Herz sich genau genung verengern können. Aus der Ur- sache fand man in vielen Fällen das Herz sehr gros, wenn es mit dem Herzbeutel zusammengewachsen war (d). Denn wenn sich das Herz schlecht zusammenzieht, so muß es sich auch eben so schlecht ausleeren.
§. 23. Warum man vorgegeben, daß kein Herzbeutel sey vorhanden gewesen.
Jnzwischen vermuthe ich ganz gewiß, daß ein sol- ches unnatürlich entstandenes Zellgewebe die Schriftstel- ler, und vornämlich diejenigen, welche nicht vorsichtig genung waren, verleitet habe zu glauben, daß sie ein Herz ohne Herzbeutel wahrgenommen hätten. Denn wenn sich ein in der That berühmter Mann, und sonst sehr fleißiger Zergliederer, durch eine unter einem kränk- lichen Zustand erfolgte genaue Verbindung dieser beiden Theile in einem Elephanten, dergestalt hat hintergehen lassen, daß er geglaubet, es fehle diesem ungeheuren Thiere der Herzbeutel, so hat allerdings eben die Ursache bei Menschen und denen noch kleineren Thieren, gleichen Jrrthum, wie der vortrefliche Abraham Kaauw(e) mit Recht erinnert, zuwege bringen können.
Solchemnach würde ich billig den Mangel des Herz- beutels in gesunden Menschen, dessen ehemals Realdus Columbus(f) und andre berühmte Männer (g) Er- wähnung gethan haben, unter solche Fälle mit rechnen,
in-
(d)[Spaltenumbruch]Essays of a Societ. at Edimb. angef. Ort. Buddäus angef. Ort. Dam. sinopevs S. 44. Phil. Trans. n. 345.
(e)Comm. nov. Acad. Petrop. T. I. S. 387.
(f)De re anat. L. XV. S. 265.
(g)[Spaltenumbruch]BartholinusCent. IV. hist. 20. HarderApiar. obs. 17. An einem plözlich Verstorbnen. PeyerParerg. 111. Vieussens im Anfang des Tractats du Coeur. An einem Hunde, der sich voll- kommen wohl befand lamy Dis- cours anatom. S. 111.
M m 4
Die Bekleidungen deſſelben.
Herz ſich genau genung verengern koͤnnen. Aus der Ur- ſache fand man in vielen Faͤllen das Herz ſehr gros, wenn es mit dem Herzbeutel zuſammengewachſen war (d). Denn wenn ſich das Herz ſchlecht zuſammenzieht, ſo muß es ſich auch eben ſo ſchlecht ausleeren.
§. 23. Warum man vorgegeben, daß kein Herzbeutel ſey vorhanden geweſen.
Jnzwiſchen vermuthe ich ganz gewiß, daß ein ſol- ches unnatuͤrlich entſtandenes Zellgewebe die Schriftſtel- ler, und vornaͤmlich diejenigen, welche nicht vorſichtig genung waren, verleitet habe zu glauben, daß ſie ein Herz ohne Herzbeutel wahrgenommen haͤtten. Denn wenn ſich ein in der That beruͤhmter Mann, und ſonſt ſehr fleißiger Zergliederer, durch eine unter einem kraͤnk- lichen Zuſtand erfolgte genaue Verbindung dieſer beiden Theile in einem Elephanten, dergeſtalt hat hintergehen laſſen, daß er geglaubet, es fehle dieſem ungeheuren Thiere der Herzbeutel, ſo hat allerdings eben die Urſache bei Menſchen und denen noch kleineren Thieren, gleichen Jrrthum, wie der vortrefliche Abraham Kaauw(e) mit Recht erinnert, zuwege bringen koͤnnen.
Solchemnach wuͤrde ich billig den Mangel des Herz- beutels in geſunden Menſchen, deſſen ehemals Realdus Columbus(f) und andre beruͤhmte Maͤnner (g) Er- waͤhnung gethan haben, unter ſolche Faͤlle mit rechnen,
in-
(d)[Spaltenumbruch]Eſſays of a Societ. at Edimb. angef. Ort. Buddäus angef. Ort. Dam. sinopevs S. 44. Phil. Trans. n. 345.
(e)Comm. nov. Acad. Petrop. T. I. S. 387.
(f)De re anat. L. XV. S. 265.
(g)[Spaltenumbruch]BartholinusCent. IV. hiſt. 20. HarderApiar. obſ. 17. An einem ploͤzlich Verſtorbnen. PeyerParerg. 111. Vieuſſens im Anfang des Tractats du Coeur. An einem Hunde, der ſich voll- kommen wohl befand lamy Dis- cours anatom. S. 111.
