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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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Die Bewegung des Herzens.
§. 24.
Das Ende derer Bewegungen der Kammern,
der Ohren, der Holader und der Lun-
genblutader.

Bisher haben wir vieles von der Bewegung des
Herzens beigebracht, nunmehro müssen wir auch noch
etwas von der Ruhe desselben hinzufügen. Es er-
folgen nämlich, bei einem in den lezten Zügen liegenden
Thiere, die Zusammenziehungen des Herzens allmälich
schwächer (c), und werden nach dem Maasse der Schwä-
che immer geschwinder (d), woraus dann derjenige wurm-
förmig kriechende Herzschlag entstehet, der bei seiner un-
gemein schwachen Beschaffenheit so schnell gehet, daß
man ihn in der That nicht zählen kann. Hiernächst er-
folgen auch zwischen den Zusammenziehungen des Her-
zens gewisse Zeiträume oder Pausen, die man theils an
dem aussen bleibenden Pulse, theils aus dem Athemho-
len erkennen kann, welches bei sterbenden Thieren oft
auf eine lange Zeit zurükgehalten wird, und gleichsam
erst von weiten wiederzukommen scheinet. Es dauren
diese Zwischenzeiten auch selbst bei lebendigen Thieren
zwo, bis vier Secunden (e), und endlich ganze Minu-
ten (f) lang. Jn einem bebrüteten Eye habe ich an-
fangs zehn, nachgehends sechs, vier, und endlich zween
Pulse gezählet, als das Hünchen nach und nach seine
Kräfte verlohr.

Hierauf begeben sich die linken Hölungen des Her-
zens zur Ruhe, und zwar erstlich die Herzkammer (g)

und
(c) [Spaltenumbruch] Ens am angef. Ort, n. 14.
Senac S. 320.
(d) Senac ebendas.
(e) tosetti Lettera 2. esper. 19.
(f) An dem radförmigen Thier-
chen (animal rotiferum). baker
Employement for the microscope

S. 280.
(g) [Spaltenumbruch] Harvey S. 39. Second Me-
moir. sur les parties sensibl. & ir-
ritabl. Exp.
471. 474. 482. 512. 513.
514. 543. 555. und in meinen neu-
lich gemachten Versuchen, die noch
nicht herausgegeben sind, vom Jahr
1756.
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Die Bewegung des Herzens.
§. 24.
Das Ende derer Bewegungen der Kammern,
der Ohren, der Holader und der Lun-
genblutader.

Bisher haben wir vieles von der Bewegung des
Herzens beigebracht, nunmehro muͤſſen wir auch noch
etwas von der Ruhe deſſelben hinzufuͤgen. Es er-
folgen naͤmlich, bei einem in den lezten Zuͤgen liegenden
Thiere, die Zuſammenziehungen des Herzens allmaͤlich
ſchwaͤcher (c), und werden nach dem Maaſſe der Schwaͤ-
che immer geſchwinder (d), woraus dann derjenige wurm-
foͤrmig kriechende Herzſchlag entſtehet, der bei ſeiner un-
gemein ſchwachen Beſchaffenheit ſo ſchnell gehet, daß
man ihn in der That nicht zaͤhlen kann. Hiernaͤchſt er-
folgen auch zwiſchen den Zuſammenziehungen des Her-
zens gewiſſe Zeitraͤume oder Pauſen, die man theils an
dem auſſen bleibenden Pulſe, theils aus dem Athemho-
len erkennen kann, welches bei ſterbenden Thieren oft
auf eine lange Zeit zuruͤkgehalten wird, und gleichſam
erſt von weiten wiederzukommen ſcheinet. Es dauren
dieſe Zwiſchenzeiten auch ſelbſt bei lebendigen Thieren
zwo, bis vier Secunden (e), und endlich ganze Minu-
ten (f) lang. Jn einem bebruͤteten Eye habe ich an-
fangs zehn, nachgehends ſechs, vier, und endlich zween
Pulſe gezaͤhlet, als das Huͤnchen nach und nach ſeine
Kraͤfte verlohr.

Hierauf begeben ſich die linken Hoͤlungen des Her-
zens zur Ruhe, und zwar erſtlich die Herzkammer (g)

und
(c) [Spaltenumbruch] Ens am angef. Ort, n. 14.
Senac S. 320.
(d) Senac ebendaſ.
(e) tosetti Lettera 2. eſper. 19.
(f) An dem radfoͤrmigen Thier-
chen (animal rotiferum). baker
Employement for the microſcope

S. 280.
(g) [Spaltenumbruch] Harvey S. 39. Second Me-
moir. ſur les parties ſenſibl. & ir-
ritabl. Exp.
471. 474. 482. 512. 513.
514. 543. 555. und in meinen neu-
lich gemachten Verſuchen, die noch
nicht herausgegeben ſind, vom Jahr
1756.
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[807/0863] Die Bewegung des Herzens. §. 24. Das Ende derer Bewegungen der Kammern, der Ohren, der Holader und der Lun- genblutader. Bisher haben wir vieles von der Bewegung des Herzens beigebracht, nunmehro muͤſſen wir auch noch etwas von der Ruhe deſſelben hinzufuͤgen. Es er- folgen naͤmlich, bei einem in den lezten Zuͤgen liegenden Thiere, die Zuſammenziehungen des Herzens allmaͤlich ſchwaͤcher (c), und werden nach dem Maaſſe der Schwaͤ- che immer geſchwinder (d), woraus dann derjenige wurm- foͤrmig kriechende Herzſchlag entſtehet, der bei ſeiner un- gemein ſchwachen Beſchaffenheit ſo ſchnell gehet, daß man ihn in der That nicht zaͤhlen kann. Hiernaͤchſt er- folgen auch zwiſchen den Zuſammenziehungen des Her- zens gewiſſe Zeitraͤume oder Pauſen, die man theils an dem auſſen bleibenden Pulſe, theils aus dem Athemho- len erkennen kann, welches bei ſterbenden Thieren oft auf eine lange Zeit zuruͤkgehalten wird, und gleichſam erſt von weiten wiederzukommen ſcheinet. Es dauren dieſe Zwiſchenzeiten auch ſelbſt bei lebendigen Thieren zwo, bis vier Secunden (e), und endlich ganze Minu- ten (f) lang. Jn einem bebruͤteten Eye habe ich an- fangs zehn, nachgehends ſechs, vier, und endlich zween Pulſe gezaͤhlet, als das Huͤnchen nach und nach ſeine Kraͤfte verlohr. Hierauf begeben ſich die linken Hoͤlungen des Her- zens zur Ruhe, und zwar erſtlich die Herzkammer (g) und (c) Ens am angef. Ort, n. 14. Senac S. 320. (d) Senac ebendaſ. (e) tosetti Lettera 2. eſper. 19. (f) An dem radfoͤrmigen Thier- chen (animal rotiferum). baker Employement for the microſcope S. 280. (g) Harvey S. 39. Second Me- moir. ſur les parties ſenſibl. & ir- ritabl. Exp. 471. 474. 482. 512. 513. 514. 543. 555. und in meinen neu- lich gemachten Verſuchen, die noch nicht herausgegeben ſind, vom Jahr 1756. E e e 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 807. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/863>, abgerufen am 22.11.2024.