Blutader der Lunge, die ungepaarte Ader, und, nach der vorgemeldeten Art, auch die Aorte.
Die andere Höle des Mittelfelles findet man hinge- gen nicht im menschlichen Körper, und sie ist nur denen- jenigen Thieren eigen, deren Lungen aus vielen Lappen bestehen. Sie befindet sich hinter der untern Holader, und enthält ihren besondern Lungenlappen, indem sie gleichsam ein Anhang von der rechten Brust ist. Diese Höle, welche Galenus so beschrieben, als ob sie der Mensch mit den Thieren gemein habe, hat Vesalius mit Recht verworfen, und allein den vierfüßigen Thie- ren zugeschrieben (x). Die Parisische Zergliederer (y) haben dieselbe an verschiednen Thieren beschrieben, und ich habe sie, als ich die Versuche wegen des Athemho- lens anstellete, ebenfalls wieder wahrgenommen (z).
So richtig nun Vesalius sich hierüber erkläret hat, so unbestimmt und schlecht haben hingegen andere ver- fahren, wenn sie behauptet, daß der Zwischenraum zwi- schen den beiden Blättern des vordern Mittelfelles, der alsdenn zum Vorschein kommt, wenn das Brustbein losgebrochen oder abgeschnitten wird, keinen wahren und leeren Raum in sich begreife. Unter diesen war Falco- burg(a) der erste, dem andere mehr nachfolgeten, daß daher, ausser der Sache an sich, auch der Ruhm der Wi- derlegung dem Peter Dionis(b) ist beigelegt wor-
den
(x)[Spaltenumbruch]
S. 712.
(y)Memoires pour servir a l'hist. des animaux, Zergliederung des Löwen, S. 9.
(z)Opusc. anat. Tr. de respi- rat. I. n. 4. not. 12. S. 44.
(a)Casp. bartholinvs Instit. med. S. 191. Thomas (Caspars Sohn) Anat. tert. renov. S. 344. 345. I. Antonides van der lin- den Physiol. reform. S. 160. [Spaltenumbruch]
Ohne Zweifel haben Vopiscus Fortunatus PlempiusCom- ment. ad Cabrolium S. 185. Al- bert. kyper Anthropol. S. 79. und I. v. horne Diss. de ductu saliv. das ihrige aus dem Falcobur- gius genommen.
(b) Jn seinem Cours d'anato- mie befindet sich diese Widerl[e]- gung, S. 416.
J i 5
Die Bekleidungen deſſelben.
Blutader der Lunge, die ungepaarte Ader, und, nach der vorgemeldeten Art, auch die Aorte.
Die andere Hoͤle des Mittelfelles findet man hinge- gen nicht im menſchlichen Koͤrper, und ſie iſt nur denen- jenigen Thieren eigen, deren Lungen aus vielen Lappen beſtehen. Sie befindet ſich hinter der untern Holader, und enthaͤlt ihren beſondern Lungenlappen, indem ſie gleichſam ein Anhang von der rechten Bruſt iſt. Dieſe Hoͤle, welche Galenus ſo beſchrieben, als ob ſie der Menſch mit den Thieren gemein habe, hat Veſalius mit Recht verworfen, und allein den vierfuͤßigen Thie- ren zugeſchrieben (x). Die Pariſiſche Zergliederer (y) haben dieſelbe an verſchiednen Thieren beſchrieben, und ich habe ſie, als ich die Verſuche wegen des Athemho- lens anſtellete, ebenfalls wieder wahrgenommen (z).
So richtig nun Veſalius ſich hieruͤber erklaͤret hat, ſo unbeſtimmt und ſchlecht haben hingegen andere ver- fahren, wenn ſie behauptet, daß der Zwiſchenraum zwi- ſchen den beiden Blaͤttern des vordern Mittelfelles, der alsdenn zum Vorſchein kommt, wenn das Bruſtbein losgebrochen oder abgeſchnitten wird, keinen wahren und leeren Raum in ſich begreife. Unter dieſen war Falco- burg(a) der erſte, dem andere mehr nachfolgeten, daß daher, auſſer der Sache an ſich, auch der Ruhm der Wi- derlegung dem Peter Dionis(b) iſt beigelegt wor-
den
(x)[Spaltenumbruch]
S. 712.
(y)Memoires pour ſervir a l’hiſt. des animaux, Zergliederung des Loͤwen, S. 9.
