Hieher kann man das Fächerwerk rechnen, welches von dem Knochen eingeschränkt, unter dem Namen des Kno- chenmarkes das Fett aufnimt (d): noch eigentlicher aber gehöret das schwammige Geflechte der Plättchen hieher, welches in dem löcherichten Körper der männlichen und weiblichen Ruthe vorkömt, und sich voll Blut sauget. Eine ähnliche, nur etwas zärtere Bauart, versamlet und nimt die Luft in der Lunge, in der Nabelschnur das Was- ser, in den Fächern der gläsernen Feuchtigkeit einen sehr klaren Saft auf. Eben so schwammig ist das bläsige Wesen in den noch unreifen Stengeln verschiedner Pflan- zen, und dieses verwandelt sich nachgehens, wenn die Pflanze zu ihrer Vollkommenheit gebracht worden, in eine feste Haut (Splint) oder in Holz (e).
So weitleuftig das Gebiet dieses zelligen Gewebes an sich ist, so genau hat die Natur die Gemeinschaft unter allen dessen Hölen von allen Seiten her angelegt, und überall offen gelassen, so daß die Luft, und jede andre Feuchtigkeit, sie mag sich durch alle mögliche Wege im Körper ergissen, wie sie will, nach allen andern Theilen, wenn sie noch so weit entfernt sind, hinkommen, in Be- wegung gesezzt werden, und durch die Zellchen ungehin- dert fortflissen kann; wofern sich indessen etwa ein fester Körper in die Fächer dieses Gewebes einmischen sollte, so kann derselbe allmälich in alle übrigen hinüber bewegt werden. Da nun die Natur des zelligen Gewebes, wel- ches schon Börhave kannte, von grosser Wichtigkeit ist, so wollen wir dasselbe durch verschiedne und mannigfaltige Versuche bestätigen, und hierauf die Zergliederung davon mittheilen (f).
Erstlich ergisset sich die Luft, man mag sie mit Be- dacht, oder unglüklicher weise unter die Haut eindringen
lassen,
(d)[Spaltenumbruch]kaavw persp. N. 929.
(e)lvdwis inst. reg. veg. N. 318.
(f)[Spaltenumbruch]boerh. prael. ad ventrie. actio. N. 82.
B 3
des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
Hieher kann man das Faͤcherwerk rechnen, welches von dem Knochen eingeſchraͤnkt, unter dem Namen des Kno- chenmarkes das Fett aufnimt (d): noch eigentlicher aber gehoͤret das ſchwammige Geflechte der Plaͤttchen hieher, welches in dem loͤcherichten Koͤrper der maͤnnlichen und weiblichen Ruthe vorkoͤmt, und ſich voll Blut ſauget. Eine aͤhnliche, nur etwas zaͤrtere Bauart, verſamlet und nimt die Luft in der Lunge, in der Nabelſchnur das Waſ- ſer, in den Faͤchern der glaͤſernen Feuchtigkeit einen ſehr klaren Saft auf. Eben ſo ſchwammig iſt das blaͤſige Weſen in den noch unreifen Stengeln verſchiedner Pflan- zen, und dieſes verwandelt ſich nachgehens, wenn die Pflanze zu ihrer Vollkommenheit gebracht worden, in eine feſte Haut (Splint) oder in Holz (e).
So weitleuftig das Gebiet dieſes zelligen Gewebes an ſich iſt, ſo genau hat die Natur die Gemeinſchaft unter allen deſſen Hoͤlen von allen Seiten her angelegt, und uͤberall offen gelaſſen, ſo daß die Luft, und jede andre Feuchtigkeit, ſie mag ſich durch alle moͤgliche Wege im Koͤrper ergiſſen, wie ſie will, nach allen andern Theilen, wenn ſie noch ſo weit entfernt ſind, hinkommen, in Be- wegung geſezzt werden, und durch die Zellchen ungehin- dert fortfliſſen kann; wofern ſich indeſſen etwa ein feſter Koͤrper in die Faͤcher dieſes Gewebes einmiſchen ſollte, ſo kann derſelbe allmaͤlich in alle uͤbrigen hinuͤber bewegt werden. Da nun die Natur des zelligen Gewebes, wel- ches ſchon Boͤrhave kannte, von groſſer Wichtigkeit iſt, ſo wollen wir daſſelbe durch verſchiedne und mannigfaltige Verſuche beſtaͤtigen, und hierauf die Zergliederung davon mittheilen (f).
Erſtlich ergiſſet ſich die Luft, man mag ſie mit Be- dacht, oder ungluͤklicher weiſe unter die Haut eindringen
laſſen,
(d)[Spaltenumbruch]kaavw perſp. N. 929.
(e)lvdwis inſt. reg. veg. N. 318.
(f)[Spaltenumbruch]boerh. prael. ad ventrie. actio. N. 82.
