wärts ausweichen, sondern sie nähert sich ganz allein links und vorwärts dem rechten Grunde des Herzens (ba- sis). Man kann auch gar leicht an einem lebendigen Thiere erkennen, was für eine Verwirrung in Ansehung der Bewegung des Herzens, selbst bei den vierfüßigen Thieren daraus entstehe, und wie wenig das Herz mit allen seinen Anstrengungen auszurichten vermag, so bald dasselbe dieses seines Behältnisses beraubet ist. Denn so lange der Herzbeutel noch vorhanden ist, so schlägt das Herz ordentlich und immerzu überein, also daß ein jedes Zusammenziehen den vorhergehenden gleich und ähnlich ist, und einerlei Zeit zwischen jeglichen Schlage verge- het, bis er wiederholet wird (b). Wird aber derselbe weggenommen, so entstehet alsobald eine grosse Unordnung, das Herz weichet unter seiner Zusammenziehung nach an- dern Gegenden hin, und es bleibet auch bei seiner Zusam- menziehung, unter zweenen Schlägen nicht in einerlei Richtung. Aus der Ursache ist es bei denenjenigen Thie- ren gemeiniglich stärker, die kein Zwerchfell haben (c). Denn hier muste es schon mehr Festigkeit haben, weil es dem Herzen allein zur Unterstüzzung dienet.
§. 25. Die allzugrosse Menge des Wassers im Herzbeutel.
Ohnerachtet wir von den Krankheiten des Herzbeu- tels etwas umständlich gehandelt haben, so wird es den- noch erlaubt seyn, daß wir noch eine oder die andere Seite einer andren Krankheit einräumen, welche der vorher angeführten entgegen gesezzet ist. Es geschiehet nämlich gar oft, daß sich das Wasser, worinnen das Herz schwimt, allzusehr anhäuft, weil es ohne Zweifel
(c)[Spaltenumbruch]
Siehe den 16 §. dieses Ab- schnittes und Buches.
Viertes Buch. Das Herz.
waͤrts ausweichen, ſondern ſie naͤhert ſich ganz allein links und vorwaͤrts dem rechten Grunde des Herzens (ba- ſis). Man kann auch gar leicht an einem lebendigen Thiere erkennen, was fuͤr eine Verwirrung in Anſehung der Bewegung des Herzens, ſelbſt bei den vierfuͤßigen Thieren daraus entſtehe, und wie wenig das Herz mit allen ſeinen Anſtrengungen auszurichten vermag, ſo bald daſſelbe dieſes ſeines Behaͤltniſſes beraubet iſt. Denn ſo lange der Herzbeutel noch vorhanden iſt, ſo ſchlaͤgt das Herz ordentlich und immerzu uͤberein, alſo daß ein jedes Zuſammenziehen den vorhergehenden gleich und aͤhnlich iſt, und einerlei Zeit zwiſchen jeglichen Schlage verge- het, bis er wiederholet wird (b). Wird aber derſelbe weggenommen, ſo entſtehet alſobald eine groſſe Unordnung, das Herz weichet unter ſeiner Zuſammenziehung nach an- dern Gegenden hin, und es bleibet auch bei ſeiner Zuſam- menziehung, unter zweenen Schlaͤgen nicht in einerlei Richtung. Aus der Urſache iſt es bei denenjenigen Thie- ren gemeiniglich ſtaͤrker, die kein Zwerchfell haben (c). Denn hier muſte es ſchon mehr Feſtigkeit haben, weil es dem Herzen allein zur Unterſtuͤzzung dienet.
§. 25. Die allzugroſſe Menge des Waſſers im Herzbeutel.
Ohnerachtet wir von den Krankheiten des Herzbeu- tels etwas umſtaͤndlich gehandelt haben, ſo wird es den- noch erlaubt ſeyn, daß wir noch eine oder die andere Seite einer andren Krankheit einraͤumen, welche der vorher angefuͤhrten entgegen geſezzet iſt. Es geſchiehet naͤmlich gar oft, daß ſich das Waſſer, worinnen das Herz ſchwimt, allzuſehr anhaͤuft, weil es ohne Zweifel
(c)[Spaltenumbruch]
Siehe den 16 §. dieſes Ab- ſchnittes und Buches.
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Viertes Buch. Das Herz.
waͤrts ausweichen, ſondern ſie naͤhert ſich ganz allein
links und vorwaͤrts dem rechten Grunde des Herzens (ba-
ſis). Man kann auch gar leicht an einem lebendigen
Thiere erkennen, was fuͤr eine Verwirrung in Anſehung
der Bewegung des Herzens, ſelbſt bei den vierfuͤßigen
Thieren daraus entſtehe, und wie wenig das Herz mit
allen ſeinen Anſtrengungen auszurichten vermag, ſo bald
daſſelbe dieſes ſeines Behaͤltniſſes beraubet iſt. Denn ſo
lange der Herzbeutel noch vorhanden iſt, ſo ſchlaͤgt das
Herz ordentlich und immerzu uͤberein, alſo daß ein jedes
Zuſammenziehen den vorhergehenden gleich und aͤhnlich
iſt, und einerlei Zeit zwiſchen jeglichen Schlage verge-
het, bis er wiederholet wird (b). Wird aber derſelbe
weggenommen, ſo entſtehet alſobald eine groſſe Unordnung,
das Herz weichet unter ſeiner Zuſammenziehung nach an-
dern Gegenden hin, und es bleibet auch bei ſeiner Zuſam-
menziehung, unter zweenen Schlaͤgen nicht in einerlei
Richtung. Aus der Urſache iſt es bei denenjenigen Thie-
ren gemeiniglich ſtaͤrker, die kein Zwerchfell haben (c).
Denn hier muſte es ſchon mehr Feſtigkeit haben, weil es
dem Herzen allein zur Unterſtuͤzzung dienet.
§. 25.
Die allzugroſſe Menge des Waſſers
im Herzbeutel.
Ohnerachtet wir von den Krankheiten des Herzbeu-
tels etwas umſtaͤndlich gehandelt haben, ſo wird es den-
noch erlaubt ſeyn, daß wir noch eine oder die andere
Seite einer andren Krankheit einraͤumen, welche der
vorher angefuͤhrten entgegen geſezzet iſt. Es geſchiehet
naͤmlich gar oft, daß ſich das Waſſer, worinnen das
Herz ſchwimt, allzuſehr anhaͤuft, weil es ohne Zweifel
von
(b)
Kyper de humore pericard.
Leid. 1741. 4.
(c)
Siehe den 16 §. dieſes Ab-
ſchnittes und Buches.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/610>, abgerufen am 22.11.2024.
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