(z)Opuſc. anat. Tr. de reſpi- rat. I. n. 4. not. 12. S. 44.
(a)Caſp. bartholinvs Inſtit. med. S. 191. Thomas (Caſpars Sohn) Anat. tert. renov. S. 344. 345. I. Antonides van der lin- den Phyſiol. reform. S. 160. [Spaltenumbruch]
Ohne Zweifel haben Vopiſcus Fortunatus PlempiusCom- ment. ad Cabrolium S. 185. Al- bert. kyper Anthropol. S. 79. und I. v. horne Diſſ. de ductu ſaliv. das ihrige aus dem Falcobur- gius genommen.
(b) Jn ſeinem Cours d’anato- mie befindet ſich dieſe Widerl[e]- gung, S. 416.
J i 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0561"n="505"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Bekleidungen deſſelben.</hi></fw><lb/>
Blutader der Lunge, die ungepaarte Ader, und, nach<lb/>
der vorgemeldeten Art, auch die Aorte.</p><lb/><p>Die andere Hoͤle des Mittelfelles findet man hinge-<lb/>
gen nicht im menſchlichen Koͤrper, und ſie iſt nur denen-<lb/>
jenigen Thieren eigen, deren Lungen aus vielen Lappen<lb/>
beſtehen. Sie befindet ſich hinter der untern Holader,<lb/>
und enthaͤlt ihren beſondern Lungenlappen, indem ſie<lb/>
gleichſam ein Anhang von der rechten Bruſt iſt. Dieſe<lb/>
Hoͤle, welche <hirendition="#fr">Galenus</hi>ſo beſchrieben, als ob ſie der<lb/>
Menſch mit den Thieren gemein habe, hat <hirendition="#fr">Veſalius</hi><lb/>
mit Recht verworfen, und allein den vierfuͤßigen Thie-<lb/>
ren zugeſchrieben <noteplace="foot"n="(x)"><cb/>
S. 712.</note>. Die Pariſiſche Zergliederer <noteplace="foot"n="(y)"><hirendition="#aq">Memoires pour ſervir a<lb/>
l’hiſt. des animaux,</hi> Zergliederung<lb/>
des Loͤwen, S. 9.</note><lb/>
haben dieſelbe an verſchiednen Thieren beſchrieben, und<lb/>
ich habe ſie, als ich die Verſuche wegen des Athemho-<lb/>
lens anſtellete, ebenfalls wieder wahrgenommen <noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#aq">Opuſc. anat. Tr. de reſpi-<lb/>
rat. I. n. 4. not.</hi> 12. S. 44.</note>.</p><lb/><p>So richtig nun <hirendition="#fr">Veſalius</hi>ſich hieruͤber erklaͤret hat,<lb/>ſo unbeſtimmt und ſchlecht haben hingegen andere ver-<lb/>
fahren, wenn ſie behauptet, daß der Zwiſchenraum zwi-<lb/>ſchen den beiden Blaͤttern des vordern Mittelfelles, der<lb/>
alsdenn zum Vorſchein kommt, wenn das Bruſtbein<lb/>
losgebrochen oder abgeſchnitten wird, keinen wahren und<lb/>
leeren Raum in ſich begreife. Unter dieſen war <hirendition="#fr">Falco-<lb/>
burg</hi><noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">Caſp. <hirendition="#k">bartholinvs</hi> Inſtit.<lb/>
med.</hi> S. 191. <hirendition="#fr">Thomas</hi> (Caſpars<lb/>
Sohn) <hirendition="#aq">Anat. tert. renov.</hi> S. 344.<lb/>
345. <hirendition="#aq">I. Antonides van der <hirendition="#k">lin-<lb/>
den</hi> Phyſiol. reform.</hi> S. 160.<lb/><cb/>
Ohne Zweifel haben <hirendition="#fr">Vopiſcus<lb/>
Fortunatus Plempius</hi><hirendition="#aq">Com-<lb/>