M m 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0607"n="551"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Bekleidungen deſſelben.</hi></fw><lb/>
Herz ſich genau genung verengern koͤnnen. Aus der Ur-<lb/>ſache fand man in vielen Faͤllen das Herz ſehr gros, wenn<lb/>
es mit dem Herzbeutel zuſammengewachſen war <noteplace="foot"n="(d)"><cb/><hirendition="#aq">Eſſays of a Societ. at Edimb.</hi><lb/>
angef. Ort. <hirendition="#fr">Buddäus</hi> angef. Ort.<lb/><hirendition="#aq">Dam. <hirendition="#k">sinopevs</hi></hi> S. 44. <hirendition="#aq">Phil. Trans.<lb/>
n.</hi> 345.</note>.<lb/>
Denn wenn ſich das Herz ſchlecht zuſammenzieht, ſo muß<lb/>
es ſich auch eben ſo ſchlecht ausleeren.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 23.<lb/>
Warum man vorgegeben, daß kein Herzbeutel<lb/>ſey vorhanden geweſen.</head><lb/><p>Jnzwiſchen vermuthe ich ganz gewiß, daß ein ſol-<lb/>
ches unnatuͤrlich entſtandenes Zellgewebe die Schriftſtel-<lb/>
ler, und vornaͤmlich diejenigen, welche nicht vorſichtig<lb/>
genung waren, verleitet habe zu glauben, daß ſie ein<lb/>
Herz ohne Herzbeutel wahrgenommen haͤtten. Denn<lb/>
wenn ſich ein in der That beruͤhmter Mann, und ſonſt<lb/>ſehr fleißiger Zergliederer, durch eine unter einem kraͤnk-<lb/>
lichen Zuſtand erfolgte genaue Verbindung dieſer beiden<lb/>
Theile in einem Elephanten, dergeſtalt hat hintergehen<lb/>
laſſen, daß er geglaubet, es fehle dieſem ungeheuren<lb/>
Thiere der Herzbeutel, ſo hat allerdings eben die Urſache<lb/>
bei Menſchen und denen noch kleineren Thieren, gleichen<lb/>
Jrrthum, wie der vortrefliche Abraham <hirendition="#fr">Kaauw</hi><noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">Comm. nov. Acad. Petrop.<lb/>
T. I.</hi> S. 387.</note><lb/>
mit Recht erinnert, zuwege bringen koͤnnen.</p><lb/><p>Solchemnach wuͤrde ich billig den Mangel des Herz-<lb/>
beutels in geſunden Menſchen, deſſen ehemals Realdus<lb/><hirendition="#fr">Columbus</hi><noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">De re anat. L. XV.</hi> S. 265.</note> und andre beruͤhmte Maͤnner <noteplace="foot"n="(g)"><cb/><hirendition="#fr">Bartholinus</hi><hirendition="#aq">Cent. IV.<lb/>
hiſt.</hi> 20. <hirendition="#fr">Harder</hi><hirendition="#aq">Apiar. obſ.</hi> 17.<lb/>
An einem ploͤzlich Verſtorbnen.<lb/><hirendition="#fr">Peyer</hi><hirendition="#aq">Parerg.</hi> 111. <hirendition="#fr">Vieuſſens</hi> im<lb/>
Anfang des Tractats <hirendition="#aq">du Coeur.</hi><lb/>
An einem Hunde, der ſich voll-<lb/>
kommen wohl befand <hirendition="#aq"><hirendition="#k">lamy</hi> Dis-<lb/>
cours anatom.</hi> S. 111.</note> Er-<lb/>
waͤhnung gethan haben, unter ſolche Faͤlle mit rechnen,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M m 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">in-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[551/0607]
Die Bekleidungen deſſelben.
Herz ſich genau genung verengern koͤnnen. Aus der Ur-
ſache fand man in vielen Faͤllen das Herz ſehr gros, wenn
es mit dem Herzbeutel zuſammengewachſen war (d).
Denn wenn ſich das Herz ſchlecht zuſammenzieht, ſo muß
es ſich auch eben ſo ſchlecht ausleeren.
§. 23.
Warum man vorgegeben, daß kein Herzbeutel
ſey vorhanden geweſen.
Jnzwiſchen vermuthe ich ganz gewiß, daß ein ſol-
ches unnatuͤrlich entſtandenes Zellgewebe die Schriftſtel-
ler, und vornaͤmlich diejenigen, welche nicht vorſichtig
genung waren, verleitet habe zu glauben, daß ſie ein
Herz ohne Herzbeutel wahrgenommen haͤtten. Denn
wenn ſich ein in der That beruͤhmter Mann, und ſonſt
ſehr fleißiger Zergliederer, durch eine unter einem kraͤnk-
lichen Zuſtand erfolgte genaue Verbindung dieſer beiden
Theile in einem Elephanten, dergeſtalt hat hintergehen
laſſen, daß er geglaubet, es fehle dieſem ungeheuren
Thiere der Herzbeutel, ſo hat allerdings eben die Urſache
bei Menſchen und denen noch kleineren Thieren, gleichen
Jrrthum, wie der vortrefliche Abraham Kaauw (e)
mit Recht erinnert, zuwege bringen koͤnnen.
Solchemnach wuͤrde ich billig den Mangel des Herz-
beutels in geſunden Menſchen, deſſen ehemals Realdus
Columbus (f) und andre beruͤhmte Maͤnner (g) Er-
waͤhnung gethan haben, unter ſolche Faͤlle mit rechnen,
in-
(d)
Eſſays of a Societ. at Edimb.
angef. Ort. Buddäus angef. Ort.
Dam. sinopevs S. 44. Phil. Trans.
n. 345.
(e) Comm. nov. Acad. Petrop.
T. I. S. 387.
(f) De re anat. L. XV. S. 265.
(g)
Bartholinus Cent. IV.
hiſt. 20. Harder Apiar. obſ. 17.
An einem ploͤzlich Verſtorbnen.
Peyer Parerg. 111. Vieuſſens im
Anfang des Tractats du Coeur.
An einem Hunde, der ſich voll-
kommen wohl befand lamy Dis-
cours anatom. S. 111.
M m 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/607>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.