüsselschlagader, indem sie über diese erhabene
Gegend gegen die Achseln zuläuft.

Das unterste Ende lieget schief auf dem Zwerch-
felle, indem die Lage dieses Muskels ohnumgänglich er-
fordert, daß sich die Säkke der Ribbenhaut vorwerts in
der obern Gegend endigen, und hinterwerts ungleich wei-
ter herabgehen, und sich nach untenhin gegen die
lezten Ribben wenden. Es sind aber diese Säkke nach
dem verschiednen Alter des Menschen, und nach den ver-
schiednen Anstrengungen des Athemholens, auch von ver-
schiedner Länge. Jn der menschlichen Frucht ist der
Raum, darinnen die Lunge sich befindet, ganz klein, und
es steiget die Leber hoch herauf, wie wir anderswo um-
ständlicher zeigen wollen; hierauf vermindert sich all-
mählich der Umfang der Leber, und die Lunge senket sich
zugleich mit den Säkken der Ribbenhaut tiefer gegen den
Unterleib herab.

Ferner werden die gedachten Säkke, so oft wir die
Luft ausathmen, in die Höhe getrieben, machen also de-
nen Eingeweiden des Unterbauchs Plaz, und verkürzen
sich zugleich. Wenn wir aber hingegen die Luft in uns
ziehen, so sinken alsdenn diese Säkke, und zwar ziem-
lich tief, gegen den Unterleib hinab.

Endlich wird auch der Raum in der Brust merklich
vermindert, wenn der Magen mit Speisen oder Blä-
hungen angefüllet ist, die Gedärme, und vornämlich der
Grimdarm, sehr ausgedehnet sind, die Gebärmutter eine
Frucht enthält, und bei Wassersüchtigen sich im Unter-
leibe viel Wasser versammlet hat.

Wir haben gesagt, daß diese Säkke ungleich gros
sind: es ist nämlich der rechte kürzer, und der linke län-
ger, der rechte aber ist dagegen um etwas breiter, und
zwar so, daß derselbe überhaupt von grösserm Umfange
ist, als der linke.

§. 3.

Die Bekleidungen deſſelben.
die Schluͤſſelſchlagader, indem ſie uͤber dieſe erhabene
Gegend gegen die Achſeln zulaͤuft.

Das unterſte Ende lieget ſchief auf dem Zwerch-
felle, indem die Lage dieſes Muskels ohnumgaͤnglich er-
fordert, daß ſich die Saͤkke der Ribbenhaut vorwerts in
der obern Gegend endigen, und hinterwerts ungleich wei-
ter herabgehen, und ſich nach untenhin gegen die
lezten Ribben wenden. Es ſind aber dieſe Saͤkke nach
dem verſchiednen Alter des Menſchen, und nach den ver-
ſchiednen Anſtrengungen des Athemholens, auch von ver-
ſchiedner Laͤnge. Jn der menſchlichen Frucht iſt der
Raum, darinnen die Lunge ſich befindet, ganz klein, und
es ſteiget die Leber hoch herauf, wie wir anderswo um-
ſtaͤndlicher zeigen wollen; hierauf vermindert ſich all-
maͤhlich der Umfang der Leber, und die Lunge ſenket ſich
zugleich mit den Saͤkken der Ribbenhaut tiefer gegen den
Unterleib herab.

Ferner werden die gedachten Saͤkke, ſo oft wir die
Luft ausathmen, in die Hoͤhe getrieben, machen alſo de-
nen Eingeweiden des Unterbauchs Plaz, und verkuͤrzen
ſich zugleich. Wenn wir aber hingegen die Luft in uns
ziehen, ſo ſinken alsdenn dieſe Saͤkke, und zwar ziem-
lich tief, gegen den Unterleib hinab.

Endlich wird auch der Raum in der Bruſt merklich
vermindert, wenn der Magen mit Speiſen oder Blaͤ-
hungen angefuͤllet iſt, die Gedaͤrme, und vornaͤmlich der
Grimdarm, ſehr ausgedehnet ſind, die Gebaͤrmutter eine
Frucht enthaͤlt, und bei Waſſerſuͤchtigen ſich im Unter-
leibe viel Waſſer verſammlet hat.

Wir haben geſagt, daß dieſe Saͤkke ungleich gros
ſind: es iſt naͤmlich der rechte kuͤrzer, und der linke laͤn-
ger, der rechte aber iſt dagegen um etwas breiter, und
zwar ſo, daß derſelbe uͤberhaupt von groͤſſerm Umfange
iſt, als der linke.