B 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0077"n="21"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.</hi></fw><lb/>
Hieher kann man das Faͤcherwerk rechnen, welches von<lb/>
dem Knochen eingeſchraͤnkt, unter dem Namen des Kno-<lb/>
chenmarkes das Fett aufnimt <noteplace="foot"n="(d)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">kaavw</hi></hi> perſp.</hi> N. 929.</note>: noch eigentlicher aber<lb/>
gehoͤret das ſchwammige Geflechte der Plaͤttchen hieher,<lb/>
welches in dem loͤcherichten Koͤrper der maͤnnlichen und<lb/>
weiblichen Ruthe vorkoͤmt, und ſich voll Blut ſauget.<lb/>
Eine aͤhnliche, nur etwas zaͤrtere Bauart, verſamlet und<lb/>
nimt die Luft in der Lunge, in der Nabelſchnur das Waſ-<lb/>ſer, in den Faͤchern der glaͤſernen Feuchtigkeit einen ſehr<lb/>
klaren Saft auf. Eben ſo ſchwammig iſt das blaͤſige<lb/>
Weſen in den noch unreifen Stengeln verſchiedner Pflan-<lb/>
zen, und dieſes verwandelt ſich nachgehens, wenn die<lb/>
Pflanze zu ihrer Vollkommenheit gebracht worden, in<lb/>
eine feſte Haut (Splint) oder in Holz <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">lvdwis</hi></hi> inſt. reg. veg.</hi><lb/>
N. 318.</note>.</p><lb/><p>So weitleuftig das Gebiet dieſes zelligen Gewebes an<lb/>ſich iſt, ſo genau hat die Natur die Gemeinſchaft unter<lb/>
allen deſſen Hoͤlen von allen Seiten her angelegt, und<lb/>
uͤberall offen gelaſſen, ſo daß die Luft, und jede andre<lb/>
Feuchtigkeit, ſie mag ſich durch alle moͤgliche Wege im<lb/>
Koͤrper ergiſſen, wie ſie will, nach allen andern Theilen,<lb/>
wenn ſie noch ſo weit entfernt ſind, hinkommen, in Be-<lb/>
wegung geſezzt werden, und durch die Zellchen ungehin-<lb/>
dert fortfliſſen kann; wofern ſich indeſſen etwa ein feſter<lb/>
Koͤrper in die Faͤcher dieſes Gewebes einmiſchen ſollte, ſo<lb/>
kann derſelbe allmaͤlich in alle uͤbrigen hinuͤber bewegt<lb/>
werden. Da nun die Natur des zelligen Gewebes, wel-<lb/>
ches ſchon <hirendition="#fr">Boͤrhave</hi> kannte, von groſſer Wichtigkeit iſt,<lb/>ſo wollen wir daſſelbe durch verſchiedne und mannigfaltige<lb/>
Verſuche beſtaͤtigen, und hierauf die Zergliederung davon<lb/>
mittheilen <noteplace="foot"n="(f)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">boerh.</hi></hi> prael. ad ventrie.<lb/>
actio.</hi> N. 82.</note>.</p><lb/><p>Erſtlich ergiſſet ſich die Luft, man mag ſie mit Be-<lb/>
dacht, oder ungluͤklicher weiſe unter die Haut eindringen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">laſſen,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[21/0077]
des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
Hieher kann man das Faͤcherwerk rechnen, welches von
dem Knochen eingeſchraͤnkt, unter dem Namen des Kno-
chenmarkes das Fett aufnimt (d): noch eigentlicher aber
gehoͤret das ſchwammige Geflechte der Plaͤttchen hieher,
welches in dem loͤcherichten Koͤrper der maͤnnlichen und
weiblichen Ruthe vorkoͤmt, und ſich voll Blut ſauget.
Eine aͤhnliche, nur etwas zaͤrtere Bauart, verſamlet und
nimt die Luft in der Lunge, in der Nabelſchnur das Waſ-
ſer, in den Faͤchern der glaͤſernen Feuchtigkeit einen ſehr
klaren Saft auf. Eben ſo ſchwammig iſt das blaͤſige
Weſen in den noch unreifen Stengeln verſchiedner Pflan-
zen, und dieſes verwandelt ſich nachgehens, wenn die
Pflanze zu ihrer Vollkommenheit gebracht worden, in
eine feſte Haut (Splint) oder in Holz (e).
So weitleuftig das Gebiet dieſes zelligen Gewebes an
ſich iſt, ſo genau hat die Natur die Gemeinſchaft unter
allen deſſen Hoͤlen von allen Seiten her angelegt, und
uͤberall offen gelaſſen, ſo daß die Luft, und jede andre
Feuchtigkeit, ſie mag ſich durch alle moͤgliche Wege im
Koͤrper ergiſſen, wie ſie will, nach allen andern Theilen,
wenn ſie noch ſo weit entfernt ſind, hinkommen, in Be-
wegung geſezzt werden, und durch die Zellchen ungehin-
dert fortfliſſen kann; wofern ſich indeſſen etwa ein feſter
Koͤrper in die Faͤcher dieſes Gewebes einmiſchen ſollte, ſo
kann derſelbe allmaͤlich in alle uͤbrigen hinuͤber bewegt
werden. Da nun die Natur des zelligen Gewebes, wel-
ches ſchon Boͤrhave kannte, von groſſer Wichtigkeit iſt,
ſo wollen wir daſſelbe durch verſchiedne und mannigfaltige
Verſuche beſtaͤtigen, und hierauf die Zergliederung davon
mittheilen (f).
Erſtlich ergiſſet ſich die Luft, man mag ſie mit Be-
dacht, oder ungluͤklicher weiſe unter die Haut eindringen
laſſen,
(d)
kaavw perſp. N. 929.
(e) lvdwis inſt. reg. veg.
N. 318.
(f)
boerh. prael. ad ventrie.
actio. N. 82.
B 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/77>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.