nachmachte (o), und es ward einem andern Unglückseeli- gen der Körper von den Räubern grausamer weise und dergestalt aufgeblasen, daß er seinen eignen Hals eröf- nen muste, damit er der erstikkenden Luft Plaz machte (p). Von den Dachsen gibet Plinius vor, sie könnten dergestalt ihren Körper mit Luft erfüllen, daß sie ganz und gar da- von eine runde Figur bekämen (q).
Solchergestalt weis sich die Luft, wenn sie nach ei- ner Verwundung an der Luftröhre, oder der Lunge in die zellige Räume zwischen den Ribben und den Mus keln, oder in die Fächer, welche sich um die Rükkenwirbel her- umlagern, tritt, oder wenn sie auf irgend eine Weise vermittelst der Einschnitte in die Haut, sich in die kleine Hölen unter der Haut hineinbegibt, sobald sich die Lippen der Wunde zuschliessen, und der Luft den Rückweg ab- schneiden, so weis sich, sage ich, die Luft in dem ganzen Körper des Menschen auszubreiten, und sie ist es eben, die nach der Verdünnung, wovon die Lebenswärme Ur- sache ist, allenthalben einen zusammenhängenden Ge- schwulst, den man den Windgeschwulst nennt, hervor- bringt. Jch führe von unzählbaren Beispielen nur ei- nige wenige an. An einem der verschnitten ward, brachte die verschloßne Luft einen Windgeschwulst am ganzen Körper zum Vorschein, so daß sich auch das Ge- kröse, die Blutadern, und das Herz selbst endlich mit Luft anfüllten (r). Die zerschnittene Luftröhre, und eine zerbrochne Ribbe wurden von einem Windgeschwul- ste am ganzen Körper begleitet, die Fussole und inwendi- ge Hand allein ausgenommen (s); eine andre Wunde, die durch den obern Theil der Luftröhre gedrungen war, zog sehr häufige Windgeschwülste auch an Händen und
Füssen
(o)[Spaltenumbruch]hildan. cent. 3. obs. 18.
(p)imbert des tumeurs. S. 241.
(q)Lib. VIII. c. 38.
(r)[Spaltenumbruch]Alex. monroo ess. of a Societ. at Edimburgh. T. V.
(s)cheselden anat. of hum. bod Ed. 6. p. 130.
B 4
des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
nachmachte (o), und es ward einem andern Ungluͤckſeeli- gen der Koͤrper von den Raͤubern grauſamer weiſe und dergeſtalt aufgeblaſen, daß er ſeinen eignen Hals eroͤf- nen muſte, damit er der erſtikkenden Luft Plaz machte (p). Von den Dachſen gibet Plinius vor, ſie koͤnnten dergeſtalt ihren Koͤrper mit Luft erfuͤllen, daß ſie ganz und gar da- von eine runde Figur bekaͤmen (q).
Solchergeſtalt weis ſich die Luft, wenn ſie nach ei- ner Verwundung an der Luftroͤhre, oder der Lunge in die zellige Raͤume zwiſchen den Ribben und den Muſ keln, oder in die Faͤcher, welche ſich um die Ruͤkkenwirbel her- umlagern, tritt, oder wenn ſie auf irgend eine Weiſe vermittelſt der Einſchnitte in die Haut, ſich in die kleine Hoͤlen unter der Haut hineinbegibt, ſobald ſich die Lippen der Wunde zuſchlieſſen, und der Luft den Ruͤckweg ab- ſchneiden, ſo weis ſich, ſage ich, die Luft in dem ganzen Koͤrper des Menſchen auszubreiten, und ſie iſt es eben, die nach der Verduͤnnung, wovon die Lebenswaͤrme Ur- ſache iſt, allenthalben einen zuſammenhaͤngenden Ge- ſchwulſt, den man den Windgeſchwulſt nennt, hervor- bringt. Jch fuͤhre von unzaͤhlbaren Beiſpielen nur ei- nige wenige an. An einem der verſchnitten ward, brachte die verſchloßne Luft einen Windgeſchwulſt am ganzen Koͤrper zum Vorſchein, ſo daß ſich auch das Ge- kroͤſe, die Blutadern, und das Herz ſelbſt endlich mit Luft anfuͤllten (r). Die zerſchnittene Luftroͤhre, und eine zerbrochne Ribbe wurden von einem Windgeſchwul- ſte am ganzen Koͤrper begleitet, die Fusſole und inwendi- ge Hand allein ausgenommen (s); eine andre Wunde, die durch den obern Theil der Luftroͤhre gedrungen war, zog ſehr haͤufige Windgeſchwuͤlſte auch an Haͤnden und
Fuͤſſen
(o)[Spaltenumbruch]hildan. cent. 3. obſ. 18.
