gen würde. Wenn man demnach eine jede Verenge- rung der Ohren, oder der Kammern, in drei Theile ein- theilete, so würden die zween leztern Drittheile der völ- ligen Zusammenziehung des Ohres auf die zween erstere Drittheile der zusammengezognen Kammern fallen, und es wird, nach der Meinung des Lancisius(o), welche Carl Philipp Glass(p) angenommen, und der berühm- te J. Gottfried Brendel(q) vertheidiget hat, die Zu- sammenziehung des Ohres nur um das einzige erste Drit- theil eher erfolgen, als die Verengerung des Herzens.
Jch will zwar dem Harvey(r) und Backe(s), wel- che sich durch ihre gemachte Versuche vor andern am mei- sten hervorgethan haben, nicht widersprechen, wenn sie behaupten, daß sich die Bewegung des Herzens sehr schwer beobachten lasse, oder dem Waläus entgegen seyn (t), der eben um dieser Ursache willen angerathen hat, daß man die Erscheinungen, so bei dem Herzen vor- kommen, an matt gewordnen Thieren, oder an solchen beobachten solle, welche ein kaltes Blut führen. Es ist aber dem allen ohnerachtet dennoch diejenige Schwierig- keit nicht unübersteiglich, von der Lancisius hinter das Licht geführet wurde. Jch habe in der That gar zu oft an Fischen, Fröschen, Eidechsen, Raben, Eulen, bebrüte- ten Hünchen, an Mäusen, Ratten, Schweinen, Kanin- chen, jungen Bökchen, Schafen, Hunden, Kazzen, Jgeln, ohne daß mir der geringste Zweifel übrig geblieben wä- re, deutlich wahrgenommen, daß sich die Herzohren viel ehe mit Blut anfüllen, als die Kammern, und daß die- selben, nachdem sie sich zusammengezogen, ebener massen eher ausgeleeret wurden, als sich die darunter befindli-
che
(o)[Spaltenumbruch]
S. 88. 89.
(p) Dessen öfters angeführte Dissert. n. 69.
(q) Jm Programma, de senten- [Spaltenumbruch]
tia Lancisiana, non penitus im- probabili.
(r)Exercit. I.
(s) S. 248.
(t) S. 403.
Viertes Buch. Das Herz.
gen wuͤrde. Wenn man demnach eine jede Verenge- rung der Ohren, oder der Kammern, in drei Theile ein- theilete, ſo wuͤrden die zween leztern Drittheile der voͤl- ligen Zuſammenziehung des Ohres auf die zween erſtere Drittheile der zuſammengezognen Kammern fallen, und es wird, nach der Meinung des Lanciſius(o), welche Carl Philipp Glaſſ(p) angenommen, und der beruͤhm- te J. Gottfried Brendel(q) vertheidiget hat, die Zu- ſammenziehung des Ohres nur um das einzige erſte Drit- theil eher erfolgen, als die Verengerung des Herzens.
Jch will zwar dem Harvey(r) und Backe(s), wel- che ſich durch ihre gemachte Verſuche vor andern am mei- ſten hervorgethan haben, nicht widerſprechen, wenn ſie behaupten, daß ſich die Bewegung des Herzens ſehr ſchwer beobachten laſſe, oder dem Walaͤus entgegen ſeyn (t), der eben um dieſer Urſache willen angerathen hat, daß man die Erſcheinungen, ſo bei dem Herzen vor- kommen, an matt gewordnen Thieren, oder an ſolchen beobachten ſolle, welche ein kaltes Blut fuͤhren. Es iſt aber dem allen ohnerachtet dennoch diejenige Schwierig- keit nicht unuͤberſteiglich, von der Lanciſius hinter das Licht gefuͤhret wurde. Jch habe in der That gar zu oft an Fiſchen, Froͤſchen, Eidechſen, Raben, Eulen, bebruͤte- ten Huͤnchen, an Maͤuſen, Ratten, Schweinen, Kanin- chen, jungen Boͤkchen, Schafen, Hunden, Kazzen, Jgeln, ohne daß mir der geringſte Zweifel uͤbrig geblieben waͤ- re, deutlich wahrgenommen, daß ſich die Herzohren viel ehe mit Blut anfuͤllen, als die Kammern, und daß die- ſelben, nachdem ſie ſich zuſammengezogen, ebener maſſen eher ausgeleeret wurden, als ſich die darunter befindli-
che
(o)[Spaltenumbruch]
S. 88. 89.
(p) Deſſen oͤfters angefuͤhrte Diſſert. n. 69.
(q) Jm Programma, de ſenten- [Spaltenumbruch]
tia Lanciſiana, non penitus im- probabili.
(r)Exercit. I.
(s) S. 248.
(t) S. 403.
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Viertes Buch. Das Herz.
gen wuͤrde. Wenn man demnach eine jede Verenge-
rung der Ohren, oder der Kammern, in drei Theile ein-
theilete, ſo wuͤrden die zween leztern Drittheile der voͤl-
ligen Zuſammenziehung des Ohres auf die zween erſtere
Drittheile der zuſammengezognen Kammern fallen, und
es wird, nach der Meinung des Lanciſius (o), welche
Carl Philipp Glaſſ (p) angenommen, und der beruͤhm-
te J. Gottfried Brendel (q) vertheidiget hat, die Zu-
ſammenziehung des Ohres nur um das einzige erſte Drit-
theil eher erfolgen, als die Verengerung des Herzens.
Jch will zwar dem Harvey (r) und Backe (s), wel-
che ſich durch ihre gemachte Verſuche vor andern am mei-
ſten hervorgethan haben, nicht widerſprechen, wenn ſie
behaupten, daß ſich die Bewegung des Herzens ſehr
ſchwer beobachten laſſe, oder dem Walaͤus entgegen
ſeyn (t), der eben um dieſer Urſache willen angerathen
hat, daß man die Erſcheinungen, ſo bei dem Herzen vor-
kommen, an matt gewordnen Thieren, oder an ſolchen
beobachten ſolle, welche ein kaltes Blut fuͤhren. Es iſt
aber dem allen ohnerachtet dennoch diejenige Schwierig-
keit nicht unuͤberſteiglich, von der Lanciſius hinter das
Licht gefuͤhret wurde. Jch habe in der That gar zu oft
an Fiſchen, Froͤſchen, Eidechſen, Raben, Eulen, bebruͤte-
ten Huͤnchen, an Maͤuſen, Ratten, Schweinen, Kanin-
chen, jungen Boͤkchen, Schafen, Hunden, Kazzen, Jgeln,
ohne daß mir der geringſte Zweifel uͤbrig geblieben waͤ-
re, deutlich wahrgenommen, daß ſich die Herzohren viel
ehe mit Blut anfuͤllen, als die Kammern, und daß die-
ſelben, nachdem ſie ſich zuſammengezogen, ebener maſſen
eher ausgeleeret wurden, als ſich die darunter befindli-
che
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S. 88. 89.
(p) Deſſen oͤfters angefuͤhrte
Diſſert. n. 69.
(q) Jm Programma, de ſenten-
tia Lanciſiana, non penitus im-
probabili.
(r) Exercit. I.
(s) S. 248.
(t) S. 403.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 798. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/854>, abgerufen am 22.11.2024.
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