Weiterhin berühret und verbindet das Zellgewebe (a) die Fasern, die Fäserchen, die Muskeln und den völligen Bauch der Muskeln von allen Seiten her mit einander; es beschreibet um den ganzen Muskel ein Sakgeflechte; es begleitet jeden Arm, jede Faser, und jedes Fäserchen im Muskel besonders, bis zu den allerkleinsten Fäden un- ter der Gestalt der Scheiden, die um so viel zärter und faseriger sind, je feiner das Fleischfäserchen war, aber desto breitere Plättchen aufzuweisen haben, so oft das Zellgewebe die grossen Muskeln umspannet. Man weis auch weder am Menschen, noch an einigen andren Thie- ren von Beispielen, daß man eine Fleischfaser ganz frei, und ohne Verbindung mit den Zellfasern angetroffen hätte. Endlich erscheint dies Gewebe, wo die Muskeln von einander geschieden werden, grob, und es wird zwi- schen allen fleischigen Stellen (torus) des Körpers am häufigsten gesamlet (b).
Ferner sind alle Gefässe im menschlichen Körper (c) die Schlagadern, Blutadern und Nerven in eine zell- förmige Scheide eingehüllt, die sehr oft, wie gemeinhin an den Gliedmaaßen, von fetter Beschaffenheit, außer- dem aber, so wie am Eingeweide vornämlich wahrzuneh- men ist, mager angetroffen wird. Es umflechten näm- lich unzäliche Zellfäden die Schlagader vor sich allein, so wie die Blutader und den Nerven, und sie heften selbige von allen Seiten an ihre Nebengefässe an: ein gröberes und deutlicheres Gewebe bindet dagegen wiederum das ganze Pak mit den Muskeln der benachbarten Knochen zusammen. Es gilt hier, was bei den Muskeln statt hat: je grösser die Stämme an sich sind, desto blättriger,
fetter
(a)[Spaltenumbruch]
Weitleuftiger davon im Buche de motu muscul.
(b) Jch glaube, daß dieses die in Aeste zertheilte Hölungen sind, worinnen wahrscheinlicherweise der [Spaltenumbruch]
Wallrat im Wallfische aufbehalten wird, und die sich längst dem gan- zen Körper in etliche tausend Ge- fässe (Streifen) vervielfältigen. Anderson Beschreib. von Jsland. p. 210. s.
(c)[Spaltenumbruch]Rosenanat. berkrisn. p. 128. grashvys suppur. p. 69. wal- [Spaltenumbruch]ther de obes. et vor. p. 11. u. s. w.
B 2
des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
Weiterhin beruͤhret und verbindet das Zellgewebe (a) die Faſern, die Faͤſerchen, die Muskeln und den voͤlligen Bauch der Muskeln von allen Seiten her mit einander; es beſchreibet um den ganzen Muskel ein Sakgeflechte; es begleitet jeden Arm, jede Faſer, und jedes Faͤſerchen im Muskel beſonders, bis zu den allerkleinſten Faͤden un- ter der Geſtalt der Scheiden, die um ſo viel zaͤrter und faſeriger ſind, je feiner das Fleiſchfaͤſerchen war, aber deſto breitere Plaͤttchen aufzuweiſen haben, ſo oft das Zellgewebe die groſſen Muskeln umſpannet. Man weis auch weder am Menſchen, noch an einigen andren Thie- ren von Beiſpielen, daß man eine Fleiſchfaſer ganz frei, und ohne Verbindung mit den Zellfaſern angetroffen haͤtte. Endlich erſcheint dies Gewebe, wo die Muskeln von einander geſchieden werden, grob, und es wird zwi- ſchen allen fleiſchigen Stellen (torus) des Koͤrpers am haͤufigſten geſamlet (b).
