beider Kammern mit ihrem Zeugnisse bekräftiget (k). Jch habe auch an geöfneten Kammern wahrgenommen, daß die Zusammenziehung zu gleicher Zeit geschehe (k*).
§. 22. Des Lancisius Meinung darüber.
Es folgen demnach diese drei Zeiten immerzu in ei- ner Verbindung auf einander, also daß die Blutadern und die Herzkammern allemal zu gleicher Zeit angefüllet und ausgeleeret werden, und in der darauf folgenden Zeit die Herzohren und grossen Schlagadern ebenfalls auf einmal sich mit Blut anfüllen, und wiederum davon entledigen. Es haben nur erst in diesem jezzigen Jahr- hundert einige berühmte Männer diese eingeführte Mei- nung bestritten. Es berufet sich nämlich Johann Ma- ria Lancisius(l) auf seine Versuche, die er an grossen Thieren (m), als an den Pferden, und bei dem klopfen- den Punkte, oder dem zarten Herzen eines bebrüteten Hün- chen (n), gemacht hätte. Er ist aber bisher von der ge- meinen Meinung darinnen eigentlich abgewichen, daß er zwar gestand, es geschehe die Zusammenziehung des Herz- ohres um den dritten Theil der Zeit, die dem Herzschla- ge gleich wäre, früher, als die Zusammenziehung des Her- zens, und erfolge alsdenn, wenn die Erweiterung der Herzkammern aufhöre; in der zwoten Zeit aber solte die Zusammenziehung der Ohren, wie er ferner sagte, zu- gleich mit dem Anfange des Zusammenziehens der Kam- mer geschehen, und in der dritten Zeit sollte endlich die Zusammenziehung des Herzohres alsdenn erfolgen, wenn das zweite Drittheil derer Herzkammern zusammengezo-
gen
(k)[Spaltenumbruch]Harvey S. 26. 30. 38. Wa- läusEpist. I. S. 400. oder 784. der dritten Ausg. Lowerc. 2. S. 45.
(k*)Exp. 471. 485.
(l)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort. Prop. 59. 60. 61.
(m) S. 88.
(n) S. 43.
Die Bewegung des Herzens.
beider Kammern mit ihrem Zeugniſſe bekraͤftiget (k). Jch habe auch an geoͤfneten Kammern wahrgenommen, daß die Zuſammenziehung zu gleicher Zeit geſchehe (k*).
§. 22. Des Lanciſius Meinung daruͤber.
Es folgen demnach dieſe drei Zeiten immerzu in ei- ner Verbindung auf einander, alſo daß die Blutadern und die Herzkammern allemal zu gleicher Zeit angefuͤllet und ausgeleeret werden, und in der darauf folgenden Zeit die Herzohren und groſſen Schlagadern ebenfalls auf einmal ſich mit Blut anfuͤllen, und wiederum davon entledigen. Es haben nur erſt in dieſem jezzigen Jahr- hundert einige beruͤhmte Maͤnner dieſe eingefuͤhrte Mei- nung beſtritten. Es berufet ſich naͤmlich Johann Ma- ria Lanciſius(l) auf ſeine Verſuche, die er an groſſen Thieren (m), als an den Pferden, und bei dem klopfen- den Punkte, oder dem zarten Herzen eines bebruͤteten Huͤn- chen (n), gemacht haͤtte. Er iſt aber bisher von der ge- meinen Meinung darinnen eigentlich abgewichen, daß er zwar geſtand, es geſchehe die Zuſammenziehung des Herz- ohres um den dritten Theil der Zeit, die dem Herzſchla- ge gleich waͤre, fruͤher, als die Zuſammenziehung des Her- zens, und erfolge alsdenn, wenn die Erweiterung der Herzkammern aufhoͤre; in der zwoten Zeit aber ſolte die Zuſammenziehung der Ohren, wie er ferner ſagte, zu- gleich mit dem Anfange des Zuſammenziehens der Kam- mer geſchehen, und in der dritten Zeit ſollte endlich die Zuſammenziehung des Herzohres alsdenn erfolgen, wenn das zweite Drittheil derer Herzkammern zuſammengezo-
gen
(k)[Spaltenumbruch]Harvey S. 26. 30. 38. Wa- läusEpiſt. I. S. 400. oder 784. der dritten Ausg. Lowerc. 2. S. 45.
(k*)Exp. 471. 485.
(l)[Spaltenumbruch]
Am angef. Ort. Prop. 59. 60. 61.
(m) S. 88.
(n) S. 43.
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[797/0853]
Die Bewegung des Herzens.
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Jch habe auch an geoͤfneten Kammern wahrgenommen,
daß die Zuſammenziehung zu gleicher Zeit geſchehe (k*).
§. 22.
Des Lanciſius Meinung daruͤber.
Es folgen demnach dieſe drei Zeiten immerzu in ei-
ner Verbindung auf einander, alſo daß die Blutadern
und die Herzkammern allemal zu gleicher Zeit angefuͤllet
und ausgeleeret werden, und in der darauf folgenden
Zeit die Herzohren und groſſen Schlagadern ebenfalls
auf einmal ſich mit Blut anfuͤllen, und wiederum davon
entledigen. Es haben nur erſt in dieſem jezzigen Jahr-
hundert einige beruͤhmte Maͤnner dieſe eingefuͤhrte Mei-
nung beſtritten. Es berufet ſich naͤmlich Johann Ma-
ria Lanciſius (l) auf ſeine Verſuche, die er an groſſen
Thieren (m), als an den Pferden, und bei dem klopfen-
den Punkte, oder dem zarten Herzen eines bebruͤteten Huͤn-
chen (n), gemacht haͤtte. Er iſt aber bisher von der ge-
meinen Meinung darinnen eigentlich abgewichen, daß er
zwar geſtand, es geſchehe die Zuſammenziehung des Herz-
ohres um den dritten Theil der Zeit, die dem Herzſchla-
ge gleich waͤre, fruͤher, als die Zuſammenziehung des Her-
zens, und erfolge alsdenn, wenn die Erweiterung der
Herzkammern aufhoͤre; in der zwoten Zeit aber ſolte die
Zuſammenziehung der Ohren, wie er ferner ſagte, zu-
gleich mit dem Anfange des Zuſammenziehens der Kam-
mer geſchehen, und in der dritten Zeit ſollte endlich die
Zuſammenziehung des Herzohres alsdenn erfolgen, wenn
das zweite Drittheil derer Herzkammern zuſammengezo-
gen
(k)
Harvey S. 26. 30. 38. Wa-
läus Epiſt. I. S. 400. oder 784. der
dritten Ausg. Lower c. 2. S. 45.
(k*) Exp. 471. 485.
(l)
Am angef. Ort. Prop. 59.
60. 61.
(m) S. 88.
(n) S. 43.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 797. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/853>, abgerufen am 22.11.2024.
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