Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.des menschlichen Körpers. Faser. Kräfte. Solchergestalt ward beynahe der ganze Knor-pel zu einem Gallerte (p) und es lies sich vom Knochen ein Gallert absondern, der eine so grosse Zähigkeit besiz- zet, daß er sechzehnmal so viel Wasser verdikken kann, wofern er aus Hirschhern gezogen worden (q), und funf- zehnmal so viel (r), wofern ihn das Elsenbein hergege- ben. Jn der Frucht beträgt der Leim zwey Drittheile vom Knochen (s), an Erwachsenen, nach Keils Be- rechnung, die Helfte (t), an Bejahrten noch weniger. Ueberhaupt aber sind die Knochen zarter Früchte ein blos- ser, anfangs flüssiger, nachgehens dichterer Leim, der- gleichen ich an bebrüteten Hünchen mehrmal wahrge- nommen, und der berühmte Jos. Exuperius Bertin (u) beschrieben hat. Ein zartes Lämmchen liß sich bey ge- linder Wärme ganz und gar, mit Knochen und allem zu lauter Schleim auflösen (x). Hat man diesen Leim erst herausgezogen, so wird nunmehr der Knochen, oder das Horn oder das Elfenbein an der Luft zerreibar, und es gibt dem Drukke des Fingers nach (y), ob die Kno- chenfächerchen gleich ihre alte Lage gegeneinander behal- ten. Dergleichen Knochen sind Testen (Treibscherben) daraus zu verfertigen geschickt, die ein starkes Feuer, ohne Sprünge ausstehen (z). Man hat noch eine Art, nämlich vermittelst des Tisch- (p) [Spaltenumbruch]
Nouveau digesteur. S. 52. (q) S. 34. 59. 60. (r) Contin. du digesteur. S. 19. 21. (s) Es verfliegen nämlich zwey Drittheile von den Fruchtknochen nesbit osteogn. S. 31. (t) De velocit. sangui. S. 32. (u) [Spaltenumbruch]
Osteol. T. I. S. 267. T. II. S. 488. 489. (x) schrader de pane. (y) nollet ang. Ort. Ma- lovin chym. med. T. I. S. 169. (z) Hellot über Schlüters opus metallurg. T. I. S. 120. Denn man verfertigt die Testen aus Rinderknochen, die man ihres Leimes beraubet hat. A 5
des menſchlichen Koͤrpers. Faſer. Kraͤfte. Solchergeſtalt ward beynahe der ganze Knor-pel zu einem Gallerte (p) und es lies ſich vom Knochen ein Gallert abſondern, der eine ſo groſſe Zaͤhigkeit beſiz- zet, daß er ſechzehnmal ſo viel Waſſer verdikken kann, wofern er aus Hirſchhern gezogen worden (q), und funf- zehnmal ſo viel (r), wofern ihn das Elſenbein hergege- ben. Jn der Frucht betraͤgt der Leim zwey Drittheile vom Knochen (s), an Erwachſenen, nach Keils Be- rechnung, die Helfte (t), an Bejahrten noch weniger. Ueberhaupt aber ſind die Knochen zarter Fruͤchte ein bloſ- ſer, anfangs fluͤſſiger, nachgehens dichterer Leim, der- gleichen ich an bebruͤteten Huͤnchen mehrmal wahrge- nommen, und der beruͤhmte Joſ. Exuperius Bertin (u) beſchrieben hat. Ein zartes Laͤmmchen liß ſich bey ge- linder Waͤrme ganz und gar, mit Knochen und allem zu lauter Schleim aufloͤſen (x). Hat man dieſen Leim erſt herausgezogen, ſo wird nunmehr der Knochen, oder das Horn oder das Elfenbein an der Luft zerreibar, und es gibt dem Drukke des Fingers nach (y), ob die Kno- chenfaͤcherchen gleich ihre alte Lage gegeneinander behal- ten. Dergleichen Knochen ſind Teſten (Treibſcherben) daraus zu verfertigen geſchickt, die ein ſtarkes Feuer, ohne Spruͤnge ausſtehen (z). Man hat noch eine Art, naͤmlich vermittelſt des Tiſch- (p) [Spaltenumbruch]
Nouveau digeſteur. S. 52. (q) S. 34. 59. 60. (r) Contin. du digeſteur. S. 19. 21. (s) Es verfliegen naͤmlich zwey Drittheile von den Fruchtknochen nesbit oſteogn. S. 31. (t) De velocit. ſangui. S. 32. (u) [Spaltenumbruch]
Oſteol. T. I. S. 267. T. II. S. 488. 489. (x) schrader de pane. (y) nollet ang. Ort. Ma- lovin chym. med. T. I. S. 169. (z) Hellot uͤber Schlüters opus metallurg. T. I. S. 120. Denn man verfertigt die Teſten aus Rinderknochen, die man ihres Leimes beraubet hat. A 5
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des menſchlichen Koͤrpers. Faſer.
Kraͤfte. Solchergeſtalt ward beynahe der ganze Knor-
pel zu einem Gallerte (p) und es lies ſich vom Knochen
ein Gallert abſondern, der eine ſo groſſe Zaͤhigkeit beſiz-
zet, daß er ſechzehnmal ſo viel Waſſer verdikken kann,
wofern er aus Hirſchhern gezogen worden (q), und funf-
zehnmal ſo viel (r), wofern ihn das Elſenbein hergege-
ben. Jn der Frucht betraͤgt der Leim zwey Drittheile
vom Knochen (s), an Erwachſenen, nach Keils Be-
rechnung, die Helfte (t), an Bejahrten noch weniger.
Ueberhaupt aber ſind die Knochen zarter Fruͤchte ein bloſ-
ſer, anfangs fluͤſſiger, nachgehens dichterer Leim, der-
gleichen ich an bebruͤteten Huͤnchen mehrmal wahrge-
nommen, und der beruͤhmte Joſ. Exuperius Bertin (u)
beſchrieben hat. Ein zartes Laͤmmchen liß ſich bey ge-
linder Waͤrme ganz und gar, mit Knochen und allem
zu lauter Schleim aufloͤſen (x). Hat man dieſen Leim
erſt herausgezogen, ſo wird nunmehr der Knochen, oder
das Horn oder das Elfenbein an der Luft zerreibar, und
es gibt dem Drukke des Fingers nach (y), ob die Kno-
chenfaͤcherchen gleich ihre alte Lage gegeneinander behal-
ten. Dergleichen Knochen ſind Teſten (Treibſcherben)
daraus zu verfertigen geſchickt, die ein ſtarkes Feuer,
ohne Spruͤnge ausſtehen (z).
Man hat noch eine Art, naͤmlich vermittelſt des
Kochens, aus dem Knochenabſchabſel, den Leim her-
auszubringen; es verwandelt ſich alsdenn das daraus
gezogne Waſſer in einen gummigen, zittrenden und dem
Tiſch-
(p)
Nouveau digeſteur. S. 52.
(q) S. 34. 59. 60.
(r) Contin. du digeſteur. S.
19. 21.
(s) Es verfliegen naͤmlich zwey
Drittheile von den Fruchtknochen
nesbit oſteogn. S. 31.
(t) De velocit. ſangui. S. 32.
(u)
Oſteol. T. I. S. 267. T. II.
S. 488. 489.
(x) schrader de pane.
(y) nollet ang. Ort. Ma-
lovin chym. med. T. I. S. 169.
(z) Hellot uͤber Schlüters opus
metallurg. T. I. S. 120. Denn
man verfertigt die Teſten aus
Rinderknochen, die man ihres
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