Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.des menschlichen Körpers. Faser. dazu gibt eine kalkartige Erde her (i), welche mit saurenFlüssigkeiten brauset, und durch die Gewalt eines der heftigsten Feuer allein, in ein weisses, undurchsichtiges Glas, nach den Entdekkungen des Henkels (k) verwan- delt wird. Diese, von ihren Banden entledigte Erde, wird zerreibar, und zerfällt in Theile, welche sich nicht mehr in allen Punkten berühren, noch im Wasser weiter auflösen lassen. Sie erscheint aber rein oder unver- mischt, sobald ein starkes Feuer die übrigen Grundstoffe davon abgesondert hat, und dieses gehet noch besser von Statten, wenn sie durch Hülfe einer langwierigen Ge- walt der Luft völlig davon entblöst worden. Wenig- stens behalten die Knochen zweitausend und mehr Jare, wenn man sie in Mumien aufbewahrt, ihren natürlichen Leim übrig. Sezzt man aber eben diese Knochen viele Jar- hunderte lang der Luft, und den Feuchtigkeiten, die den Sand durchströmen, aus, so entledigen sie sich nach und nach von ihrem Oele und Wasser, und sie lassen keine andre Materie, als die blosse Erde zurük. Von dergleichen thierischen Ueberbleibseln übersandte mir, mein ehemali- ger Zuhörer, der berühmte Heinze einen menschlichen Stirnknochen mit seinen Augenbranvertiefungen, welchen man aus einem Sandhügel in Thüringen hervorgegraben hatte. Dieser Knochen hatte sich dergestalt in eine Erde verwandelt, daß er das Wasser begierig in sich zog, und unter einer kurzen Einwässerung von einander fiel; er löste sich ganz und gar auf, als ich ihn abwaschen wollte. Dergleichen Nasenhornknochen, die eben so durstig Was- ser in sich ziehen, und die man in Herzberg ausgegraben, habe ich eben, da ich dieses schreibe, vor mir liegen, und man weis es auch von andren Elephantenknochen, wel- che der ehemaliche berühmte Brükkmann an den be- rühmten (i) [Spaltenumbruch]
Der berüh. Schinz, Streit- schrift de calce. S. 29. (k) [Spaltenumbruch]
Flora satur. S. 372. Neu- mann von Zimmermann herausg. S. 1221. A 3
des menſchlichen Koͤrpers. Faſer. dazu gibt eine kalkartige Erde her (i), welche mit ſaurenFluͤſſigkeiten brauſet, und durch die Gewalt eines der heftigſten Feuer allein, in ein weiſſes, undurchſichtiges Glas, nach den Entdekkungen des Henkels (k) verwan- delt wird. Dieſe, von ihren Banden entledigte Erde, wird zerreibar, und zerfaͤllt in Theile, welche ſich nicht mehr in allen Punkten beruͤhren, noch im Waſſer weiter aufloͤſen laſſen. Sie erſcheint aber rein oder unver- miſcht, ſobald ein ſtarkes Feuer die uͤbrigen Grundſtoffe davon abgeſondert hat, und dieſes gehet noch beſſer von Statten, wenn ſie durch Huͤlfe einer langwierigen Ge- walt der Luft voͤllig davon entbloͤſt worden. Wenig- ſtens behalten die Knochen zweitauſend und mehr Jare, wenn man ſie in Mumien aufbewahrt, ihren natuͤrlichen Leim uͤbrig. Sezzt man aber eben dieſe Knochen viele Jar- hunderte lang der Luft, und den Feuchtigkeiten, die den Sand durchſtroͤmen, aus, ſo entledigen ſie ſich nach und nach von ihrem Oele und Waſſer, und ſie laſſen keine andre Materie, als die bloſſe Erde zuruͤk. Von dergleichen thieriſchen Ueberbleibſeln uͤberſandte mir, mein ehemali- ger Zuhoͤrer, der beruͤhmte Heinze einen menſchlichen Stirnknochen mit ſeinen Augenbranvertiefungen, welchen man aus einem Sandhuͤgel in Thuͤringen hervorgegraben hatte. Dieſer Knochen hatte ſich dergeſtalt in eine Erde verwandelt, daß er das Waſſer begierig in ſich zog, und unter einer kurzen Einwaͤſſerung von einander fiel; er loͤſte ſich ganz und gar auf, als ich ihn abwaſchen wollte. Dergleichen Naſenhornknochen, die eben ſo durſtig Waſ- ſer in ſich ziehen, und die man in Herzberg ausgegraben, habe ich eben, da ich dieſes ſchreibe, vor mir liegen, und man weis es auch von andren Elephantenknochen, wel- che der ehemaliche beruͤhmte Bruͤkkmann an den be- ruͤhmten (i) [Spaltenumbruch]
Der beruͤh. Schinz, Streit- ſchrift de calce. S. 29. (k) [Spaltenumbruch]
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des menſchlichen Koͤrpers. Faſer.
dazu gibt eine kalkartige Erde her (i), welche mit ſauren
Fluͤſſigkeiten brauſet, und durch die Gewalt eines der
heftigſten Feuer allein, in ein weiſſes, undurchſichtiges
Glas, nach den Entdekkungen des Henkels (k) verwan-
delt wird. Dieſe, von ihren Banden entledigte Erde,
wird zerreibar, und zerfaͤllt in Theile, welche ſich nicht
mehr in allen Punkten beruͤhren, noch im Waſſer weiter
aufloͤſen laſſen. Sie erſcheint aber rein oder unver-
miſcht, ſobald ein ſtarkes Feuer die uͤbrigen Grundſtoffe
davon abgeſondert hat, und dieſes gehet noch beſſer von
Statten, wenn ſie durch Huͤlfe einer langwierigen Ge-
walt der Luft voͤllig davon entbloͤſt worden. Wenig-
ſtens behalten die Knochen zweitauſend und mehr Jare,
wenn man ſie in Mumien aufbewahrt, ihren natuͤrlichen
Leim uͤbrig. Sezzt man aber eben dieſe Knochen viele Jar-
hunderte lang der Luft, und den Feuchtigkeiten, die den
Sand durchſtroͤmen, aus, ſo entledigen ſie ſich nach und
nach von ihrem Oele und Waſſer, und ſie laſſen keine
andre Materie, als die bloſſe Erde zuruͤk. Von dergleichen
thieriſchen Ueberbleibſeln uͤberſandte mir, mein ehemali-
ger Zuhoͤrer, der beruͤhmte Heinze einen menſchlichen
Stirnknochen mit ſeinen Augenbranvertiefungen, welchen
man aus einem Sandhuͤgel in Thuͤringen hervorgegraben
hatte. Dieſer Knochen hatte ſich dergeſtalt in eine Erde
verwandelt, daß er das Waſſer begierig in ſich zog, und
unter einer kurzen Einwaͤſſerung von einander fiel; er
loͤſte ſich ganz und gar auf, als ich ihn abwaſchen wollte.
Dergleichen Naſenhornknochen, die eben ſo durſtig Waſ-
ſer in ſich ziehen, und die man in Herzberg ausgegraben,
habe ich eben, da ich dieſes ſchreibe, vor mir liegen, und
man weis es auch von andren Elephantenknochen, wel-
che der ehemaliche beruͤhmte Bruͤkkmann an den be-
ruͤhmten
(i)
Der beruͤh. Schinz, Streit-
ſchrift de calce. S. 29.
(k)
Flora ſatur. S. 372. Neu-
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S. 1221.
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