jenigen in der That sehr irren, die behauptet haben, daß sich das Herz des Aales eben so, wie das Herz an an- deren Thieren, unter der Zusammenziehung verkürze (g). Wofern es an dem ist, daß das Herz in den Schnekken ohne Gehäuse (h), wenn es sich zusammenzieht, länger werde, so würde ich davor halten, daß es auf gleiche Art gebildet sey, wiewol man einen sichern Zeugen hat, nämlich den Lister(i), daß sich die Sache anders ver- halte, und daß die Spizze und der Grund des Herzens alsdenn näher zusammen kommen. Es kann aber an einem kegelförmigen Herzen, dergleichen das menschliche, oder der vierfüßigen Thiere, oder der Vögel ihres ist, eine solche Bewegung nicht statt haben, weil der gar zu dikke Grund von den Fasern der Mitte des Herzens, welches daselbst schmäler ist, und folglich von wenigerm Fleische unterstüzzet wird, nicht überwältiget und zurük- getrieben werden kann; die Spizze aber denen Queerfa- sern, die das Blut aller Orten von der Mitte des Her- zens zurükketreiben, aus der Ursache nicht nachgiebt, weil seine Fasern offenbar in den Grund des Herzens in einen Stükke fortlaufen, und also, wenn sie sich zusammenzö- gen, die bewegliche Herzspizze nothwendig gegen dem fe- sten Grund fortziehen müsten.
§. 5. Die Herzschläge.
Es verändert sich aber unter der Zusammenziehung nicht blos und allein die Figur des Herzens, sondern auch zugleich die Lage desselben. Denn es beschreibet die Herz- spizze an den vierfüßigen Thieren, indem sie sich dem Grunde nähert, rechter Hand, und nach vorne zu, um
den
(g)[Spaltenumbruch]Dominicus de marchettis Compend. anat. S. 73. Ioh. mvral- tvs Vademec. anat. S. 385.
(h)[Spaltenumbruch]
Das versichert M. gavtier Observ. T. III. S. 482.
(i)De cochlea S. 26.
Die Bewegung des Herzens.
jenigen in der That ſehr irren, die behauptet haben, daß ſich das Herz des Aales eben ſo, wie das Herz an an- deren Thieren, unter der Zuſammenziehung verkuͤrze (g). Wofern es an dem iſt, daß das Herz in den Schnekken ohne Gehaͤuſe (h), wenn es ſich zuſammenzieht, laͤnger werde, ſo wuͤrde ich davor halten, daß es auf gleiche Art gebildet ſey, wiewol man einen ſichern Zeugen hat, naͤmlich den Liſter(i), daß ſich die Sache anders ver- halte, und daß die Spizze und der Grund des Herzens alsdenn naͤher zuſammen kommen. Es kann aber an einem kegelfoͤrmigen Herzen, dergleichen das menſchliche, oder der vierfuͤßigen Thiere, oder der Voͤgel ihres iſt, eine ſolche Bewegung nicht ſtatt haben, weil der gar zu dikke Grund von den Faſern der Mitte des Herzens, welches daſelbſt ſchmaͤler iſt, und folglich von wenigerm Fleiſche unterſtuͤzzet wird, nicht uͤberwaͤltiget und zuruͤk- getrieben werden kann; die Spizze aber denen Queerfa- ſern, die das Blut aller Orten von der Mitte des Her- zens zuruͤkketreiben, aus der Urſache nicht nachgiebt, weil ſeine Faſern offenbar in den Grund des Herzens in einen Stuͤkke fortlaufen, und alſo, wenn ſie ſich zuſammenzoͤ- gen, die bewegliche Herzſpizze nothwendig gegen dem fe- ſten Grund fortziehen muͤſten.
§. 5. Die Herzſchlaͤge.
Es veraͤndert ſich aber unter der Zuſammenziehung nicht blos und allein die Figur des Herzens, ſondern auch zugleich die Lage deſſelben. Denn es beſchreibet die Herz- ſpizze an den vierfuͤßigen Thieren, indem ſie ſich dem Grunde naͤhert, rechter Hand, und nach vorne zu, um
den
(g)[Spaltenumbruch]Dominicus de marchettis Compend. anat. S. 73. Ioh. mvral- tvs Vademec. anat. S. 385.
(h)[Spaltenumbruch]
Das verſichert M. gavtier Obſerv. T. III. S. 482.
(i)De cochlea S. 26.
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[747/0803]
Die Bewegung des Herzens.
jenigen in der That ſehr irren, die behauptet haben, daß
ſich das Herz des Aales eben ſo, wie das Herz an an-
deren Thieren, unter der Zuſammenziehung verkuͤrze (g).
Wofern es an dem iſt, daß das Herz in den Schnekken
ohne Gehaͤuſe (h), wenn es ſich zuſammenzieht, laͤnger
werde, ſo wuͤrde ich davor halten, daß es auf gleiche
Art gebildet ſey, wiewol man einen ſichern Zeugen hat,
naͤmlich den Liſter (i), daß ſich die Sache anders ver-
halte, und daß die Spizze und der Grund des Herzens
alsdenn naͤher zuſammen kommen. Es kann aber an
einem kegelfoͤrmigen Herzen, dergleichen das menſchliche,
oder der vierfuͤßigen Thiere, oder der Voͤgel ihres iſt,
eine ſolche Bewegung nicht ſtatt haben, weil der gar
zu dikke Grund von den Faſern der Mitte des Herzens,
welches daſelbſt ſchmaͤler iſt, und folglich von wenigerm
Fleiſche unterſtuͤzzet wird, nicht uͤberwaͤltiget und zuruͤk-
getrieben werden kann; die Spizze aber denen Queerfa-
ſern, die das Blut aller Orten von der Mitte des Her-
zens zuruͤkketreiben, aus der Urſache nicht nachgiebt, weil
ſeine Faſern offenbar in den Grund des Herzens in einen
Stuͤkke fortlaufen, und alſo, wenn ſie ſich zuſammenzoͤ-
gen, die bewegliche Herzſpizze nothwendig gegen dem fe-
ſten Grund fortziehen muͤſten.
§. 5.
Die Herzſchlaͤge.
Es veraͤndert ſich aber unter der Zuſammenziehung
nicht blos und allein die Figur des Herzens, ſondern auch
zugleich die Lage deſſelben. Denn es beſchreibet die Herz-
ſpizze an den vierfuͤßigen Thieren, indem ſie ſich dem
Grunde naͤhert, rechter Hand, und nach vorne zu, um
den
(g)
Dominicus de marchettis
Compend. anat. S. 73. Ioh. mvral-
tvs Vademec. anat. S. 385.
(h)
Das verſichert M. gavtier
Obſerv. T. III. S. 482.
(i) De cochlea S. 26.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/803>, abgerufen am 22.11.2024.
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