(p)imbert des tumeurs. S. 241.
(q)Lib. VIII. c. 38.
(r)[Spaltenumbruch]Alex. monroo eſſ. of a Societ. at Edimburgh. T. V.
(s)cheselden anat. of hum. bod Ed. 6. p. 130.
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des menſchlichen Koͤrpers. Zellgewebe.
nachmachte (o), und es ward einem andern Ungluͤckſeeli-
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dergeſtalt aufgeblaſen, daß er ſeinen eignen Hals eroͤf-
nen muſte, damit er der erſtikkenden Luft Plaz machte (p).
Von den Dachſen gibet Plinius vor, ſie koͤnnten dergeſtalt
ihren Koͤrper mit Luft erfuͤllen, daß ſie ganz und gar da-
von eine runde Figur bekaͤmen (q).
Solchergeſtalt weis ſich die Luft, wenn ſie nach ei-
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die zellige Raͤume zwiſchen den Ribben und den Muſ keln,
oder in die Faͤcher, welche ſich um die Ruͤkkenwirbel her-
umlagern, tritt, oder wenn ſie auf irgend eine Weiſe
vermittelſt der Einſchnitte in die Haut, ſich in die kleine
Hoͤlen unter der Haut hineinbegibt, ſobald ſich die Lippen
der Wunde zuſchlieſſen, und der Luft den Ruͤckweg ab-
ſchneiden, ſo weis ſich, ſage ich, die Luft in dem ganzen
Koͤrper des Menſchen auszubreiten, und ſie iſt es eben,
die nach der Verduͤnnung, wovon die Lebenswaͤrme Ur-
ſache iſt, allenthalben einen zuſammenhaͤngenden Ge-
ſchwulſt, den man den Windgeſchwulſt nennt, hervor-
bringt. Jch fuͤhre von unzaͤhlbaren Beiſpielen nur ei-
nige wenige an. An einem der verſchnitten ward,
brachte die verſchloßne Luft einen Windgeſchwulſt am
ganzen Koͤrper zum Vorſchein, ſo daß ſich auch das Ge-
kroͤſe, die Blutadern, und das Herz ſelbſt endlich mit
Luft anfuͤllten (r). Die zerſchnittene Luftroͤhre, und
eine zerbrochne Ribbe wurden von einem Windgeſchwul-
ſte am ganzen Koͤrper begleitet, die Fusſole und inwendi-
ge Hand allein ausgenommen (s); eine andre Wunde,
die durch den obern Theil der Luftroͤhre gedrungen war,
zog ſehr haͤufige Windgeſchwuͤlſte auch an Haͤnden und
Fuͤſſen
(o)
hildan. cent. 3. obſ. 18.
(p) imbert des tumeurs.
S. 241.
(q) Lib. VIII. c. 38.
(r)
Alex. monroo eſſ. of a
Societ. at Edimburgh. T. V.
(s) cheselden anat. of
hum. bod Ed. 6. p. 130.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/79>, abgerufen am 16.02.2025.
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