ment. ad Cabrolium</hi> S. 185. <hirendition="#aq">Al-<lb/>
bert. <hirendition="#k">kyper</hi> Anthropol.</hi> S. 79. und<lb/><hirendition="#aq">I. v. <hirendition="#k">horne</hi> Diſſ. de ductu ſaliv.</hi><lb/>
das ihrige aus dem <hirendition="#fr">Falcobur-<lb/>
gius</hi> genommen.</note> der erſte, dem andere mehr nachfolgeten, daß<lb/>
daher, auſſer der Sache an ſich, auch der Ruhm der Wi-<lb/>
derlegung dem Peter <hirendition="#fr">Dionis</hi><noteplace="foot"n="(b)">Jn ſeinem <hirendition="#aq">Cours d’anato-<lb/>
mie</hi> befindet ſich dieſe Widerl<supplied>e</supplied>-<lb/>
gung, S. 416.</note> iſt beigelegt wor-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J i 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">den</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[505/0561]
Die Bekleidungen deſſelben.
Blutader der Lunge, die ungepaarte Ader, und, nach
der vorgemeldeten Art, auch die Aorte.
Die andere Hoͤle des Mittelfelles findet man hinge-
gen nicht im menſchlichen Koͤrper, und ſie iſt nur denen-
jenigen Thieren eigen, deren Lungen aus vielen Lappen
beſtehen. Sie befindet ſich hinter der untern Holader,
und enthaͤlt ihren beſondern Lungenlappen, indem ſie
gleichſam ein Anhang von der rechten Bruſt iſt. Dieſe
Hoͤle, welche Galenus ſo beſchrieben, als ob ſie der
Menſch mit den Thieren gemein habe, hat Veſalius
mit Recht verworfen, und allein den vierfuͤßigen Thie-
ren zugeſchrieben (x). Die Pariſiſche Zergliederer (y)
haben dieſelbe an verſchiednen Thieren beſchrieben, und
ich habe ſie, als ich die Verſuche wegen des Athemho-
lens anſtellete, ebenfalls wieder wahrgenommen (z).
So richtig nun Veſalius ſich hieruͤber erklaͤret hat,
ſo unbeſtimmt und ſchlecht haben hingegen andere ver-
fahren, wenn ſie behauptet, daß der Zwiſchenraum zwi-
ſchen den beiden Blaͤttern des vordern Mittelfelles, der
alsdenn zum Vorſchein kommt, wenn das Bruſtbein
losgebrochen oder abgeſchnitten wird, keinen wahren und
leeren Raum in ſich begreife. Unter dieſen war Falco-
burg (a) der erſte, dem andere mehr nachfolgeten, daß
daher, auſſer der Sache an ſich, auch der Ruhm der Wi-
derlegung dem Peter Dionis (b) iſt beigelegt wor-
den
(x)
S. 712.
(y) Memoires pour ſervir a
l’hiſt. des animaux, Zergliederung
des Loͤwen, S. 9.
(z) Opuſc. anat. Tr. de reſpi-
rat. I. n. 4. not. 12. S. 44.
(a) Caſp. bartholinvs Inſtit.
med. S. 191. Thomas (Caſpars
Sohn) Anat. tert. renov. S. 344.
345. I. Antonides van der lin-
den Phyſiol. reform. S. 160.
Ohne Zweifel haben Vopiſcus
Fortunatus Plempius Com-
ment. ad Cabrolium S. 185. Al-
bert. kyper Anthropol. S. 79. und
I. v. horne Diſſ. de ductu ſaliv.
das ihrige aus dem Falcobur-
gius genommen.
(b) Jn ſeinem Cours d’anato-
mie befindet ſich dieſe Widerle-
gung, S. 416.
J i 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/561>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.