Ferner ſind alle Gefaͤſſe im menſchlichen Koͤrper (c) die Schlagadern, Blutadern und Nerven in eine zell- foͤrmige Scheide eingehuͤllt, die ſehr oft, wie gemeinhin an den Gliedmaaßen, von fetter Beſchaffenheit, außer- dem aber, ſo wie am Eingeweide vornaͤmlich wahrzuneh- men iſt, mager angetroffen wird. Es umflechten naͤm- lich unzaͤliche Zellfaͤden die Schlagader vor ſich allein, ſo wie die Blutader und den Nerven, und ſie heften ſelbige von allen Seiten an ihre Nebengefaͤſſe an: ein groͤberes und deutlicheres Gewebe bindet dagegen wiederum das ganze Pak mit den Muskeln der benachbarten Knochen zuſammen. Es gilt hier, was bei den Muskeln ſtatt hat: je groͤſſer die Staͤmme an ſich ſind, deſto blaͤttriger,
fetter
(a)[Spaltenumbruch]
Weitleuftiger davon im Buche de motu muſcul.
(b) Jch glaube, daß dieſes die in Aeſte zertheilte Hoͤlungen ſind, worinnen wahrſcheinlicherweiſe der [Spaltenumbruch]
Wallrat im Wallfiſche aufbehalten wird, und die ſich laͤngſt dem gan- zen Koͤrper in etliche tauſend Ge- faͤſſe (Streifen) vervielfaͤltigen. Anderſon Beſchreib. von Jsland. p. 210. ſ.
(c)[Spaltenumbruch]Roſenanat. berkriſn. p. 128. grashvys ſuppur. p. 69. wal- [Spaltenumbruch]ther de obeſ. et vor. p. 11. u. ſ. w.
B 2
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des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
Weiterhin beruͤhret und verbindet das Zellgewebe (a)
die Faſern, die Faͤſerchen, die Muskeln und den voͤlligen
Bauch der Muskeln von allen Seiten her mit einander;
es beſchreibet um den ganzen Muskel ein Sakgeflechte;
es begleitet jeden Arm, jede Faſer, und jedes Faͤſerchen
im Muskel beſonders, bis zu den allerkleinſten Faͤden un-
ter der Geſtalt der Scheiden, die um ſo viel zaͤrter und
faſeriger ſind, je feiner das Fleiſchfaͤſerchen war, aber
deſto breitere Plaͤttchen aufzuweiſen haben, ſo oft das
Zellgewebe die groſſen Muskeln umſpannet. Man weis
auch weder am Menſchen, noch an einigen andren Thie-
ren von Beiſpielen, daß man eine Fleiſchfaſer ganz frei,
und ohne Verbindung mit den Zellfaſern angetroffen
haͤtte. Endlich erſcheint dies Gewebe, wo die Muskeln
von einander geſchieden werden, grob, und es wird zwi-
ſchen allen fleiſchigen Stellen (torus) des Koͤrpers am
haͤufigſten geſamlet (b).
Ferner ſind alle Gefaͤſſe im menſchlichen Koͤrper (c)
die Schlagadern, Blutadern und Nerven in eine zell-
foͤrmige Scheide eingehuͤllt, die ſehr oft, wie gemeinhin
an den Gliedmaaßen, von fetter Beſchaffenheit, außer-
dem aber, ſo wie am Eingeweide vornaͤmlich wahrzuneh-
men iſt, mager angetroffen wird. Es umflechten naͤm-
lich unzaͤliche Zellfaͤden die Schlagader vor ſich allein, ſo
wie die Blutader und den Nerven, und ſie heften ſelbige
von allen Seiten an ihre Nebengefaͤſſe an: ein groͤberes
und deutlicheres Gewebe bindet dagegen wiederum das
ganze Pak mit den Muskeln der benachbarten Knochen
zuſammen. Es gilt hier, was bei den Muskeln ſtatt
hat: je groͤſſer die Staͤmme an ſich ſind, deſto blaͤttriger,
fetter
(a)
Weitleuftiger davon im
Buche de motu muſcul.
(b) Jch glaube, daß dieſes die
in Aeſte zertheilte Hoͤlungen ſind,
worinnen wahrſcheinlicherweiſe der
Wallrat im Wallfiſche aufbehalten
wird, und die ſich laͤngſt dem gan-
zen Koͤrper in etliche tauſend Ge-
faͤſſe (Streifen) vervielfaͤltigen.
Anderſon Beſchreib. von Jsland.
p. 210. ſ.
(c)
Roſen anat. berkriſn. p. 128.
grashvys ſuppur. p. 69. wal-
ther de obeſ. et vor. p. 11. u.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/75>, abgerufen am 21.11.2024.
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