§. 3.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0547" n="491"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Bekleidungen de&#x017F;&#x017F;elben.</hi></fw><lb/>
die Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el&#x017F;chlagader, indem &#x017F;ie u&#x0364;ber die&#x017F;e erhabene<lb/>
Gegend gegen die Ach&#x017F;eln zula&#x0364;uft.</p><lb/>
            <p>Das unter&#x017F;te Ende lieget &#x017F;chief auf dem Zwerch-<lb/>
felle, indem die Lage die&#x017F;es Muskels ohnumga&#x0364;nglich er-<lb/>
fordert, daß &#x017F;ich die Sa&#x0364;kke der Ribbenhaut vorwerts in<lb/>
der obern Gegend endigen, und hinterwerts ungleich wei-<lb/>
ter herabgehen, und &#x017F;ich nach untenhin gegen die<lb/>
lezten Ribben wenden. Es &#x017F;ind aber die&#x017F;e Sa&#x0364;kke nach<lb/>
dem ver&#x017F;chiednen Alter des Men&#x017F;chen, und nach den ver-<lb/>
&#x017F;chiednen An&#x017F;trengungen des Athemholens, auch von ver-<lb/>
&#x017F;chiedner La&#x0364;nge. Jn der men&#x017F;chlichen Frucht i&#x017F;t der<lb/>
Raum, darinnen die Lunge &#x017F;ich befindet, ganz klein, und<lb/>
es &#x017F;teiget die Leber hoch herauf, wie wir anderswo um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndlicher zeigen wollen; hierauf vermindert &#x017F;ich all-<lb/>
ma&#x0364;hlich der Umfang der Leber, und die Lunge &#x017F;enket &#x017F;ich<lb/>
zugleich mit den Sa&#x0364;kken der Ribbenhaut tiefer gegen den<lb/>
Unterleib herab.</p><lb/>
            <p>Ferner werden die gedachten Sa&#x0364;kke, &#x017F;o oft wir die<lb/>
Luft ausathmen, in die Ho&#x0364;he getrieben, machen al&#x017F;o de-<lb/>
nen Eingeweiden des Unterbauchs Plaz, und verku&#x0364;rzen<lb/>
&#x017F;ich zugleich. Wenn wir aber hingegen die Luft in uns<lb/>
ziehen, &#x017F;o &#x017F;inken alsdenn die&#x017F;e Sa&#x0364;kke, und zwar ziem-<lb/>
lich tief, gegen den Unterleib hinab.</p><lb/>
            <p>Endlich wird auch der Raum in der Bru&#x017F;t merklich<lb/>
vermindert, wenn der Magen mit Spei&#x017F;en oder Bla&#x0364;-<lb/>
hungen angefu&#x0364;llet i&#x017F;t, die Geda&#x0364;rme, und vorna&#x0364;mlich der<lb/>
Grimdarm, &#x017F;ehr ausgedehnet &#x017F;ind, die Geba&#x0364;rmutter eine<lb/>
Frucht entha&#x0364;lt, und bei Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;u&#x0364;chtigen &#x017F;ich im Unter-<lb/>
leibe viel Wa&#x017F;&#x017F;er ver&#x017F;ammlet hat.</p><lb/>
            <p>Wir haben ge&#x017F;agt, daß die&#x017F;e Sa&#x0364;kke ungleich gros<lb/>
&#x017F;ind: es i&#x017F;t na&#x0364;mlich der rechte ku&#x0364;rzer, und der linke la&#x0364;n-<lb/>
ger, der rechte aber i&#x017F;t dagegen um etwas breiter, und<lb/>
zwar &#x017F;o, daß der&#x017F;elbe u&#x0364;berhaupt von gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erm Umfange<lb/>
i&#x017F;t, als der linke.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 3.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[491/0547] Die Bekleidungen deſſelben. die Schluͤſſelſchlagader, indem ſie uͤber dieſe erhabene Gegend gegen die Achſeln zulaͤuft. Das unterſte Ende lieget ſchief auf dem Zwerch- felle, indem die Lage dieſes Muskels ohnumgaͤnglich er- fordert, daß ſich die Saͤkke der Ribbenhaut vorwerts in der obern Gegend endigen, und hinterwerts ungleich wei- ter herabgehen, und ſich nach untenhin gegen die lezten Ribben wenden. Es ſind aber dieſe Saͤkke nach dem verſchiednen Alter des Menſchen, und nach den ver- ſchiednen Anſtrengungen des Athemholens, auch von ver- ſchiedner Laͤnge. Jn der menſchlichen Frucht iſt der Raum, darinnen die Lunge ſich befindet, ganz klein, und es ſteiget die Leber hoch herauf, wie wir anderswo um- ſtaͤndlicher zeigen wollen; hierauf vermindert ſich all- maͤhlich der Umfang der Leber, und die Lunge ſenket ſich zugleich mit den Saͤkken der Ribbenhaut tiefer gegen den Unterleib herab. Ferner werden die gedachten Saͤkke, ſo oft wir die Luft ausathmen, in die Hoͤhe getrieben, machen alſo de- nen Eingeweiden des Unterbauchs Plaz, und verkuͤrzen ſich zugleich. Wenn wir aber hingegen die Luft in uns ziehen, ſo ſinken alsdenn dieſe Saͤkke, und zwar ziem- lich tief, gegen den Unterleib hinab. Endlich wird auch der Raum in der Bruſt merklich vermindert, wenn der Magen mit Speiſen oder Blaͤ- hungen angefuͤllet iſt, die Gedaͤrme, und vornaͤmlich der Grimdarm, ſehr ausgedehnet ſind, die Gebaͤrmutter eine Frucht enthaͤlt, und bei Waſſerſuͤchtigen ſich im Unter- leibe viel Waſſer verſammlet hat. Wir haben geſagt, daß dieſe Saͤkke ungleich gros ſind: es iſt naͤmlich der rechte kuͤrzer, und der linke laͤn- ger, der rechte aber iſt dagegen um etwas breiter, und zwar ſo, daß derſelbe uͤberhaupt von groͤſſerm Umfange iſt, als der linke. §. 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/547
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/547>, abgerufen am 22.11.2024.