ter dem Brustknochen, und vieler erlittenen Herzens- angst, war das Herz vollkommen mit dem Herzbeutel vereinigt (a). Es sind noch sehr viele dergleichen Exem- pel vorhanden (b), da das Herz in seinem ganzen Um- fange mit dem Herzbeutel ist verwachsen gewesen.
Hiernächst haben wir auch andre Beispiele, und de- ren ebenfalls nicht wenige, bei welchen zugleich gemeldet wird, daß dergleichen Personen gesund gewesen (c), ich kann aber nicht läugnen, daß mir dieselben bis jezzo im- mer verdächtig vorgekommen, weil die ohnumgänglich nöthige freie Bewegung des Herzens bei dergleichen ge- nauen Verbindung ungemein sehr gehindert wird. Denn da der Herzbeutel vornämlich mit dem Zwerchfell sich ver- bindet, so kann sich das mit dem Herzbeutel ebenfalls zu- sammengewachsne Herz nicht recht bewegen, oder seine Spizze zurükziehen, oder sich nach allen Seiten veren- gern, daß es nicht zugleich das Zwerchfell an sich ziehen, aufwärts heben, und die linke Seite dieses unentbehrli- chen Werkzeuges mit Gewalt vorwärts nach der rechten Hand hinreissen sollte. Solchergestalt muß nicht nur das Athemholen schwer fallen, sondern es wird sich auch, indem das Zwerchfell in der That dem gewaltsamen An- zuge Widerstand thut, die Herzspizze nicht nach der rech- ten Seite, zu dem Grunde des Herzens (basis) nähern können, weil sie von der linken Seite des Zwerchfells zu- rükgehalten wird, desgleichen wird sie auch ihren vor- wärts krummen Bogen nicht beschreiben, noch auch das
Herz
(a)[Spaltenumbruch]barrere Obs. anat. nov. S. 75. 76.
(b)Kaauw 365. am angef. Ort, wo das Zellgewebe offenbar statt eines Bandes war. Oliger iaco- baevs de distinguend. cadav. per crania S. 23. Olaus borrichivs, wobei der Herzbeutel trokken war, beim bartholin. Ep. 93. cent. III. Fantonus am angef. Ort, S. 275. [Spaltenumbruch]
da der Herzbeutel knorplig war. malpighi de glandul. conglob.
(c)Alexius littre Hist. de l'A- cad. des scienc. 1701. S. 54. und 1706. HeisterObs. med. misc. n. 4. Cheselden an angef. Orte S. 182. P. dionis de la mort su- bite S. 66. wenn ich anders diesen Mann recht verstehe.
Viertes Buch. Das Herz.
ter dem Bruſtknochen, und vieler erlittenen Herzens- angſt, war das Herz vollkommen mit dem Herzbeutel vereinigt (a). Es ſind noch ſehr viele dergleichen Exem- pel vorhanden (b), da das Herz in ſeinem ganzen Um- fange mit dem Herzbeutel iſt verwachſen geweſen.
Hiernaͤchſt haben wir auch andre Beiſpiele, und de- ren ebenfalls nicht wenige, bei welchen zugleich gemeldet wird, daß dergleichen Perſonen geſund geweſen (c), ich kann aber nicht laͤugnen, daß mir dieſelben bis jezzo im- mer verdaͤchtig vorgekommen, weil die ohnumgaͤnglich noͤthige freie Bewegung des Herzens bei dergleichen ge- nauen Verbindung ungemein ſehr gehindert wird. Denn da der Herzbeutel vornaͤmlich mit dem Zwerchfell ſich ver- bindet, ſo kann ſich das mit dem Herzbeutel ebenfalls zu- ſammengewachsne Herz nicht recht bewegen, oder ſeine Spizze zuruͤkziehen, oder ſich nach allen Seiten veren- gern, daß es nicht zugleich das Zwerchfell an ſich ziehen, aufwaͤrts heben, und die linke Seite dieſes unentbehrli- chen Werkzeuges mit Gewalt vorwaͤrts nach der rechten Hand hinreiſſen ſollte. Solchergeſtalt muß nicht nur das Athemholen ſchwer fallen, ſondern es wird ſich auch, indem das Zwerchfell in der That dem gewaltſamen An- zuge Widerſtand thut, die Herzſpizze nicht nach der rech- ten Seite, zu dem Grunde des Herzens (baſis) naͤhern koͤnnen, weil ſie von der linken Seite des Zwerchfells zu- ruͤkgehalten wird, desgleichen wird ſie auch ihren vor- waͤrts krummen Bogen nicht beſchreiben, noch auch das
Herz
(a)[Spaltenumbruch]barrere Obſ. anat. nov. S. 75. 76.
