ven in dem Herzgrunde anlangen, ehemals angeführet, welches alles zwar seine gute Richtigkeit hat, aber noch nichts vollständiges ist. Thomas Willisius hat eine um- ständliche und mühsame Geschichte über die Nerven des Herzens geliefert, und viel nüzliches darinnen beigebracht: daß nämlich im Menschen viele Aeste vom Jnterkostal- nerven zum Herzen hingiengen, und daß wenigere Aeste (l) in unvernünftigen Thieren, von diesem Stamme dahin liefen, indem deren Herz gemeiniglich seine Nerven von dem achten Paare erhielte. Da nun aber dieser Mann, bei seinen meisten Schriften, sich derer Thiere scheint be- dienet zu haben, so enthalten daher auch dieselben verschie- denes, das bei einem, der dieser Sachen kundig ist, schwer- lich Glauben finden wird, als z. E. seine zween Nerven- knoten des achten Paares (m), die ich niemals gesehen habe, eine wirklich in drei Aeste getheilte aufsteigende Aorte, und andre, von dem gewöhnlichen Bau des menschlichen Körpers abweichende Dinge. Aus dieser Ursache mag ich die Beschreibung gedachten Verfassers hier nicht wiederholen.
Vieussens trägt schon solche Sachen vor, die mit unsren Erfahrungen viel näher übereinkommen, als was die übrigen Zerleger anführen, weil er sich bei seiner Ner- vengeschichte keiner andren, als menschlicher Körper be- dienet hat. Er leitet demnach, in seiner prächtigen Kupfertafel (n) über das Nervensystem der Brust und des Unterleibes, auf der rechten Seite keinen einzigen Nerven von dem obern Knoten der Nakkennerven nach dem Herzen hin: und hingegen führet er die ersten Herz- nerven auf eben der Seite, von dem mittelsten Nerven- knoten des Nakkens her, so wie ich es auch selbst gesehen und beschrieben habe. Er führet ferner, mit gutem Rech- te, denjenigen Nerven bis zur rechten Kranzschlagader,
und
(l)[Spaltenumbruch]De cerebro, & nervis S. 164.
(m)[Spaltenumbruch]Tab. IX. G. G. K. K. K.
(n)Tab. XXIII. Nevrographiae.
Viertes Buch. Das Herz.
ven in dem Herzgrunde anlangen, ehemals angefuͤhret, welches alles zwar ſeine gute Richtigkeit hat, aber noch nichts vollſtaͤndiges iſt. Thomas Williſius hat eine um- ſtaͤndliche und muͤhſame Geſchichte uͤber die Nerven des Herzens geliefert, und viel nuͤzliches darinnen beigebracht: daß naͤmlich im Menſchen viele Aeſte vom Jnterkoſtal- nerven zum Herzen hingiengen, und daß wenigere Aeſte (l) in unvernuͤnftigen Thieren, von dieſem Stamme dahin liefen, indem deren Herz gemeiniglich ſeine Nerven von dem achten Paare erhielte. Da nun aber dieſer Mann, bei ſeinen meiſten Schriften, ſich derer Thiere ſcheint be- dienet zu haben, ſo enthalten daher auch dieſelben verſchie- denes, das bei einem, der dieſer Sachen kundig iſt, ſchwer- lich Glauben finden wird, als z. E. ſeine zween Nerven- knoten des achten Paares (m), die ich niemals geſehen habe, eine wirklich in drei Aeſte getheilte aufſteigende Aorte, und andre, von dem gewoͤhnlichen Bau des menſchlichen Koͤrpers abweichende Dinge. Aus dieſer Urſache mag ich die Beſchreibung gedachten Verfaſſers hier nicht wiederholen.
Vieuſſens traͤgt ſchon ſolche Sachen vor, die mit unſren Erfahrungen viel naͤher uͤbereinkommen, als was die uͤbrigen Zerleger anfuͤhren, weil er ſich bei ſeiner Ner- vengeſchichte keiner andren, als menſchlicher Koͤrper be- dienet hat. Er leitet demnach, in ſeiner praͤchtigen Kupfertafel (n) uͤber das Nervenſyſtem der Bruſt und des Unterleibes, auf der rechten Seite keinen einzigen Nerven von dem obern Knoten der Nakkennerven nach dem Herzen hin: und hingegen fuͤhret er die erſten Herz- nerven auf eben der Seite, von dem mittelſten Nerven- knoten des Nakkens her, ſo wie ich es auch ſelbſt geſehen und beſchrieben habe. Er fuͤhret ferner, mit gutem Rech- te, denjenigen Nerven bis zur rechten Kranzſchlagader,
und
(l)[Spaltenumbruch]De cerebro, & nervis S. 164.
(m)[Spaltenumbruch]Tab. IX. G. G. K. K. K.
(n)Tab. XXIII. Nevrographiæ.
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[690/0746]
Viertes Buch. Das Herz.
ven in dem Herzgrunde anlangen, ehemals angefuͤhret,
welches alles zwar ſeine gute Richtigkeit hat, aber noch
nichts vollſtaͤndiges iſt. Thomas Williſius hat eine um-
ſtaͤndliche und muͤhſame Geſchichte uͤber die Nerven des
Herzens geliefert, und viel nuͤzliches darinnen beigebracht:
daß naͤmlich im Menſchen viele Aeſte vom Jnterkoſtal-
nerven zum Herzen hingiengen, und daß wenigere Aeſte (l)
in unvernuͤnftigen Thieren, von dieſem Stamme dahin
liefen, indem deren Herz gemeiniglich ſeine Nerven von
dem achten Paare erhielte. Da nun aber dieſer Mann,
bei ſeinen meiſten Schriften, ſich derer Thiere ſcheint be-
dienet zu haben, ſo enthalten daher auch dieſelben verſchie-
denes, das bei einem, der dieſer Sachen kundig iſt, ſchwer-
lich Glauben finden wird, als z. E. ſeine zween Nerven-
knoten des achten Paares (m), die ich niemals geſehen
habe, eine wirklich in drei Aeſte getheilte aufſteigende
Aorte, und andre, von dem gewoͤhnlichen Bau des
menſchlichen Koͤrpers abweichende Dinge. Aus dieſer
Urſache mag ich die Beſchreibung gedachten Verfaſſers
hier nicht wiederholen.
Vieuſſens traͤgt ſchon ſolche Sachen vor, die mit
unſren Erfahrungen viel naͤher uͤbereinkommen, als was
die uͤbrigen Zerleger anfuͤhren, weil er ſich bei ſeiner Ner-
vengeſchichte keiner andren, als menſchlicher Koͤrper be-
dienet hat. Er leitet demnach, in ſeiner praͤchtigen
Kupfertafel (n) uͤber das Nervenſyſtem der Bruſt und
des Unterleibes, auf der rechten Seite keinen einzigen
Nerven von dem obern Knoten der Nakkennerven nach
dem Herzen hin: und hingegen fuͤhret er die erſten Herz-
nerven auf eben der Seite, von dem mittelſten Nerven-
knoten des Nakkens her, ſo wie ich es auch ſelbſt geſehen
und beſchrieben habe. Er fuͤhret ferner, mit gutem Rech-
te, denjenigen Nerven bis zur rechten Kranzſchlagader,
und
(l)
De cerebro, & nervis S.
164.
(m)
Tab. IX. G. G. K. K. K.
(n) Tab. XXIII. Nevrographiæ.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/746>, abgerufen am 22.11.2024.
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