(b)Kaauw 365. am angef. Ort, wo das Zellgewebe offenbar ſtatt eines Bandes war. Oliger iaco- baevs de diſtinguend. cadav. per crania S. 23. Olaus borrichivs, wobei der Herzbeutel trokken war, beim bartholin. Ep. 93. cent. III. Fantonus am angef. Ort, S. 275. [Spaltenumbruch]
da der Herzbeutel knorplig war. malpighi de glandul. conglob.
(c)Alexius littre Hiſt. de l’A- cad. des ſcienc. 1701. S. 54. und 1706. HeiſterObſ. med. miſc. n. 4. Cheſelden an angef. Orte S. 182. P. dionis de la mort ſu- bite S. 66. wenn ich anders dieſen Mann recht verſtehe.
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[550/0606]
Viertes Buch. Das Herz.
ter dem Bruſtknochen, und vieler erlittenen Herzens-
angſt, war das Herz vollkommen mit dem Herzbeutel
vereinigt (a). Es ſind noch ſehr viele dergleichen Exem-
pel vorhanden (b), da das Herz in ſeinem ganzen Um-
fange mit dem Herzbeutel iſt verwachſen geweſen.
Hiernaͤchſt haben wir auch andre Beiſpiele, und de-
ren ebenfalls nicht wenige, bei welchen zugleich gemeldet
wird, daß dergleichen Perſonen geſund geweſen (c), ich
kann aber nicht laͤugnen, daß mir dieſelben bis jezzo im-
mer verdaͤchtig vorgekommen, weil die ohnumgaͤnglich
noͤthige freie Bewegung des Herzens bei dergleichen ge-
nauen Verbindung ungemein ſehr gehindert wird. Denn
da der Herzbeutel vornaͤmlich mit dem Zwerchfell ſich ver-
bindet, ſo kann ſich das mit dem Herzbeutel ebenfalls zu-
ſammengewachsne Herz nicht recht bewegen, oder ſeine
Spizze zuruͤkziehen, oder ſich nach allen Seiten veren-
gern, daß es nicht zugleich das Zwerchfell an ſich ziehen,
aufwaͤrts heben, und die linke Seite dieſes unentbehrli-
chen Werkzeuges mit Gewalt vorwaͤrts nach der rechten
Hand hinreiſſen ſollte. Solchergeſtalt muß nicht nur
das Athemholen ſchwer fallen, ſondern es wird ſich auch,
indem das Zwerchfell in der That dem gewaltſamen An-
zuge Widerſtand thut, die Herzſpizze nicht nach der rech-
ten Seite, zu dem Grunde des Herzens (baſis) naͤhern
koͤnnen, weil ſie von der linken Seite des Zwerchfells zu-
ruͤkgehalten wird, desgleichen wird ſie auch ihren vor-
waͤrts krummen Bogen nicht beſchreiben, noch auch das
Herz
(a)
barrere Obſ. anat. nov. S.
75. 76.
(b) Kaauw 365. am angef. Ort,
wo das Zellgewebe offenbar ſtatt
eines Bandes war. Oliger iaco-
baevs de diſtinguend. cadav. per
crania S. 23. Olaus borrichivs,
wobei der Herzbeutel trokken war,
beim bartholin. Ep. 93. cent. III.
Fantonus am angef. Ort, S. 275.
da der Herzbeutel knorplig war.
malpighi de glandul. conglob.
(c) Alexius littre Hiſt. de l’A-
cad. des ſcienc. 1701. S. 54. und
1706. Heiſter Obſ. med. miſc.
n. 4. Cheſelden an angef. Orte
S. 182. P. dionis de la mort ſu-
bite S. 66. wenn ich anders dieſen
Mann recht verſtehe.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/606>, abgerufen am 22.11.2024.
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